Prof. Dr. 
Günther Winde

Prof. Dr. Günther Winde

Medizinischer Fachautor

Übersicht

Vita

Beruflicher Werdegang

…an der Universität Münster

1984 nahm ich die Tätigkeit in der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Chirurgischen Klinik der Universität Münster bei Prof. Dittrich auf und erlernte die intensivmedizinischer Versorgung nach kardiovaskular-chirurgischen Eingriffen. 1985 wechselte ich in das angestrebte Arbeitsgebiet "Chirurgie" in die Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie (Prof. Dr. H. Bünte), für die Weiterbildung zum Arzt für Chirurgie mit Ausbildung zum Rettungsarzt für die Stadt Münster. Im Rahmen der Facharztweiterbildung wechselte ich für 1 Jahr in die Abteilung für Unfall- und Handchirurgie zu Prof. Brug für die operative und konservative Frakturbehandlung. Danach führte ich ein Jahr die Privatstation von Prof. Bünte als Stationsarzt; Umfangreiche Assistenztätigkeit bei viszeralchirurgischen-, thoraxchirurgischen und gefäßchirurgischen Operationsverfahren dienten der intensiven chirurgischen Schulung. 1991 erlangte ich 1991 die Gebietsbezeichnung "Arzt für Chirurgie".

Die Mitarbeit in Spezialsprechstunden seit 1987 umfasste die proktologische Sprechstunde, die endokrinologische Sprechstunde und gefäßchirurgische Sprechstunde. Neben den Tätigkeiten auf der Intensivstation entwickelte sich gleichzeitig ab 1986 eine Beteiligung im Transplantationsteam der Klinik bei Prof. B. Buchholz (Versorgung der NTP-Patienten, Organempfängerauswahl, Koordination von Transplantationen bis Operation). Zwischen 1986-88 nahm ich an der Durchführung von Organex-plantationen teil, assistierte > 150 Nierentransplantationen und führte 27 Nierentransplantationen selbständig durch.

Ab Anfang 1991-1993 nahm ich an der speziellen Weiterbildung für den Schwerpunkt Gefäßchirurgie teil. Dazu gehörte die Akut- und Regelversorgung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, die Operation von Aortenaneurysmen, Y-Prothesen, periphere Prothesen- und Bypassversorgung und Operationen von Stenosen supraaortaler Blutgefäße. Subclavia-Carotisbypass und extraanatomischer Bypass wurden unter Assistenz durchgeführt, ebenso Shunt-Chirurgie erlernt.

Nach der Habilitation im Juni 1993 folgte im 1993 die Ernennung zum Oberarzt.
Seit Mitte 1993 - 1996 wurden mehrheitlich viszeralchirurgische Operationen durchgeführt, um den Operationskatalog im Schwerpunkt Visceralchirurgie zu ergänzen. Das vielseitige onkologische Patientengut der Klinik ermöglichte eine reichhaltige Erfahrung bei großen abdominalchirurgischen und thoraxchirurgischen Operationen (Ösophagus-, Magen-, Pankreas-, kolorektale Karzinome).

Unter Prof. Senninger differenzierte sich die Lymphadenektomie und die Anastomosentechnik bei onkologischer Pankreaschirurgie. Die Metastasen-Chirurgie der Leber als auch die Resektion von primären Lebertumoren und Klatskin-Tumoren war erlernt. Lungeneingriffe umfassten sowohl die offene und thorakoskopische Chirurgie, aber vor allem auch die onkologische Chirurgie von Bronchialkarzinomen und schwierige Dekortikationen. Thoraxchirurgische Notfälle und Rethorakotomien bei Rezidiveingriffen führten in Absprache zwischen Prof. Senninger und Prof. Scheld (Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie) zur Beteiligung am thoraxchirurgischen Operationsprogramm dieser Klinik. Die zwischen 1996-1998 erworbenen Erfahrungen ermöglichten die Erfüllung des Operationskatalogs für die Schwerpunktbezeichnung Thoraxchirurgie.

Seit 1991 nahm ich am Konsiliardienst der Klinik teil, seit 1993 auch an der konsiliarischen operativen Tätigkeit in anderen operativen Fachgebieten (Gynäkologie, Orthopädie)

Die intensive Mitarbeit in der koloproktologischen Sprechstunde erstreckte sich kontinuierlich über mehr als 13 Jahre, seit 1995 war ich verantwortlicher Oberarzt dieses Hauptfunktionsbereichs.

Eine Ausbildung an der Universität Tübingen bei Prof. G. Bueß führte seit 1991 zum gezielten Aufbau operativer Tätigkeit auf dem Gebiet transanale endoskopischer Mikrochirurgie (TEM).

Unter Prof. Senninger erweiterte sich mein Operationsspektrum um die totale mesorektale Exzision beim Rektumkarzinom, und um die ileopouch-analen Anastomosentechnik. Die intraoperative Strahlentherapie bei Rektumkarzinomrezidiven (IORT) zählte seit 1996 zum operativ interdisziplinären Therapiespektrum, ebenso werden retrorektale Eingriffe bei M. Hirschsprung.

Seit 1991 betreute ich den Aufbau des Polyposisregisters der allgemeinchirurgischen Klinik in Kooperation mit der Leeds Castle Polyposis Group, St. Mark’s Hospital, London, und unter Inanspruchnahme von Leistungen verschiedener Institute und Kliniken der eigenen und auch auswärtiger medizinischer Fakultäten in Fortführung meiner Habilitationsarbeit.

Der Funktionsbereich Doppler-/Duplex-Sonographie zur klinikeigenen, konsiliarischen und ambulanten Patientenversorgung wurde weiterhin betreut. Die intraoperative und laparoskopische Sonographie wurde 1996 eingeführt. Seit 1994 nehme ich an der KV-ärztlichen Versorgung teil inkl. Endosonographie.

Mit der Ernennung zum leitenden Oberarzt der Klinik 1997 war ich weiterhin verantwortlicher Oberarzt des Funktionsbereichs Kolo-Proktologie und Sonographie. Spezielle Aufgaben in Ausfüllung der leitenden Oberarztfunktion bildeten die Erstellung des Operationsplans, Koordination von Operationsabläufen mit anderen Kliniken, ferner Personalplanung und Teilnahme an den Tätigkeiten der betriebswirtschaftlichen Kommission des Hauses zusammen mit weiteren Oberärzten.

Begleitend zur klinischen Arbeit erfülle ich seit Jahren regelmäßig Lehrverpflichtungen.

Dem Antrag auf Ernennung zum außerplanmäßigen Professor befürwortete der Fachbereichsrat der Medizinischen Fakultät. Der Titel wurde im Mai 1998 erteilt.

Im Sommer 1998 bewarb ich mich um die Position des Chefarztes der Chirurgischen Klinik im Klinikum Herford (damals akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster) und wurde im November 1998 einstimmig gewählt.

… am Klinikum Herford

Am 15.4.1999 nahm ich die Tätigkeit als Chefarzt der Klinik für Chirurgie im Klinikum Kreis Herford auf. Das operative Spektrum der Klinik umfasst die Allgemein-, Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie. Es handelt sich um eine Klinik der Schwerpunktversorgung/Stufe IV. Die Klinik hat derzeit 70 Betten und 8 Betten auf der operativen Intensivstation.

Das Spektrum der Klinik wurde vom vornehmlich kolorektalen Schwerpunkt um das Spektrum der onkologischen Eingriffe am oberen Gastrointestinaltrakt auf das Gesamtgebiet der Viszeralchirurgie erweitert. Die Beteiligung an neoadjuvanten Therapiekonzepten (Ösophagus, Magen, Rektum) ist seit Gründung der Medizinischen Klinik II – Hämatologie/Onkologie 2003 gesichert (interdisziplinäre Tumorkonferenz 2 x / Woche).

Eine Besonderheit war die von mir eingeführte Kryochirurgie und die intraoperative und perkutane Thermoablation von Lebermetastasen.

Thoraxchirurgische Eingriffe wurde gesteigert, die Mediastinoskopie und Thorakoskopie eingeführt. Thoraxchirurgische Operationen ergeben sich zunehmend mit Ausbau der Pulmonologie der Med. Klinik I. Im Rahmen eines Kooperationsvertrags mit dem Herz- und Diabeteszentrum NRW (Prof. Gummert) besteht ein thoraxchirurgisches Ausbildungskonzept, Einrichtung eines thorxchirurgischen Notfalldienstes und eine Indikationssprechstunde für ein geplantes thoraxchirurgisches universitäres Zentrum.

Endoskopischen Untersuchungen in der interdisziplinären Endoskopie werden in Eigenregie der Klinik für Chirurgie betrieben.

Die minimal invasive Chirurgie, die sich auf die laparoskopische Cholezystektomie beschränkte, wurde sukzessive um die endoskopische Hernienversorgung (TEP-Verfahren), die laparoskopische Fundoplikatio, die laparoskopische Kolon- und Rectumchirurgie, die lap. Appendektomie und laparoskopische Narbenhernien-OP und MIC-Nebennieren-Chirurgie erweitert. 2007 implantierten wir den ersten Magenschrittmacher als minimal invasiven und gastroenterologischen Eingriff für Patienten mit diabetischer Gastroparese in Kooperation mit der Medizinischen Klinik I und dem Diabetes-Zentrum NRW.

Es gelang die Zahl der kontinenzerhaltenden Eingriffe mit der Totalen Mesorektalen Exzision zu steigern (TME). Die Pouch-Operationen bei Colitis ulcerosa und Polyposis wurden eingeführt und die Zahl der TEM-Operationen erhöht und zuletzt die PIOM-Technik (Pl.hypogastricus-Monitoring) 2015 etabliert.

Seit 1999 wurde das Polyposisregister für FAP und HNPCC Patienten aufgebaut. Viele Patienten, die ich bereits in Münster betreute folgten den Untersuchungen nach Herford.

Im Jahr 2008 wurde das Darmzentrum Herford etabliert und zertifiziert und 2017 rezertifiziert. (DKG/Onkozert/TÜV). Zusätzlich wurde im August 2011 das Pankreaszentrum zertifiziert und 2017 rezertifiziert.

Bei Eingriffen an der Schilddrüse wurde seit 2003 das Neuromonitoring bei Struma-Operationen eingesetzt.

Eingriffe der Adipositas-Chirurgie (gastric-banding, sleeve resection, Magenballon) wurden etabliert und werden in kleiner Zahl erbracht.

Innerhalb der ersten dreieinhalb Jahre gelang es die Zahl der operativen Eingriffe von ursprünglich 1850 auf ca. 2700 Operationen pro Jahr zu steigern.

Seit Mai 2002 bin ich zur vollen Weiterbildung im Schwerpunkt Visceralchirurgie von der Ärztekammer Westfalen-Lippe ermächtigt worden, bzw. aktuell für den FA für Vizeralchirurgie und spezielle Viszeralchirurgie nach WBO 2005, die Zusatzweiterbildung Proktologie wurde 2010 absolviert, Weiterbildungsermächtigung für 12 Monate.

Im Jahr 2008 und 2015 wurde die DEGUM-zertifizierte Ausbildung für Sonographie durch temporäre Anstellung eines Ausbildungsarztes für die operativen Fachgebiete eingeführt.

Im Rahmen der Unterrichtsveranstaltungen für die PJ-Studenten der WWU und später für die MHH werden wöchentlich Unterrichtsstunden oder klinische Visiten nach Ausbildungsplan von mir durchgeführt. Zusätzlich habe ich eine Lehrverpflichtung an der WWU Münster (Staatsexamensvorbereitung-Kurs) und die Abnahme der Staatsexamensprüfung nach Zuteilung durch die MHH.

Als fester Bestandteil der Fortbildung wurden die Herforder Viszeralchirurgischen Symposien in Kooperation mit der Ärztekammer in Münster etabliert.

Innerhalb von 17 Jahren Tätigkeit als Chefarzt wurden in Herford neben Fachärzten für Chirurgie, 13 Viszeralchirurgen ausgebildet, 2 Kollegen zum leitenden Oberarzt und 6 Kollegen zum Chefarzt in auswärtigen Kliniken ernannt.

Seit 2005 übernahm ich zunächst stellvertretend, von 2006-2010 als gewählter ärztlicher Direktor Leitungsfunktion in der Betriebsleitungsebene.

Nach einem offiziellen Ausschreibungsverfahren der RUB erhielt das Bieterkonsortium des Klinikum Herford/Minden/Herzzentrum Bad Oeynhausen den Zuschlag Universitätskliniken der RUB zu werden.

Mit Aufnahme des studentischen Lehrbetriebs zum 17.10.2016 wurde ich zum apl. Professor (W3-analog) mit Habilitationsrecht und Promotionsrecht durch den Rektor der RUB ernannt und bin seitdem Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie am Klinikum Herford, Medizin Campus OWL.

Aktuell sind ca. 120 Studierende zu betreuen. In der Vorbereitung vor Aufnahme des Lehrbetriebs wurden dazu umfangreiche bauliche aber auch vor allem organisatorische Maßnahmen ergriffen, um den Lehrbetrieb zu ermöglichen. Dazu gehörte, neben didaktische Schulungen hinsichtlich des sog. Bochumer Modells die Beschaffung von Lehrmaterial und die minutiöse Planung der Lehrveranstaltungen in Kooperation mit den anderen Fachbereichen, hier speziell der Inneren Medizin am Klinikum Minden. Es wurden Lehrpläne für jeweils zum Wintersemester immatrikulierte Studierende für den sog. Unterricht am Krankenbett konzipiert und für das 9./10. Semester das chirurgische Blockpraktikum organisiert, dazu kooperieren das Herz- und Diabeteszentrum NRW und die Klinik für Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie im Klinikum Herford. Die Ausbildung der Studenten im praktischen Jahr PJ läuft nach Logbuch-Kriterien der RUB und nach Koordination der PJler durch das Studiendekanat in Minden. Die Gestaltung des Unterrichts erfolgt unter größtmöglicher Einbeziehung der Studierenden in das operative Stoffgebiet (OP-Beteiligung, Training an der Lübecker Toolbox und am LapSim-Trainer, Naht-und Knotenkurs etc.) Dieses Unterrichtsmodell erreichte die Bestnote der RUB (1,04) im WS 2016/17.

Publikationen

Wissenschaft

Wissenschaftlicher Werdegang

…an der Universität Münster

1985 begann die erste wissenschaftliche Tätigkeit auf der Transplantationsstation begleitend zu sonographischen Untersuchungen nierentransplantierter und kombiniert nieren-/pankreastransplantierter Patienten in der klinischen Routine-Versorgung bei Abstoßungskrisen und im Rahmen des regelmäßigen postoperativen Follow-up. Die duplexsonographische Diagnostik von Transplantatnierenarterienstenosen habe ich in Kooperation mit der Medizinischen Poliklinik (Prof. Rahn) evaluiert, erweitert und methodisch etabliert. Es entstanden begleitend zur klinischen Transplantationstätigkeit (Niere, Pankreas) einzelne Publikationen zur Indikationsstellung für die Nierentransplantation, sowie zu seltenen Komplikationen nach Transplantation.

Erste Ergebnisse über den Einsatz des 1988 neu eingeführten immunsuppressiven Medikaments OKT3 sind ebenfalls publiziert worden. Eine Dissertation über Anti-OKT3-Antikörper wurde von mir betreut und mit magna cum laude abgeschlossen.

Drei Publikationen mit chirurgisch-onkologischem Bezug entstanden zur therapeutischen Problematik der Gallenwegskarzinome, über den Vergleich der operativen zur primär endoskopischen Therapie vorwiegend fortgeschrittener Gallenblasen- und Gallenwegskarzinome und zum Staging des Ösophaguskarzinoms in Kooperation mit dem endoskopischen Arbeitsbereich der Klinik.

Die Mitarbeit in der koloproktologischen Sprechstunde kristallisierte sich während der wissenschaftlichen Tätigkeit als hauptsächliches Zielgebiet wissenschaftlichen Interesses an koloproktologischen, inflammatorischen und neoplastischen Erkrankungen heraus.

Die Ausbildung in minimal invasiver Chirurgie (MIC) an der Universität Tübingen 1991 führte zum gezielten Aufbau operativer Tätigkeit der lokalen Chirurgie rektaler Neoplasien (transanal endoskopische Mikrochirurgie TEM). Es folgten mehrere gelistete Publikationen, Buchbeiträge, publizierte Vorträge und Vorträge über die Therapie des Rektumkarzinoms, des Rektumprolaps, der Versorgung von perinealen Traumen, der Inkontinenztherapie, der transanalen Mikrochirurgie TEM; eine Studie über das T1-Rektumkarzinom wurde von der Cochrane Library aufgenommen.

Mein besonderes Interesse an neoplastischen Erkrankungen fand ideale Förderung im Aufbau des Polyposisregisters (seit 1991) im Funktionsbereich Koloproktologie der Klinik in Zusammenarbeit mit der Leeds Castle Polyposis Group (St.Mark’s Hospital, London, UK.). Diesen Vorteil nutzte ich zur Einrichtung und Ausbau überregionaler wissenschaftlicher Kontakte. Hier sind besonders der Forschungsbereich Karzinogenese, Krebsprävention und Chemoprävention von Neoplasien zu nennen mit interdisziplinärer Kooperation zwischen der Abteilung für experimentelle Gynäkologie an der WWU Münster (Prof. Schlegel), dem Institut für Humangenetik der WWU Münster (Prof. Horst) und an der Universität Bonn (em. Prof. Propping), dem Institut für Pharmazeutische Chemie (Prof. Unterhalt, Prof. Nahrstedt), zu einem Mitarbeiter der Vogelstein-Arbeitsgruppe im Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund (Dr. O. Müller) und insbesondere zum Deutschen Krebsforschungs-Zentrum DKFZ, Heidelberg (Prof. Bartsch, Prof. Osswald, Prof. Marks). Die Zusammenarbeit mit dem DKFZ gründete sich zunächst auf die Coachfunktion einer Phase-I/II-Dosisfindungs-Studie (Prof. H. Osswald) mit intensiver Einführung in den Bereich der Pharmakologie von Krebsrisikofaktoren und folglich auch in die Molekularbiologie der Tumorsuppressorgene, Onkogen-Pathways und Zelladhäsionsproteine.

Im Zusammenhang mit der klinischen Betreuung der Polyposis-Patienten entwickelte ich aus dem Habilitationsthema die Formulierung und Umsetzung einer Langzeittherapie-Pilot-Studie über Proliferationshemmung von Adenomen bei familiärer Polyposis (FAP) zur Krebsprävention, dies ist die derzeit einzige Langzeitstudie dieser Art in Europa. Diese Studie mit einer niedrig dosierten nicht-steroidalen anti-inflammatorischen Substanz (NSAID Sulindac) zur Rückbildung und Erhaltung der Adenom-Reversion und Redifferenzierung adenomatöser Mukosa läuft seit mehr als 15 Jahre mit klinisch sehr gutem Erfolg.

Durch die niedrig dosierte Sulindac-Erhaltungstherapie werden die bei üblicher Dosierung auftretenden unerwünschten Effekte der Langzeittherapie vermieden und eine Chemoprävention kolorektaler Karzinome ermöglicht. Die Ergebnisse der NSAID-induzierten Adenom-Reversion fanden internationale Anerkennung (American Association of Colon and Rectal Surgeons als „best paper of the year 1997“ ausgezeichnet). Die Langzeitergebnisse werden 2016 publiziert, sie zeigen eine Mutations-Ort bezogenen Dosisbezug.

Diese Ergebnisse und der wissenschaftliche Kontakt zum Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg gaben Anlass zu meiner Wahl in die International Agency for Research on Cancer IARC der World Health Organization in Lyon. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe bearbeiteten das  Handbook of Chemoprevention der WHO, welches im Oktober 1997 zur Veröffentlichung kam; die münsteraner Ergebnisse sind integriert.

Eine Einladung der UICC zum Congress of Familial Cancer and Molecular Epidemiology in Kobe, Japan im Mai 1997, und ein DFG-unterstützter Workshop über Krebsprävention des National Cancer Center of Thailand und des National Health Councils of Taipeh erweiterte die Publikation der eigenen Ergebnisse.

Über eine industrielle Kooperation hatte ich die erste Phase-II-Studie zur Chemoprävention von sporadischen benignen Neoplasien an einer Hochrisikogruppe nicht familiär erkrankter Patienten in Deutschland als internationales deutsch-israelisches Joint Venture Projekt etablieren können (Studienleitung G.W.). Unter Nutzung eines Polymers zur verzögerten Freigabe gelingt es, die örtliche Freisetzung von Wirkstoffen derart zu verringern, daß Irritationen des Darmepithels vermindert werden.

Im Rahmen der interdisziplinären klinischen Zusammenarbeit bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit der Medizinischen Klinik B (Prof. W. Domschke) betreue ich Projekte des klinisch-immunologischen Bereichs (M. Crohn, Colitis ulcerosa: MRP8/14, Cytokine als Verlaufs-und Aktivitätsparameter) mit operativem Bezug. Die gemeinsamen Studien erfahren durch das große Reservoir kryoasservierten Gewebes und Plasmas des klinikeigenen onkologischen Labors mit Gewebebank problemlose Unterstützung und führen auch zum Labor-Sharing an verschiedenen Teilprojekten. Die von Mitarbeitern der Medizinischen Klinik B an Zellkulturen erhobenen Ergebnisse hinsichtlich der Wechselwirkung immunstimulierender und immunsuppressiv wirkender Cytokine wurden von mir im onkologischen Labor in einen neuen Forschungs-Schwerpunkt integriert. Wir untersuchten in einem Pilotprojekt die Interkeukin-, Leukotrien- und Thromboxan-Expression in unterschiedlichen Narkosephasen bei großen abdominalchirurgischen Eingriffen; die Evaluation dieser Laborergebnisse gibt breiten Diskussionsraum für pharmakologische Wechselwirkungen, aber vor allem auf die immunstimulierende oder -suppressive Wirkung von kombinierten Narkoseverfahren bei Karzinom-Operationen (Promotion A. Harks). Ebenfalls mit einem Mitarbeiter der Medizinischen Klinik B entstand gemeinsam das endoskopische Verfahren der Immunoskopie zunächst an Zellkulturlinien (Colo320, CX), und fand später konsequent am Patienten Umsetzung.

Nach der Habilitation wurde mir die verantwortliche Leitung des Zellkulturlabors-/Isotopenlabors der Klinik übertragen. Der ursprünglich ausschließlich experimentelle Charakter des Zellkultur-Labors wurde von mir, in Übereinkunft mit dem früheren Direktor der Klinik (em. Prof. Dr. H. Bünte), in das onkologische Forschungslabor konzeptionell verändert und weiterentwickelt und voll in den klinisch-operativen Ablauf integriert. Dazu gehört die routinemäßige engmaschige Erfassung von Serum/Plasma-Proben der ambulanten und stationären onkologischen Patienten, sowie von Patienten mit CED. Der konsequente Aufbau einer ausgedehnten Kryo-Gewebebank von physiologischem als auch karzinomatösem Gewebe aus unserem onkologischen Patientengut und ebenso von Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten bildet die Basis meiner weiteren Forschungsaktivitäten. Von mehreren Karzinomen gelang die Anzucht von Primärzell-Karzinomlinien (Kardia- und Ösophaguskarzinom). Diese Gewebebank von neoplastischem und physiologischem Gewebe ist in dieser Form an einer Klinik einmalig und ungewöhnlich groß und hat durch die gleichzeitige Erfassung der klinischen Daten der Patienten einen rasch umsetzbaren klinischen Wert. Im Rahmen der interdisziplinären Kooperation werden Gewebe des gemeinsamen Interesses auch alliquotiert vergeben und fördern dadurch den Ergebnisaustausch. Das Labor verfügt über eine komplette Zellkultureinrichtung nebst laufend kultivierten reinen Ziellinien (ATCC), Flow-Zytometrie Anlage und HPLC-Einrichtung. Im Lauf von drei Jahren gelang es mir aus Landesmitteln einen Kryostat-Arbeitsplatz für immunhistochemische Untersuchungen und einen ELISA-Arbeitsplatz zu beschaffen. Aus Drittmitteln konnte eine modernste 4-Kanal Flow-Zytometrie-Anlage mit PC-Arbeitseinheit finanziert werden. Seit 1997 konnte ich eine AiP-Stelle aus Stundenkontingenten des Labors besetzen.

Die Integration des Labors in den Klinikablauf führte folgerichtig zur Entwicklung einer geeigneten Software zur Erfassung der verschiedenen Karzinom-Hauptgruppen (Ösophagus, Magen, Kolorektum). Gemeinsam mit der Fa. Dokudata, Mülheim/Ruhr, entwickelten wir ein tumorspezifisches Daten-Erfassungssystem mit integriertem statistischem Auswertungsprogramm (u.a. Kaplan-Meier).
Von der Konzeption her unterstützte ich mit diesem Labor wissenschaftliche Mitarbeiter der Klinik soweit wie gewünscht und möglich und berate Kollegen bei klinisch-wissenschaftlichen Fragestellungen in der Planung sowie hinsichtlich der Evaluationsparameter. Infolge der gut sortierten Gewebebank, des großen Serum/Plasma-Pools mit je 100-350 Proben in den Karzinomgruppen (Ösophagus, Magen, Kolorektum) und dem Vorzug tumorspezifische Daten abrufbereit zu haben, gelang es das Labor gut in interdisziplinäre Projekte/Studien, insbesondere mit der Medizinischen Klinik B (Prof. Dr. Dr. h.c. Domschke), dem Institut für Laboratoriumsmedizin (Prof. Dr. Assmann), dem Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie (Prof. Dr. Böcker) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum -DKFZ- Heidelberg (Prof. Bartsch, Prof. Marks, Prof. Fürstenberger, Prof. Osswald), einzubinden. Seit 1993 besteht eine intensive Zusammenarbeit mit der Abteilung Molekulare Physiologie des Max-Planck-Instituts Dortmund (Dr. O. Müller). Gemeinsam bearbeiten wir die Untersuchung der intrazellulären und nukleären Anbindung von antiproliferativen Substanzen an Tumorsuppressorgene (ras-Reihe) und deren Proteinprodukte bei kolorektalen Karzinomen. Angefangen durch meine Untersuchungen über die Expression des ras Onkogens bei FAP-Patienten wurde versucht die Funktionsweise des Hemm-Mechanismus zu klären. Es gelang der in vitro Nachweis spezifischer Bindung von NSAID-Derivaten an entscheidende Rezeptorprotein-Strukturen, so dass dadurch die proliferationsfördernde Wirkung von ras unterbunden wird. Diese Ergebnisse korrelieren mit eigenen Laborbefunden an humanem Gewebe von Polyposis-Patienten und ermöglichen den Einstieg in die medikamentöse Gentherapie auf der Translationsebene bei neoplastischen Erkrankungen.

Wissenschaftliche Tätigkeit

…am Klinikum Herford

Aus der wissenschaftlichen Tätigkeit an der WWU Münster war es möglich vor allem die Chemopräventionsprojekte in Herford weiterzuführen. An eine geordnete molekularbiologisch/laborchemische/histologische Forschung war nie zu denken, die klinische Arbeit am Patienten mit Etablieren einer qualitätsindikator-gesteuerten Chirurgie im Sinne der Zentrenbildung war oberstes Ziel unter der Prämisse als Chefarzt zu arbeiten. Vor allem war eine Studienbeteiligung möglich. Der Personalknappheit in der klinischen Medizin ist es im Wesentlichen geschuldet, dass mehr klinische Wissenschaft nicht möglich war.

Die Kontakte zum Institut für Pathologie der Universität Essen (Prof. K.W. Schmid) und zum MPI Dortmund (Dr. O. Müller) sind nie erloschen und ermöglichen einen Neustart als Chirurgische Universitätsklinik, Campus Herford, der RUB.

Folgende Studien wurden ab 1999 betreut oder inauguriert oder partizipiert:

  1. Treatment for Colonic Polyps Undetected at Colonoscopy in Patients with High-Risk for the Development of Colorectal Cancer
    Multicenter, double blind, randomized, parallel group, twelve months study
    Genehmigung durch die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der WWU Münster vom 17.12.1998
  1. Multizentrische, randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie The Efficacy and Safety of Local Delivery of Sulindac as Adjunctive mit parallelen Patientengruppen zur Bestimmung der Wirkung einer 156-wöchigen Therapie mit MK-0966 auf das Wiederauftreten von neoplastischen Polypen des Dickdarms bei Patienten mit kolorektalen Adenomen in der Vergangenheit.

Genehmigung durch die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der WWU Münster vom 4/2000, Reg.Nr. 0IVWin

  1. Doppelblinde, multizentrische, plazobokontrollierte Studie zur Prävention kolorektaler Polypen durch 5-Aminosalicylsäure nach Polypektomie (German 5-ASA Polyp-Prävention-Study GAPPS)
    (Zentrum 33, mc-code: 205).
  • HNPCC assoziiertes kolorektales Karzinom -eine prospektive randomisierte Studie: Vergleich einer prophylaktisch erweiterten Kolektomie, versus einer onkologischen Resektion beim Kolon- oder Rektumkarzinom.

Registrierungs-Nr.: 4/171 Winde vom 11.06.2004.

  • Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, multizentrische Studie mit parallelen Behandlungskurven zur Wirksamkeit und Sicherheit einer neuen oralen Formulierung von 2-Propyl-Pentansäuren (2-PPA als PEAC-Minitablette) für die Behandlung kolorektaler Polypen in Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis.

Studienleitung, Protokoll-Nr.: G2M-777SYS01/2004

  • Studie zur lokalen Exzision von Rektumadenomen und Karzinomen (LERK)

Ethikkommissions-Votum Landesärztekammer Rheinland Pfalz vom 23.05.2007, Bearbeitungs-Nr.: 837.066.07 (5601)

  • Optimierte Chirurgie im MRT-basierte multimodale Therapie des Rektumkarzinoms. Offene prospektive multizentrische Beobachtungsstudie, (OCUM-Studie)
    Genehmigung vom April 2008.
  1. Präoperative Chemoradiotherapie or postoperative Chemotherapie Capecitabine and Oxaliplatin vs. Capecitabine alone in locally advanced rectal cancer (PETACC-6 Studie)
    mediconsens vom 23.03.2009.

Prüfzentrum 55.

  1. Resection of the Primary Tumor versus no resection prior to systemic chemotherapy in patients with colon cancer and with unresectable metastasis (UICC Stage IV), A randomized controlled multicenter trail
    (SYNCHRONOUS-Trial, SYNC-03/2011)

Ethikkomissionsvotum vom 19.09.2011 (Aktenzeichen 2011-414-b-S.

  1. Vergleich des Multiportsystems mit dem Single Port-System in der Single-Incision-Chirurgie anhand der Cholezystektomie (MUSIC-Studie)

Randomisierte kontrollierte Single-Center Studie.

Ethikkommissionsvotum vom 05.07.2012; AZ 2012-189-f-S Ethikkommission Münster. Deutsches Studienregister Freiburg:Studienregister Nr.: DRKS 00004377

  1. RESECTAT-Studie: Multizentrische prospektive Evaluation der
    Resektatqualität von rechtsseitigen Kolonkarzinomen.
    Ethikkommissionsvotum 14.8.2012
    EudraCT-Nummer 2011-004014-42

Umhabilitation an die RUB Ruhr-Universität Bochum (W3 analog)

als Fachvertreter Chirurgie für den Medizin Campus OWL, Strandort Klinikum Herford.

Nach einem offiziellen Ausschreibungsverfahren der RUB erhielt das Bieterkonsortium des Klinikum Herford/Minden/Herzzentrum Bad Oeynhausen den Zuschlag Universitätskliniken der RUB zu werden. Mit Aufnahme des studentischen Lehrbetriebs zum 17.10.2016 wurde ich zum apl. Professor W3-analog durch den Rektor der RUB ernannt. Seitdem vertrete ich als Fachvertreter Chirurgie Lehre und Forschung für die Ausbildung der Studierenden der RUB am Medizin Campus OWL. Aktuell sind ca. 120 Studierende zu betreuen.

Seitdem sind 7 Studierende als Promotionsstudenten der RUB angenommen worden.

Der Aufbau wissenschaftlicher Tätigkeit ist extrem aufwendig, da das Einwerben von Drittmitteln sehr langsam voran geht. Der neu gegründete Förderverein der Universitätskliniken am Klinikum Herford FUH e.V. liefert dazu gute Unterstützung.

Bereits begonnene wissenschaftliche Projekte werden nachfolgend skizziert:

Projekt : Peritonealkarzinose-Therapie (HIPEC mit cytoreduktiver Chirurgie) und intraperitoneale Therapie ohne cytoreduktive Chirurgie

Beteiligte: Prof. Winde, Fr. Dr. C. Kirchner, Uni-Klinik Chirurgie, Klinikum Herford

Prof. J. Pratschke, Frau Prof. B. Rau, Chirurgische Uni-Klinik der Charité, Berlin

Einleitung:
Cytoreduktive Chirurgie bei Peritonealkarzinose ist eine medizinisch klinisch und wissenschaftlich etablierte Therapieform der Peritonealkarzinose. Nur ca. 20 % aller betroffenen Patienten können dieser Therapie unterzogen werden, die anderen nicht wegen Ausdehnung des Befundes oder wegen Co-Morbiodität oder wegen systemischer Ausdehnung des Karzinom-Befundes

Die palliative HIPEC-Therapie, also ohne zytoreduktive Chirurgie hat schlechtere Ergebnisse als HIPEC mit cytoreduktiver Chirurgie. Eine mögliche Therapie mit diesem Verfahren ist die pressurized intraperitoneale Chemo-Aerosol-Therapie, die aber erst in wissenschaftlichen Anfängen steht. Eine feste Etablierung dieses PIPEC-Verfahrens hat noch nicht stattgefunden. Auch der Therapieansatz mit PIPEC und Antikörpertherapie ist nur in Einzelfällen durchgeführt worden. Die Etablierung dieser PIPEC-Therapie dient also den verbleibenden 80& der Patienten, die einer HIPEC nicht gewachsen sind.

Wissenschaftlicher Ansatz:
Die HIPEC-Therapie bringt nur ausgeprägt gute Erfolge, wenn eine möglichst radikale operative Entfernung der „Karzinomschicht“ evtl. unter Mitnahme ganzer Organpakete möglich ist, die Eindringtiefe der gewöhnlichen Chemotherapie per Diffusion erreicht eine maximale Tiefenausdehnung von nur 2-3 mm!

Aus diesem Grund ist die weitere Erforschung der Wirkung von Chemotherapeutika im palliativen Setting sinnvoll, da durch aktiven Molekül-Transport Wirkstoffe, seien es Antikörper oder sog. targeted molecules die Karzinomzellen spezifisch erreichen. Es soll also eine Vergrößerung der Eindringtiefe als auch die zielgenaue Wirksamkeit erforscht werden und keine neuen Wirkstoffe, die nicht bereits am Menschen benutzt werden, getestet werden.

Nach Etablierung der PIPEC würden dann Phase-I-Studien für die palliative Therapie der Peritonealkarzinose nach Vorlage eines Ethik-Kommissionsvotums aufgenommen werden.

Ziel: Auswahl der betroffenen Patienten durch die Uni-Klinik für Chirurgie in Herford anlässlich einer operativen Exploration per Laparoskopie oder Laparotomie mit intraoperativer Übertragung der Videobilder über VPN-Kanal zur Charité. Intraoperative Bewertung des Falls und Entscheidung über HIPEC/CRS in Berlin oder HIPEC ohne CRS in Herford.

Voraussetzung: Kooperationsvertrag mit der Chirurgischen Universitätsklinik der Charité Berlin

Stand: Vertrag besteht seit1/2017, Etablierung der telemedizinischen Datenübertragung funktionsfähig seit 1/2018, Testung der telemedizinischen intraoperativ Auswertung 1/2018 erfolgreich getestet.

2.

Projekt: Polymorphismus im MTHFR Gen und seine Rolle im Therapieansprechen
und in der Prognose der neoadjuvant behandelten Rektumkarzinome
Beteiligte: Dr. med. Martin BALOG, V. Istrate, Prof. Winde Universitätsklinik für Allgemein-und Dr. A. M. Raem, arrows biomedical Deutschland GmbH, Münster

Beschreibung des Forschungsprojekts
Eine neoadjuvante Behandlung wird in der Onkologie eine Therapie, meistens Chemotherapie und- oder Strahlentherapie bezeichnet, die zur Reduktion der Tumormasse vor einem geplanten operativen Eingriff durchgeführt wird. Der größte Vorteil einer neoadjuvanten Therapie zeigt sich als eine komplette pathologische Remission (CPR), als Status des fehlenden Tumornachweises bei der histopathologischen Aufarbeitung nach neoadjuvanter Therapie. In mehreren Studien konnten gezeigt werden, dass eine CPR mit einer sehr geringen Lokalrezidivrate korreliert und zudem ein signifikant besseres metastasenfreies Gesamtüber-leben ermöglicht. Eine Studie zeigt, dass die Veränderungen einer einzelnen Base (single nucleotide polypmorphism, SNP) im Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MHTFR) Gen an Position 677 das Ansprechen auf die neoadjuvante Radio-und Chemotherapie vorhersagen kann und das Risiko der tumorfreien Zeit abschätzt (Nikas et al. 2015). Der Nachweis dieser Mutation Gen könnte somit die Frage beantworten, ob die Mutation mit dem Regressionsgrad korreliert. Die Methylentertrahydrofolat- Reduktase reduziert 5,10-MethylenTetrahydrofolat mithilfe von NAD(P)H zu 5-Methyl-Tetrahydrofolat. Das kodierende Gen MTHFR wird vom Mensch in vielen Gewebetypen exprimiert und das Enzym ins Blut abgegeben. Varianten und Mutationen im MTHFR-Gen können zu vermehrter, vor allem aber auch zu verringerter Produktion und Wirksamkeit des MTHFR-Enzyms führen. Die häufigste Mutationsvariante bei diesem Enzym ist eine Punktmutation in Position 677 (C677T), dadurch entsteht bei homozygoten Trägern eine thermolabile Variante der MTHFR mit etwa 50%igem Aktivitätsverlust. Die heterozygote Mutation ist mit einer Prävalenz von bis zu 40 % der Bevölkerung sehr häufig, 5-20% sind homozygote Träger. SNPs stellen circa 90 % aller genetischen Varianten im menschlichen Genom dar. Sie treten nicht gleichverteilt auf, sondern ungleichmäßig stark in bestimmten Regionen des Genoms. SNPs werden auch als erfolgreiche Punktmutationen“ bezeichnet, d. h. als genetische Veränderungen, die sich zu einem gewissen Grad im Genpool einer Population durchgesetzt haben. Unabhängig davon werden die unterschiedlichen Mutationen im Bereich dieses Gens als ein Prognosefaktor für das tumorfreie Überleben bewertet. Diese Bestimmung der Mutation des MTHFR-Gens soll sowohl als ein Marker für das Therapieansprechen als auch als Prognose-zeichen dienen.

Ziel: Zusammen mit den arrivierten Laborverfahren von arrows biomedical wird der SNP Test für MHTF C667T anhand synthetischer DNA-Fragmente mit Wildtyp-Sequenz, heterozygoter und homozygoter Mutation und einem PCR-basierten Verfahren mit Analyse der Schmelzkurven ausgeführt (Bruzzone CM et al. 2013). Eine wissenschaftliche Hilfskraft wird die Isolierung von DNA aus Blutproben durchführen, Kostenerstattung über laufende Drittmittel.

Praktische Zielsetzung der Studie:
Durch die Bestimmung der Mutation im MTHFR-Gen im Rahmen dieses Projekts kann man einen genetischen Marker im Rahmen der Behandlung des kolorektalen Karzinoms etablieren. Es könnte dadurch möglich sein die Einschätzung der Effektivität der sogenannten neoadjuvanten Radio-/Chemotherapie im Rahmen der Behandlung des Rektumkarzinoms auf bestimmte Patientenuntergruppen zu reduzieren. Dadurch ist eine gezielte Auswahl der Patienten in der präoperativen bzw. perioperativen Planung für die weitere Therapie des Rektumkarzinoms möglich. In einigen Fällen könnte durch diese Untersuchung erkannt werden, dass die Indikationsstellung der leitliniengerechten neoadjuvanten Radio- und Chemotherapie überflüssig ist, da sie nicht effektiv sein kann. Andererseits wäre auch denkbar, dass es zur Definition einer Patientengruppe kommt, die äußerst positiv auf die neoadjuvante Radio- und Chemotherapie präoperativ anspricht, so dass auf die eigentliche Operation als Folge der Vorbehandlung verzichtet werden könnte. Mit der Mutationsanalyse im MTHFR-Gen ist es denkbar die Erfolgsrate der neoadjuvanten Therapie auf einzelne Patientengruppen zu reduzieren, aber auch die Effektivität der perioperativen Therapiemaßnahmen besser einschätzen zu kann. Andererseits ist aber auch eine Prognose hinsichtlich der Metastasierungsrate mit größerer Wahrscheinlichkeit abschätzbar. Bereits präoperativ könnte durch diese Untersuchung eine Warnung des Patienten in einer angepassten, patientenbezüglichen Behandlung erfolgen.

Stand: Ethikantrag eingereicht

Kosten: ca. 22000 Euro

 

Projekt: Ermittlung einer geschlechterspezifischen Lernkurve und Deskription der Änderung der perzeptuellen Stereopsis (Tiefensehen) und der visuospatialen Fähigkeiten mittels standardisierter laparoskopischer Trainingsmodelle bei Ärzten/Ärztinnen in der fortgeschrittenen chirurgischen Weiterbildung im Vergleich zu Humanmedizin-Studierenden vor Beginn des praktischen Jahres und Berücksichtigung des Einfluss quantitativ-zeitlicher Erfahrungen von moderner Computerspiele auf dieses Training.

Kurztitel: stereotaktisches Sehen in der MIC-Chirurgie-Ausbildung

Beteiligte: Fr. J. Sibaj, Prof. Winde, Uni-Klinik Chirurgie, Klinikum Herford

Hypothesen für die Studie:

  1. Gaming hat einen positiven Einfluss auf die Lernkurve am LapSim-Trainer
  2. Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf die Lernkurve / Frauen sind NICHT unterlegen

Ziel: Ermittelbare Unterschiede?

Aufbau geschlechterspezifischer MIC-Ausbildungsprogramme

Kohortengröße:

Bei der Annahme von einer POWER von 75 %, einer Signifikanz von 95 % und der Annahme, dass Probanden mit einem hohen "Gaming-Score" eine 5fach steilere Lernkurve haben sollte die Kohortengröße 62 Personen betreffen.

Probanden:

-nur Personen unter 35 Jahre einzuschließen um den Bias: "Ältere" Leute hatten nicht den gleichen Einfluss oder die Möglichkeit für Videospiele in der Kindheit wie jüngere Leute oder "Ältere" Leute lernen nicht mehr so schnell auszuschließen

- Fragebogen entwickeln bzgl. einen "Gaming-Scores" um die Probanden vorher in Gruppen einteilen zu können. (Fragen wie: Gaming in der Kindheit, aktuelles Gaming, Stunden im Monat, Art des Gaming etc.)

- die Probanden sollten keine Erfahrung in Laparoskopie haben

Zeitlicher Aufwand:

- 10 h Übung am LapSim Trainer auf 4 Termine verteilt (möglichst in einheitlichen Abständen)

Voraussetzungen:
LapSim Trainer (2 x) aus der Lehrveranstaltung Unterricht am Krankenbett vorhanden (104000 Euro)
Lernprogramme mit Steigerung des Schwierigkeitsgrads der Übungen, Lehrer/Schüler-Auswertung, Selbstevaluation, Möglichkeit der an den Schüler angepasste Aufgabenentwicklung zu erstellen sind in den Software Modulen des LapSim Trainers vorhanden.

Stand: Ethikantrags SS 2017

Probandenerfassung im SS 2017/ WS 2017/18

 

Vom Promotionsdekan der RUB akzeptierte Promotionsvorhaben zum Doctor medicinae

1.

Thema: Frühkomplikationen bei operierten Patienten mit Rektumkarzinom, insbesondere Wundheilungsstörungen und Anastomoseninsuffizienzen, am Patientengut des Klinikums Herford in Abhängigkeit von Komorbiditäten und Alter des Patienten, Operationszeitpunkt im Tagesverlauf, Operationsverfahren (MIC oder konventionell) und vom Operateur.

Doktorand: Jan-Hendrik Wieltsch, Assistenzarzt der Klinik
Ethikkommissionsvotum: liegt vor
Stand: fertiggestellte Promotionsschrift

2.

Thema: Altersgruppenspezifisches outcome des Kolon-Karzinoms mit adjuvanter oder palliativer Chemotherapie im Vergleich zu nicht erfolgter Chemotherapie im UICC Stadium III und IVa im Patientengut des Darmzentrums des Klinikums Herford in den Jahren 2008-2012

Doktorand: Tobias Knöß, Assistenzarzt der Klinik
Ethikkommissionsvotum: liegt vor
Stand: fertiggestellte Promotionsschrift

3.

Thema: Ergebnisse und Änderungen des Stellenwerts der transanalen endoskopischen Mikrochirurgie TEM in der Therapie von Rektumadenomen und Rektumkarzinomen anhand des Patientenguts des Klinikums Herford und des Darmzentrums des Klinikums Herford

Doktorand: Michael Grothe, Student der RUB, 7. klin. Semester
Ethikkommissionsvotum: liegt vor
Stand: Auswertungsbeginn SS 2017
Betreuer: Prof. Winde, Dr. Balog

4.

Thema: Vergleichende Untersuchung der Wundinfektionsrate bei Patienten mit erhöhtem Wundinfektionsrisiko durch randomisierte Zuteilung des Verbands-Prozedere: steriler verband vs. Vakuum-Saugverband

Doktorand: Isabelle Bredendiek, Studentin der RUB, 7. klin. Semester
Ethikkommissionsvotum: liegt vor
Stand: Studienbeginn SS 2017
Betreuer: Prof. Winde, Fr. Dr. Kirchner

5.

Thema: Divertikulitis-Rezidivrate und Morbidität nach laparoskopisch assistierter Kolonresektion anhand des Patientenguts des Klinikums Herford

Doktorand: Sebastian Pöhland, Student der RUB, 7. klin. Semester
Ethikkommissionsvotum: liegt vor
Stand: Auswertungsbeginn SS 2017

6.

Thema: postoperative Früh- und Spät-Morbidität bei Stomarückverlagerung und Rückverlagerungsrate nach Kolostomie und Ileostomie bei Notfall- und elektiv operierten Patienten des Klinikums Herford

Doktorand: Janik Sottorf, Student der RUB, 7. klin. Semester
Ethikkommissionsvotum: eingereicht
Stand: Auswertungsbeginn SS 2017
Betreuer: Prof. Winde, Dr. Balog

7.

Thema: Funktionelle Ergebnisse der Seit-zu-End Anastomose nach Rektumresektion bei kontinenzerhaltender Rektumresektion: retrospektive Patientenbefragung mit standardisiertem Fragebogen

Doktorand: MuDr. Jozef Barej, Facharzt für Chirurgie, Klinikum Herford
Ethikkommissionsvotum: eingereicht (nach RUB-Bedingungen)
Stand: Auswertung beendet
Betreuer Prof. Winde, Dr. Balog

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