Gelenkschmerzen: Informationen & Ärzte

27.03.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Beschwerden am Bewegungsapparat stellen in Deutschland den Hauptanteil an chronischen Schmerzerkrankungen. Rückenschmerzen treten am häufigsten auf. Sehr häufig sind auch Schmerzen infolge von Knochenschwund (Osteoporose) und Verschleißerscheinungen an den Gelenken (Arthrose). Häufige Ursache für Gelenkschmerzen sidn auch entzündliche Gelenkerkrankungen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ärzte für Gelenkschmerzen.

ICD-Codes für diese Krankheit: M25.5

Empfohlene Ärzte für Gelenkschmerzen

Artikelübersicht

Was ist das Besondere an Knochen und Gelenken des Menschen?

Der menschliche Körper besteht aus mehr als 200 Knochen, welche teilweise lediglich schützende Funktion haben (beispielsweise die Schädelknochen) oder aber, in der Mehrzahl, über etwa 100 bewegliche Gelenke miteinander verbunden und gegeneinander bewegt werden können.

Als unechte Gelenke bezeichnet man alle Flächen, an denen Knochen zusammentreffen. Es gibt auch Knochenverbindungen, über welche keine Bewegung möglich ist (auch hier beispielsweise die Schädelknochen). Diese unbeweglichen Gelenkverbindungen werden auch als unechte Gelenke bezeichnet, mitgezählt ergibt sich eine Gesamtzahl von 360 Gelenken.

Wie funktioniert das Zusammenspiel von Knochen?

Das Zusammenspiel aus

sorgt für die Stabilität und Beweglichkeit des menschlichen Körpers. Dieses Zusammenspiel ist äußerst wichtig für unseren Alltag, den Beruf sowie sportliche Aktivitäten. Aber auch allein mit Hinblick auf die Selbstständigkeit eines Individuums ist die schmerzfreie Funktionsfähigkeit von Knochen und Gelenken essenziell. Da Gelenke fortwährend belastet werden, sind sie auch anfällig für Erkrankungen und schmerzhafte Zustände.

Bitte akzeptiere zusätzliche externe Inhalte, um dieses Video anzusehen.

Was sind typische Gelenk- und Knochenerkrankungen, die Gelenkschmerzen verursachen?

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen für Knochen- und Gelenkschmerzen, die glücklicherweise oft harmlos als Überlastungsreaktion auftreten und nach vorübergehender Schonung schnell wieder verschwinden.

Es gibt allerdings auch ernstzunehmende und chronische (langanhaltende) Erkrankungen, die zu Knochen- und Gelenkschmerzen führen können. Hierzu gehören beispielsweise die

Was ist die häufigste Ursache für Gelenkschmerzen?

Die Arthrose (Gelenkverschleiß) ist die häufigste Ursache für Gelenkschmerzen und Bewegungsstörungen, deren Erkrankung-Wahrscheinlichkeit mit zunehmenden Alter steigt. Es handelt sich bei der Arthrose um Abnutzungsschäden, die einerseits den Knochen, primär aber den Gelenkknorpel betreffen. Der Knorpel überzieht die Knochen eines jeden Gelenks und ist ein nur gering durchblutetes Gewebe. Daher ist Gelenkknorpel anfällig für Überbelastung und chronische Schädigungen, insbesondere in fortgeschrittenem Lebensalter.

Aber auch jüngere Patienten können eine Arthrose entwickeln, beispielsweise bei Falsch- oder Überbelastung. Daher tritt die Arthrose vor allem bei Gelenken auf, die falsch oder überbelastet werden, z. B. durch

Da der Mensch sich aufrecht fortbewegt und daher die untere Extremität (Beine) weitaus mehr belastet wird als die obere (Arme), sind Knie- und Hüftgelenk beim Menschen am häufigsten vom Gelenkverschleiß betroffen. Man spricht hier auch von einer Kniegelenksarthrose (medizinisch Gonarthrose) oder Hüftgelenksarthrose (medizinisch Coxarthrose).

Das Video zeigt arthrotischen Knorpelverschleiß im Kniegelenk und seine Folgen:

Bitte akzeptiere zusätzliche externe Inhalte, um dieses Video anzusehen.

Wie kommt es zur Gelenkarthrose?

Besonders der stoßdämpfende Gelenkknorpel kann sich von Schäden kaum erholen. Er enthält keine Blutgefäße und wird dementsprechend nicht von Blut mit Nährstoffen versorgt. Ohne Knorpel reiben die Knochen direkt aufeinander, wodurch im Gelenk scharfe Kanten entstehen, die Schmerzen auslösen. In fortgeschrittenem Stadium kann man auch ein Knirschen höre.

Durch die Kanten und Ecken im Gelenk kann sich das Gelenk entzünden, was den Schmerz verschlimmern kann. Man spricht dann von einer sogenannten „aktivierten Arthrose“, was bedeutet, dass der chronisch vorliegende Gelenkverschleiß durch eine Entzündung verschlechtert wird. Nach Abklingen der Entzündung wird meist der Schmerz wieder geringer und der Zustand vor der „Aktivierung“ erreicht.

Welche Krankheiten können noch zu Arthrosen und Gelenkschmerzen führen?

Es gibt mehrere Krankheiten, die zu Arthrose führen können. Hierzu gehören unter anderem:

  • Rheuma (rheumatoide Arthritis)
  • Morbus Bechterew
  • Osteoporose

Rheuma (rheumatoide Arthritis) als Ursache für Gelenkschmerzen

Rheuma, oft auch als rheumatoide Arthritis bezeichnet, ist ein Krankheitsprozess, bei dem der Körper die Gelenkhaut als fremd ansieht. Er reagiert dann mit einer Entzündung und Abstoßung.

Die Erkrankung betrifft bevorzugt kleine Gelenke, wie zum Beispiel die Fingergelenke. Sie kann zu verformten, schmerzenden Gelenken führen.

Bechterew’sche Krankheit als Ursache für Gelenkschmerzen

Morbus Bechterew ist eine chronische entzündlich-rheumatische Erkrankung, die vorwiegend die Wirbelsäule befällt. Sie führt zu Schmerzen und einer zunehmenden Versteifung der Wirbelsäule.

Osteoporose als Ursache für Gelenkschmerzen

Vier bis sechs Millionen Bundesbürger leiden an Osteoporose. Darunter versteht man einen krankhaften Schwund von Knochenmasse infolge von Kalkmangel im Knochen. Gefährdet sind vor allem ältere Frauen. Daher wird der Osteoporose-Rundrücken im Volksmund gerne auch als „Witwenbuckel“ bezeichnet.

Am Anfang der Erkrankung treten gelegentlich Rückenschmerzen auf.

Leider wird die Osteoporose oft erst dann ernst genommen, wenn die ersten Knochen brechen. Bei fortgeschrittener Osteoporose kann es schon beim Ausrutschen oder Stolpern zu sehr schmerzhaften Knochenbrüche kommen.

Gelenke des Körpers
© freshidea / Fotolia

Welche Gelenke sind häufig von einer Arthrose betroffen?

Häufig von Arthrose und Gelenkschmerzen betroffene Gelenke sind:

Hüftgelenk: Hier kommt es besonders häufig zu Abnutzungserscheinungen. Das Hüftgelenk wird ständig beansprucht und muss einen großen Teil des Körpergewichts tragen. Der Knorpel, der die Hüftpfanne und den Hüftkopf schützend überzieht, wird durch den Knorpelverschleiß immer dünner. Schließlich reiben die beiden Knochen aufeinander, was das Laufen sehr schmerzhaft machen kann.

Kniegelenk: Knieschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Häufig entstehen Schmerzen durch Abnutzungserscheinungen, zum Beispiel als Folge von

  • Übergewicht
  • schlecht verheilten Verletzungen oder
  • Fehlstellungen

Im Kniegelenk fallen durch Verschleiß die stoßdämpfenden Menisken aus und es kommt zum Meniskusschaden.

Hand- und Fingergelenke: Die Gelenke von Hand und Fingern können sowohl durch Abnutzung bei der Arthrose, als auch durch die Entzündung bei der rheumatoiden Arthritis schmerzen. Bei der Arthrose sind oft nur einzelne Gelenke in Mitleidenschaft gezogen, abhängig von der Belastung. Häufig ist bei Handwerkern das Daumengrundgelenk betroffen, da es am stärksten beansprucht und bei nahezu jeder Handbewegung belastet wird. Bei der rheumatoiden Arthritis sind häufig mehrere Gelenke an beiden Händen betroffen.

Wie sieht die Behandlung bei Knochen- und Gelenkschmerzen aus?

Häufig sieht man, dass Betroffene sich wegen der Schmerzen schonen oder eine „schiefe" Haltung einnehmen. Dadurch kommt es oft zu einer Gewichtszunahme, die das Problem aufgrund der stärkeren Gelenkbelastung weiter erschwert. Durch die schonungsbedingten Fehlhaltungen sind Schmerzen an den Bändern und Muskeln um das Gelenk herum vorprogrammiert und ein Teufelskreis beginnt.

Deshalb ist es wichtig, schmerzhafte Gelenk- und Knochenerkrankungen möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.

Arthrose, rheumatoide Arthritis und die Bechterew’sche Krankheit sind Erkrankungen, die immer weiter fortschreiten. Wenn Knorpel und Knochen eines Gelenks erst einmal zerstört sind, lässt sich der Schaden nicht mehr rückgängig machen. Meistens lassen sich allerdings durch eine konsequente Therapie die Schmerzen lindern. Der Krankheitsprozess kann außerdem verlangsamt oder sogar gestoppt werden.

Zu den Therapieoptionen gehören:

Die Behandlung von Schmerzen sollte sich nach deren Stärke richten. Bei leichten bis mäßigen Gelenk- und Knochenschmerzen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) angebracht. Das sind Medikamente mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen, die sowohl

  • den Schmerz lindern als auch
  • eine Entzündung unterdrücken

können. 

Bei starken und sehr starken Gelenk- und Knochenschmerzen werden auch stärkere Schmerzmittel, so genannte Opioide, verschrieben. Sie werden insbesondere dann eingesetzt, wenn sich Schmerzen mit einfachen Schmerzmitteln nicht ausreichend bekämpfen lassen.

Das Tragen von BandagenKrankengymnastik, Massagen, Muskel- und Bewegungstraining tragen dazu dabei, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten. Sie beugen außerdem Fehlhaltungen vor.

Eine individuelle Ernährungsberatung lohnt sich bei entzündlichen Knochenerkrankungen oder bestimmten Grunderkrankungen. Die Ernährung kann Beschwerden positiv beeinflussen. Betroffene sollten dabei auf entzündungsfördernde Lebensmittel verzichten und entzündungshemmende Stoffe bevorzugen. 

Als knochenstärkendes Vitamin gilt Vitamin D. Es wird über die Haut aus der UV-Strahlung im Sonnenlicht gebildet und über die Ernährung aufgenommen. Als fettlösliche Variante von Vitamin D3 ist es besonders gut vom Körper zu verwerten. 

Vitamin D Mangel vorbeugen
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung kann manche Formen von Gelenkerkrankungen positiv beeinflussen © bit24 / Fotolia

In bestimmten Fällen kann es nötig werden, die Gelenke durch eine Operation zu entlasten. Hier besteht unter Umständen die Möglichkeit, ein von Verschleiß betroffenes Gelenk zu restaurieren. Hilft alles nichts, bietet sich besonders für das Hüft- und Kniegelenk eine Endoprothese als künstlicher Gelenkersatz an (HüftprotheseKnieprothese).

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print