Mikroskopische Kolitis - Spezialisten und Informationen

26.02.2024
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Bei der mikroskopischen Kolitis handelt es sich um eine Darmentzündung, die sich auf zellulärer Ebene zeigt. Daher bleibt sie in der Darmspiegelung häufig unauffällig. Die Diagnose ist meist nur anhand einer Gewebeprobe (Biopsie) möglich. Leitsymptome der Erkrankung sind wiederholte wässrige Durchfälle.

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Symptome und Behandlung. Außerdem erhalten Sie Empfehlungen für geeignete Zentren und Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: K52.8

Empfohlene Spezialisten für Mikroskopische Kolitis

Artikelübersicht

Was ist die mikroskopische Kolitis?

Medizinisch gibt es zwei unterschiedliche Formen der mikroskopischen Kolitis:

  1. Die kollagene Kolitis
  2. Die lymphozytäre Kolitis

Etwa 1 von 1.000 Menschen erkrankt hierzulande an dieser entzündlichen Darmerkrankung. Häufig betrifft es Frauen, die älter als 65 Jahre sind. Die mikroskopische Kolitis tritt etwa fünf mal häufiger bei Frauen auf als bei Männern auf.

Mikroskopische KolitisBei der mikroskopischen Kolitis kommt es zu einer Entzündung der Dickdarmschleimhaut (Kolitis) @ David A Litman /AdobeStock

Wie entsteht die mikroskopische Kolitis?

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind nach wie vor unbekannt. Experten vermuten eine multifaktorielle Genese. Das bedeutet, dass Krankheitsursachen vielfältig sein können oder sich sogar ergänzen.

Dabei diskutieren Mediziner genetische Prädispositionen sowie Fehler der Immunantwort auf das Darmmikrobiom.

Die genauen Ursachen mikrobieller Kolitis sind unklar. Studien zeigen jedoch Risikofaktoren für entzündliche Darmkrankheiten auf.

Risikofaktoren sind beispielsweise:

  • Rauchen
  • Dauerhafte Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmern
  • Schmerzmedikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)
  • Weibliches Geschlecht
  • Höheres Lebensalter (> 65 Jahre)

Die Symptome bei einer mikroskopischen Kolitis

Die Erkrankung tritt wiederholt auf und führt dann zu wässrigen und blutigen Durchfällen, die bis zu 4 Wochen anhalten können. Diese stellen gleichzeitig das Leitsymptom der mikroskopischen Kolitis dar.

Daneben entwickelt sich oft ein nächtlicher Stuhldrang mit Stuhlinkontinenz. Die Betroffenen können die Durchfälle wortwörtlich nicht mehr aufhalten.

Darüber hinaus treten weitere, jedoch in der Regel weitestgehend unspezifische Symptome auf.

Dazu zählen:

Diagnostik und Differentialdiagnostik der mikroskopischen Kolitis

Da sich die Veränderungen insbesondere auf der zellulären Ebene manifestieren, kann die Darmspiegelung (Koloskopie) unauffällig sein.

Koloskopie bei der mikroskopischen KolitisDie wichtigste Untersuchung zur Erfassung einer mikroskopischen Kolitis ist die Darmspiegelung (Koloskopie) @ Graphicroyalty /AdobeStock

Deshalb stellen Ärzte die Diagnose „mikroskopische Kolitis“ in der Regel anhand des klinischen Bildes, der Symptome und der Biopsie.

Die Probenentnahme erfolgt an mehreren Stellen des Darms, da die mikroskopische Kolitis nicht überall im Darm gleichmäßig ausgebildet ist.

Durch ein solches Vorgehen erhöht sich die Chance, diagnostisch verwertbares Material zu finden. Ärzte sprechen in diesem Fall von einer „Stufenbiopsie".

Je nach Befundlage kommen auch andere Darmerkrankungen in Frage, die der Arzt in der Differentialdiagnose ausschließen möchte.

Dazu zählen:

Behandlungsoptionen bei mikroskopischer Kolitis

Die „European Microscopic Colitis Group“ und die „United European Gastroenterology“ veröffentlichten 2021 Empfehlungen für die Behandlung der mikroskopischen Kolitis.

Sie unterscheiden sich dabei nach:

  • Basismaßnahmen
  • Medikamentöse Therapie sowie
  • Chirurgische Maßnahmen

Die Basismaßnahmen sind:

  • Alkohol- und Rauchverzicht
  • Absetzen (ärztlich begleitet) bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel und Säurehemmer

Medikamentöse Therapie

Zur Linderung von Symptome eignet sich das Medikament Budesonid. Der Zeitraum beträgt 6 bis 8 Wochen. Bilden sich die Krankheitssymptome in dieser Zeit vollständig zurück (Remission), ist keine weitere Erhaltungstherapie mehr nötig.

Alternativ können Ärzte Loperamid oder Cholestyramin anwenden, wenn der Patient Unverträglichkeiten für Budesonid hat.

Bei anhaltenden Problemen ist eine langfristige Behandlung mit niedrigen Dosen von Budesonid empfehlenswert. Bei einer langfristigen Einnahme von Budesonid ist jedoch eine zusätzliche Versorgung mit Vitamin D und Kalzium wichtig. Sonst kann es zu einer Knochenweiche (Osteoporose) kommen.

In schweren Fällen können außerdem Immunmodulatoren oder Biologika entstehen.

Chirurgische Therapie

Wenn Medikamente nicht helfen, um die Krankheit ausreichend zu kontrollieren, kommt in seltenen Fällen eine Operation (Ileostomie) zum Einsatz.

Die Prognose bei mikroskopischer Kolitis

Die mikroskopische Kolitis ist aufgrund der zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen gut behandelbar. Allerdings hat die Erkrankung als entzündliche Darmkrankheit einen wiederkehrenden (rezidivierenden) Charakter. Es besteht kein erhöhtes Risiko für Darmkrebs.

Wer behandelt die mikroskopische Kolitis?

Die große Gruppe der entzündlichen Darmerkrankungen gehört in die erfahrenen Hände der Gastroenterologie. Experten für die Behandlung der mikroskopischen Kolitis finden Sie daher in ausgewiesenen gastroenterologischen Zentren oder in eigener Praxis.

Weiter oben haben wir Ihnen daher zur Unterstützung einige ausgewiesene mikroskopische Kolitis-Spezialisten und/oder klinische Zentren zusammengestellt.

Quellen

dccv.de/betroffene-angehoerige/medizinische-grundlagen/was-sind-mikroskopische-kolitiden/
flexikon.doccheck.com/de/Mikroskopische_Kolitis
Miehlke S et al., European guidelines on microscopic colitis: United European Gastroenterology and European Microscopic Colitis Group statements and recommendations. United European Gastroenterol J 2021; 9: 13–37 [Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8259259/pdf/UEG2-9-13.pdf; zuletzt aufgerufen am 14.01.2024]
rosenfluh.ch/arsmedici-2021-09/mikroskopische-kolitis-antworten-auf-praktische-fragen
springermedizin.de/chronisch-entzuendliche-darmerkrankungen/budesonid/erste-europaeische-leitlinie-zur-mikroskopischen-kolitis/18862970
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