Analpolypen: Spezialisten & Informationen

30.06.2023
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Analpolypen sind Gewebewucherungen, die aus natürlichen kleinen Falten am Übergang zwischen Enddarm und After entstehen können. Sie sind immer gutartig und können auch beschwerdefrei bleiben. Bei besonders großen Analpolypen ist eine Entfernung mittels Elektroschlinge sinnvoll, da sie die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen können.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Analpolypen.

ICD-Codes für diese Krankheit: K62.0

Empfohlene Spezialisten für Analpolypen

Kurzübersicht:

  • Was sind Analpolypen? Kleine Gewebewucherungen am After, die immer gutartig sind. Unter Umständen wird jedoch der Schließmuskel in seiner Funktion gestört.
  • Abgrenzung: Für Laien ist nicht erkennbar, ob es sich um Analpolypen, Hämorrhoiden, Marisken, eine Analthrombose oder einen Tumor handelt. Eine sorgfältige Abklärung ist notwendig.
  • Symptome: Fremdkörpergefühl, Schmerzen, Blut beim Toilettengang, Stuhlschmieren, Juckreiz und Hautentzündungen.
  • Ursachen: Reizzustände, Entzündungen, Erkrankungen am After, operative Eingriffe sowie Verletzungen im Bereich des Afters und Enddarms können die Bildung eines Analpolypen anregen.
  • Diagnose: Durch das Patientengespräch und die darauf folgende körperliche Untersuchung stellt der Mediziner eine Verdachtsdiagnose. Mittels Analspiegelung und ggf. einer Biopsie wird die Diagnose gesichert. Weitere Verfahren kommen nur selten zum Einsatz.
  • Behandlung: Mit einer elektrischen Schlinge können Analpolypen schnell und schmerzarm entfernt werden. Nachblutungen enden in der Regel wenige Tage nach dem Eingriff.
  • Nachbehandlung: Eine ballaststoffreiche Ernährung unterstützt einen weichen Stuhlgang. Der After sollte nur vorsichtig mit Wasser gereinigt werden. Analpolypen können sich ggf. erneut bilden.
  • Vorbeugung: Eine ausgewogene, ballaststoff- und faserreiche Ernährung ist die beste Vorbeugung gegen Analfissuren und Entzündungen, durch die sich ein Analpolyp entwickeln kann.

Artikelübersicht

Definition: Was sind Analpolypen?

Am Übergang zwischen Enddarm und After finden sich von Natur aus Analpapillen. Das sind blattförmige Ausstülpungen der Schleimhaut.

Diese Schleimhauterhebungen können nach

  • Operationen,
  • Verletzungen oder
  • bei bestimmten Krankheiten

bis zu einer Größe von mehreren Zentimetern anwachsen und in den Analkanal hinein- oder sogar aus dem After herausragen. Vergrößerte (der Mediziner spricht auch von hypertrophierten) Analpapillen werden dann als Analpolypen oder Analfibrome bezeichnet.

Analpolypen können klein wie beispielsweise ein Getreidekorn sein oder aber auch die Größe einer Kirsche annehmen.

Obwohl es sich um Gewebewucherungen handelt, sind sie immer gutartig und nicht gefährlich. Sie brauchen sich also keine Sorgen machen, dass diese Wucherungen zu Krebs entarten könnten.

Allerdings können sie bei entsprechender Größe dazu führen, dass der After nicht mehr vollständig schließt. Das zeigt sich durch nasse Stellen in der Unterwäsche.

Formen: Analpolyp oder doch eine Hämorrhoide?

Analpolypen haben ähnliche Symptome wie Hämorrhoiden. Dadurch kann der Laie in der Regel nicht erkennen, welche der beiden Erkrankungen vorliegt. Zu den Symptomen beider Erkrankungen gehören:

  • Nässen,
  • Juckreiz,
  • Schmerzen,
  • Blutungen und
  • Knotenbildung.

Daneben gibt es aber auch weitere Krankheitsbilder, wie

die ein ähnliches Beschwerdebild haben können.

Für eine zielführende Behandlung ist also eine sorgfältige und letztlich sichere Diagnose von größter Bedeutung.

Symptome: Abhängig von der Größe

Solange die Analpolypen noch klein sind, verursachen sie in der Regel keine Beschwerden.

Ein großer Analpolyp beeinträchtigt auch den feinen Mechanismus, der den Verschluss des Afters reguliert. Daher nehmen mit zunehmender Größe auch die Beschwerden zu. So kann es zu folgenden Krankheitszeichen kommen:

  • Fremdkörpergefühl im After,
  • Schmerzen, vor allem beim Stuhlgang,
  • Blut auf dem Stuhl oder am Toilettenpapier,
  • Nässen, Stuhlschmieren und Stuhlinkontinenz und infolgedessen verschmutzte Unterwäsche,
  • Juckreiz und Hautentzündungen am After durch ausgetretenen Stuhl.

Wenn ein größerer Analpolyp aus dem After gleitet, muss er von Hand wieder zurückgeschoben werden. Von selbst zieht er sich nicht wieder zurück.

Ursachen und Risikofaktoren

Analpolypen können grundsätzlich bei allen Menschen auftreten. Risikofaktoren für die Vergrößerung der Stecknadelkopf-kleinen Analpapillen sind

  • Reizzustände,
  • Entzündungen und Erkrankungen im After,
  • operative Eingriffe und Verletzungen im Bereich des Afters und Enddarms.

So kommt es bei Analfissuren (Schleimhauteinrissen im Analkanal) relativ häufig zum Wachstum der Analpapillen und damit zu Analpolypen.
Analfissur
Lokalisierung von Analfissuren am After © bilderzwerg | AdobeStock

Untersuchung und Diagnose

Spezialisten für Erkrankungen des Enddarms, das heißt des Mastdarms und des Analkanals, und damit auch für Analpolypen, heißen Proktologen. Aber auch Gastroenterologen gelten als Experten für Analpolypen.

Während der Anamnese (Patientenbefragung) erkundigt sich der Arzt nach Ihren Beschwerden. Während der Inspektion (Betrachtung) des Afters achtet der Proktologe auf Auffälligkeiten, wie Knötchen oder Entzündungen.

Gegebenenfalls bittet Sie der Arzt zu pressen, so lässt sich der After noch genauer beurteilen. Mit dem Finger untersucht er den Analkanal (digitale-rektale Untersuchung). Dadurch kann der Arzt knotige oder narbige Veränderungen ertasten.

Am besten lassen sich Veränderungen des Analkanals mithilfe einer Proktoskopie (Enddarmspiegelung) erkennen und beurteilen. Ein Proktoskop ist kurzes Rohr mit einer Lichtquelle und einer Optik, das über den After in den Analkanal eingeführt wird. Mit dieser Untersuchung lässt sich auch der Ursprung der Gewebewucherung erkennen.

So kann der Proktologe beispielsweise beurteilen, ob es sich um eine Hämorrhoide oder um einen Analpolypen handelt. Bei Zweifeln, aber auch zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose, wird eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) durchgeführt. Die Gewebeprobe wird dann in der Histologie untersucht. So lassen sich auch gutartige von bösartigen Gewebeveränderungen unterscheiden.

Nur in seltenen Fällen und zum Ausschluss oder zur Bestätigung anderer Erkrankungen schließen sich weiterführende Untersuchungen an, wie

Allgemeines zur Behandlung

Nicht jeder Analpolyp muss behandelt werden. Es wird empfohlen, dass nur solche vergrößerten Analpapillen behandelt werden, die auch Beschwerden verursachen.

Die histologische Untersuchung kann auch ergeben, dass es sich um eine Gewebeveränderung handelt, die bösartig werden könnte. In diesem Fall Ihnen der Arzt vermutlich zu einer Operation raten.

Alle anderen, nicht behandlungsbedürftigen Gewebeneubildungen sollte sich der Arzt aber in regelmäßigen Abständen kontrollieren. So kann er Veränderungen rechtzeitig erkennen.

Schneiden mit Strom

Analpolypen lassen sich schmerzarm ambulant entfernen. Der Arzt trägt sie mittels eines Lasers oder einer elektrischen Schlinge (sogenannte Hochfrequenz-Diathermieschlinge) ab. Die Entfernung von Analpolypen erfolgt in örtlicher Betäubung.

Im Rahmen der Analpolypen-OP mittels elektrischer Schlinge legt der Operateur die Schlinge um den Polypen. Nun wird Strom auf die Schlinge gelegt und vorsichtig zugezogen. Durch die Stromstöße wird der Analpolyp an seiner Basis abgetrennt.

Elektroschlinge bei Darmpolypen
Darmpolypen (wie hier) und Analpolypen lassen sich mittels einer Elektroschlinge einfach entfernen © SciePro | AdobeStock

Bei starken Komplikationen zum Arzt

Während und nach der Abtragung eines Analpolypen kann es zu OP-Schmerzen und Blutungen kommen. Nachblutungen enden in der Regel innerhalb weniger Tage. Gegen die Schmerzen in den ersten Tagen nach der Operation erhalten Sie ein Schmerzmittel.

Wenn Sie allerdings nach der Operation

  • starke Schmerzen bekommen,
  • stärker bluten oder
  • die Blutung nach der OP nicht zum Stillstand kommt,

sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen und abklären lassen, was die Ursache für Ihre Beschwerden ist.

Nach der OP

Je nach Ursache für die Analpapille kann die Abheilung der Wunde einige Zeit (manchmal sogar einige Wochen) benötigen.

Sie können die Wundheilung unterstützen, indem Sie mithilfe einer ballaststoffreichen Ernährung auf einen geschmeidigen Stuhl achten. Gegebenenfalls wird Ihnen der Arzt auch ein leichtes Abführmittel für die ersten Tage empfehlen. Für die vorsichtige Reinigung des Afters nach jedem Stuhlgang sollten Sie nur Wasser und keine Seifen oder Ähnliches verwenden.

Wenn Sie an wiederkehrenden Entzündungen im Bereich des Enddarms leiden, können sich Analpolypen erneut entwickeln. Sie lassen sich dann aber ebenfalls wieder entfernen.

Vorbeugung

Analpolypen entstehen oft als Folge einer Entzündung oder Verletzung im Enddarmbereich. Daher muss zum einen eine etwaige Entzündung oder Erkrankung (zum Beispiel eine Analfissur) behandelt werden. Andererseits sollten Sie darauf achten, dass sich solche zugrunde liegenden Krankheitszustände erst gar nicht ausbilden.

Wenn Sie der Entstehung einer Analfissur vorbeugen, reduzieren Sie gleichzeitig das Risiko, dass sich ein Analpolyp entwickelt. Analfissuren (und damit Analpolypen) beugen Sie am besten vor, indem Sie auf einen nicht zu harten, aber auch nicht zu weichen Stuhlgang achten. Die Ernährung sollte daher ausgewogen und ballaststoff- und faserreich sein.

Quellen

  • Joos AK et al. (2019) Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie. S3-Leitlinie - Hämorrhoidalleiden. AWMF-Registriernummer: 081/007.
  • Lenhard B (2002) Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: Hypertrophe (vergrößerte) Analpapille. AWMF-Registriernummer: 013-011p.
  • Helmes C, Pakravan F (2010) Proktologie: Die Diagnose „Hämorrhoidalleiden“ wird zu häufig gestellt. Dtsch Arztebl 107(5): A-182 / B-160 / C-156.
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