Analfissur: Informationen & Analfissur-Ärzte

04.10.2022
Dr. med. Volker Fackeldey
Medizinischer Fachautor

Eine Analfissur ist ein Einriss der Schleimhaut des Analkanals. Der Kanal ist der wenige Zentimeter lange Übergang zwischen dem Enddarm und dem Darmausgang. Diese Erkrankung ist relativ häufig: Etwa acht Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an dieser Wunde. Analfissuren verursachen meist keine Beschwerden. Manchmal bluten sie aber auch. Insbesondere beim Stuhlgang kann eine Analfissur schmerzhaft sein. In seltenen Fällen haben die Patienten so starke Schmerzen, dass ihre Lebensqualität stark eingeschränkt ist.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ärzte für Analfissuren.

ICD-Codes für diese Krankheit: K60

Empfohlene Ärzte für eine Analfissur

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Analfissur? Ein Einriss der Schleimhaut des Analkanals, der sich zwischen dem Enddarm und dem Darmausgang befindet. Eine Analfissur ist eine relativ häufige Erkrankung.
  • Formen: Je nach Dauer der Erkrankung spricht man von einer akuten oder chronischen Analfissur. Bei bekannter Vorerkrankung spricht man von einer sekundären Analfissur, ansonsten ist sie als primär einzustufen.
  • Symptome: Typisch für die Analfissur ist ein schmerzhafter Stuhlgang. Manchmal treten kleine Blutungen auf, gelegentlich auch Ausschläge und Juckreiz. Bei der chronischen Form kann es zu weiteren Veränderungen um die Analfissur herum kommen.
  • Ursachen: Verstopfung und harter Stuhlgang gelten als Risikofaktoren für eine primäre Analfissur. Sekundäre Analfissuren können durch Verletzungen, nach einer Geburt oder nach spezifischen Vorerkrankungen auftreten. Auch Übergewicht, faserarme Ernährung und eine Schilddrüsenunterfunktion gelten als Risikofaktoren.
  • Diagnose: Manchmal ist eine Analfissur gut sichtbar. Ansonsten können eine digitale-rektale Untersuchung oder eine Enddarmspiegelung Aufschluss geben. In seltenen Fällen werden weitere bildgebende Verfahren empfohlen.
  • Konserverative Behandlung: Zunächst wird über die Ernährung der Stuhl reguliert. Mithilfe von Salben und Cremes und manchmal auch Analtampons oder Analdehner heilt eine Analfissur häufig in einigen Wochen ab. Ggf. werden Schmerzmittel gegeben.
  • Operative Behandlung: Tritt nach mehrwöchiger konservativer Therapie keine Besserung ein, ist eine kleine, meist ambulante OP angeraten. 
  • Prognose: Viele akute Analfissuren heilen spontan ab. Auch nach einer OP sind die Heilungsschancen sehr gut. Dennoch kann eine Analfissur erneut auftreten.
  • Vorbeugung: Die Ernährung sollte so angepasst werden, dass kein zu harter Stuhl oder Verstopfungen auftreten.

Artikelübersicht

Frauen und Männer sind etwa gleich häufig von Analfissuren betroffen. Die meisten Patienten sind bei der Diagnose zwischen 40 und 50 Jahre alt. Aber auch Kinder können eine Analfissur entwickeln.

Die meisten Analfissuren heilen spontan ab. Bei nicht heilenden Analfissuren helfen meistens Medikamente oder eine OP, so dass auch hier Heilung möglich ist.

Formen

Je nachdem, wie lange der Schleimhauteinriss bereits besteht, spricht man von einer

  • akuten Analfissur oder
  • einer chronischen Analfissur.

Wenn der Einriss noch keine sechs Wochen besteht, leidet der Patient an einer akuten Analfissur. Bei einer Dauer von mehr als sechs bis acht Wochen liegt eine chronische Analfissur vor.

Darüber hinaus unterscheidet man abhängig von der Ursache primäre von sekundären Analfissuren. Bei den sekundären Formen liegt der Fissur eine andere Erkrankung zugrunde. Bei den primären Analfissur ist das nicht der Fall.

Abzugrenzen von Analfissuren sind Rhagaden. Das sind Einrisse der Haut um den After herum, keine Einrisse der Schleimhaut des Analkanals.

Symptome von Analfissuren

Die meisten Analfissuren befinden sich an dem zum Rücken zeigenden, untersten Abschnitt der Analöffnung. Die Fissur kann von außen sichtbar sein. Sie kann aber auch innen liegen und dann erst bei genauerer Inspektion des Analkanals gefunden werden.

Während des Stuhlgangs verspüren manche Patienten Schmerzen. Sie halten meistens einige Minuten an, können sich aber auch Stunden hinziehen. Am Toilettenpapier, manchmal auch auf dem Stuhl, befindet sich oft etwas hellrotes Blut. Ohne Stuhlgang haben die meisten Patienten aber keine Beschwerden.

Gelegentlich tritt ein Ausschlag und Juckreiz um den After herum auf.

Bei chronischen Analfissuren kann es zu Veränderungen um den Einriss der Schleimhaut kommen. Dabei sind vergrößerte Analpapillen zu nennen. Das sind etwa stecknadelkopfgroße Knötchen in der Schleimhaut. Bei einer Analfissur können sie bis zu einer Größe einer Kirsche wachsen. Dann werden sie auch Analpolypen oder Analfibrome genannt.

Daneben können Marsiken auftreten. Marisken sind Hautfalten um den After und werden deshalb auch Analfalten oder Vorpfostenfalten bezeichnet.

Analfissur
Eine Analfissur ist eine kleine Wunde in der Schleimhaut des Analkanals © bilderzwerg | AdobeStock

Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen lässt sich keine Ursache für die Analfissur ausfindig machen. Die Ärzte sprechen dann von einer primären Anafissur.

Wie solch eine primäre Analfissur entsteht, ist bislang noch nicht genau geklärt. Es wird aber vermutet, dass

eine Rolle in deren Entstehung spielen.

Als Folge der durch den Einriss auftretenden Schmerzen zieht sich der Schließmuskel krampfartig zusammen. Der Schließmuskel umgibt den Analkanal und reguliert die Entleerung des Stuhls. Durch diese Druckerhöhung des Schließmuskels verschlechtert sich die Blutversorgung der Schleimhaut. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Wundheilung aus.

So kann sich aus einer akuten Analfissur ein chronischer Zustand entwickeln.

Sekundäre Analfissuren sind Einrisse, die aufgrund einer anderen Erkrankung oder Verletzung entstehen. Auslöser für eine sekundäre Analfissur können sein:

Als Risikofaktoren gelten Umstände, die Verstopfung und harter Stuhl und damit einen erhöhten Druck im Schließmuskel begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel

Weitere Risikofaktoren sind auch das Einführen von Fremdkörpern in den Analkanal sowie grober Analverkehr.

Untersuchung und Diagnose

Der Arzt untersucht zunächst den After und den Analkanal. Oft kann der Untersucher durch Spreizen der Gesäßbacken die Analfissur bereits sehen. Auch lässt sich meist jetzt schon unterscheiden, ob eine Analfissur oder eine Hämorrhoide vorliegt.

In der Regel tastet der Proktologe dann den Analkanal mit dem Finger ab (digital-rektale Untersuchung). Diese Untersuchung ist bei akuter Analfissur meistens schmerzhaft und auch nicht immer erforderlich. Die chronische Analfissur ist weniger schmerzhaft. Hier kann der Arzt mittels digital-rektaler Untersuchung gegebenenfalls eine narbige Verhärtung feststellen.

Mithilfe eines Analspreizers oder eines Proktoskops (kurzes Rohr mit einer Lichtquelle) beurteilt der Arzt den Analkanal. Diese Proktoskopie ist auch als

  • Analspiegelung,
  • Mastdarmspiegelung oder
  • Enddarmspiegelung

bekannt. 

Diese Untersuchung gibt Aufschluss über Veränderungen des Analkanals, die eine ähnliche Symptomatik wie Analfissuren zeigen und deshalb ausgeschlossen werden müssen.

Aufgrund der möglicherweise zu erwartenden Schmerzen bei der Proktoskopie kann der Arzt auch erst einen Therapieversuch vornehmen. Voraussetzung dafür ist eine typische Symptomatik und ein sichtbarer Schleimhauteinriss.

Bestehen allerdings Zweifel an der Diagnose, muss eine Analspiegelung durchgeführt werden. Dann kommt eine unter Lokalanästhesie oder Narkose zum Einsatz.

Nur in seltenen Fällen kommen weiterführende Untersuchungen in Betracht, wie

Sie dienen zum Ausschluss anderer Erkrankungen beziehungsweise zur Diagnose von zugrunde liegenden Erkrankungen.

Allgemeines zur Behandlung

Spezialisten für Analfissuren sind Proktologen. Sie befassen sich mit Erkrankungen des Enddarms, das heißt dem Mastdarm und dem Analkanal.

Die Behandlung zielt auf die Regulierung des Stuhls über die Ernährung ab. Sie adressiert auch die Schmerzen, insbesondere bei der akuten Analfissur, und versucht, den Schließmuskeldruck zu senken.

Ernährung

Ein wichtiger Baustein der Behandlung ist eine ballaststoff- und faserreiche Ernährung. Zusätzlich können beispielsweise Flohsamenschalen den Stuhlgang regulieren.

Flüssig darf der Stuhl aber nicht sein. Deshalb sollten Sie keine starken Abführmittel zur Therapie einnehmen.

Medikamentöse Behandlung: Cremes, Salben, Tampons und Spritzen

Die lokale Anwendung von Salben oder Cremes hilft meistens sehr gut. Dadurch heilen die meisten akuten Analfissuren innerhalb von sechs bis acht Wochen ab. In Studien haben sich Kalziumkanalblocker (zum Beispiel Nifedipin und Diltiazem) als besonders wirksam erwiesen.

Genauso wie Nitrate (zum Beispiel Glyceryltrinitrat) senken diese Medikamente den Druck im Schließmuskel bzw entspannen diesen. Nitrate verursachen jedoch häufig Kopfschmerzen.

Ist zusätzlich zur Analfissur ein Ekzem vorhanden, ist auch die Anwendung von kortisonhaltigen Cremes oder Salben empfehlenswert. Gegen die akuten Schmerzen können lokale Salben mit Lokalanästhetika (Lidocain) verwendet werden.

Manche Medikamente werden mithilfe von Analtampons in den Analkanal eingebracht. So geben sie über eine längere Zeit die Wirkstoffe ab.

Analdehner

Auch in den Analkanal einzuführende Analdilatatoren (Analdehner) können die Heilung unterstützen. Sie kommen allein oder in Kombination mit oben genannten Medikamenten zum Einsatz.

Sie können die Analdehnung eigenständig und mehrmals am Tag vorsichtig durchführen.

Helfen Hausmittel, Sitzbäder und Co. gegen Analfissuren?

Hausmittel wie Sitzbäder und Naturheilmittel können zwar angenehm sein, doch sie bewirken keine Abheilung der Analfissur. Zinksalben sollten Sie bei offenen Wunden wie einer Analfissur nicht anwenden.

Bepanthen soll bei kleinen Einrissen die Wundheilung fördern. Die aktuellen Leitlinien erwähnen sie aber nicht als Therapieoption.

Operative Therapie

Erst wenn nach sechs- bis achtwöchiger medikamentöser Behandlung keine Abheilung erfolgt, ist eine OP eine mögliche Option. Bei chronischen Analfissuren kommt häufig eine Operation zum Einsatz. Etabliert haben sich folgende operative Verfahren:

Fissurektomie (= Ausschneiden der Analfissur): Therapie der Wahl gemäß Leitlinien. Die Fissur wird dabei zusammen mit dem entzündlichen und vernarbten Gewebe flach ausgeschnitten. Die Wunde wird nicht vernäht. Der Schließmuskel bleibt unverletzt. Manchmal wird über die herausgeschnittene Stelle ein Schleimhaut- oder Hautlappen gelegt und vernäht (analer Advancement Flap (Verschiebelappen)). Die Fissurektomie weist eine höhe Erfolgsrate auf als die medikamentösen Therapieansätze.

Fissurektomie mit gleichzeitiger Botulinum-Toxin-Anwendung: Der Schließmuskel wird mithilfe von „Botox“ zusätzlich entspannt. Das könnte gegenüber dem alleinigen Ausschneiden der Fissur von Vorteil zu sein.

Durchtrennung des Schließmuskels (Sphinkterotomie): Die Durchtrennung eines Teils des inneren Schließmuskels hat eine höhere Erfolgsrate als die Fissurektomie. Allerdings besteht dabei ein höheres Risiko für eine Stuhlinkontinenz nach dem Eingriff.

Darüber hinaus gibt es weitere Verfahren, die sich allerdings noch nicht etabliert haben. Dazu gehört beispielsweise die Behandlung mit einem fraktionierten CO2-Laser.

Im Allgemeinen wird die OP ambulant und unter Kurznarkose durchgeführt. Nach der OP bestehen in der Regel noch einige Tage lang Schmerzen in der Analgegend. Diese Schmerzen bessern sich aber rasch.

Die durch die OP entstandene offene Wunde müssen Sie für einige Wochen bis zur vollständigen Abheilung sauber halten. Dafür sollten Sie die Wunde mehrmals täglich und nach jedem Stuhlgang ausduschen. Sitzbäder sind nicht notwendig. Im Gegenteil: Sie verlangsamen die Wundheilung eher.

Verlauf und Prognose

Viele akute Analfissuren bilden sich spontan, also ohne Therapie, zurück. Mithilfe von Medikamenten und physikalischer Therapie heilen bis zu 90 Prozent der akuten Analfissuren ab. Bei der chronischen Form beträgt die Heilungsrate unter dieser Therapie immerhin noch etwa 50 Prozent.

Aber auch mithilfe der operativen Behandlungsoptionen sind die Heilungschancen sehr gut. Die Heilungsraten betragen bei der Fissurektomie etwa 73 bis 80 Prozent und bei der Sphinkterotomie etwa 80 bis 93 Prozent.

Zu beachten ist aber, dass ein erhöhtes Risiko für eine Stuhlinkontinenz besteht. Nach einer Fissurektomie leiden bis zu etwa elf Prozent der Patienten darunter. Nach einer Sphinkterotomie sind es sogar bis zu 20 Prozent der Patienten.

Vorbeugung

Einige Patienten entwickeln nach einigen Jahren erneut eine Analfissur (sogenanntes Rezidiv). Um einer Analfissur sowie deren Rezidiv vorzubeugen, ist eine angepasste Ernährung notwendig. 

Eine ballaststoff- und faserreiche Ernährung, eventuell unterstützt durch Flohsamenschalen, hilft Ihnen, die Konsistenz des Stuhls zu regulieren. Auch Analdehner können einem Rezidiv vorbeugen.

Quellen

  • Ebinger SM et al. (2020) Patientenleitlinie: Erkennen und Behandeln von Rissen im Analbereich (Analfissur). Ein Ratgeber für Patientinnen und Patienten. AWMF-Registriernummer: 081-010.
  • Farke S (2018) Akute Analfissur. MMW Fortschritte der Medizin 9(160):47
  • Feisthammel J (2015) Analfissur. In: DGIM Innere Medizin. Berlin: Springer-Verlag
  • Marti L et al. (2020) S3-Leitlinie: Analfissur. AWMF-Registriernummer: 081-010. coloproctology 42:90–196
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