Eileiterschwangerschaft: Informationen & Spezialisten finden

15.02.2023
Prof. Dr. med. Richard Berger
Medizinischer Fachautor

Unter einer Eileiterschwangerschaft versteht man eine abnormale Schwangerschaft. Dabei nistet sich die befruchtete Eizelle bereits im Eileiter ein und nicht erst in der Gebärmutter. Eine Eileiterschwangerschaft kann nicht erfolgreich ausgetragen werden. Sie kann schwere Konsequenzen für die Schwangere haben und muss vorzeitig beendet werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Eileiterschwangerschaften.

ICD-Codes für diese Krankheit: O00

Empfohlene Spezialisten für eine Eileiterschwangerschaft

Artikelübersicht

Was ist eine Eileiterschwangerschaft?

Normalerweise wandert eine Eizelle nach dem Eisprung durch den Eileiter in die Gebärmutter. Wird sie von einer Samenzelle befruchtet, nistet sie sich in der Gebärmutterschleimhaut ein. Dort kann sich der Fötus entwickeln.

Sind die Eileiter verklebt, vernarbt oder abgeknickt, kann eine Eizelle die Gebärmutter unter Umständne nicht erreichen. Stattdessen nistet sich die befruchtete Eizelle (Zygote) in der Eileiter-Schleimhaut ein.

In den meisten Fällen stirbt der Embryo dann innerhalb weniger Tage oder Wochen nach seiner Einnistung ab. Passiert das nicht, wächst der Embryo zunächst im Eileiter weiter. Eine Eileiterschwangerschaft kann jedoch nicht ausgetragen werden.

Wird sie nicht erkannt und behandelt, kann eine Eileiterschwangerschaft gefährliche Komplikationen für die betroffene Frau nach sich ziehen.

Die Eileiterschwangerschaft ist die häufigste Form einer Extrauteringravidität. Eine Extrauteringravidität ist eine Schwangerschaft, bei der sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter einnistet.

Die statistische Wahrscheinlichkeit einer Tubargravidität im Vergleich zu einer regulären Schwangerschaft liegt bei etwa 1–2 Prozent.

Spezialisten für die Betreuung einer Schwangerschaft sind vor allem Fachärzte der Geburtshilfe und Perinatalmedizin.

Eileiterschwangerschaft
Bei einer Eileiterschwangerschaft entwickelt sich der Fötus nicht in der dafür gedachten Gebärmutter, sondern in einem Eileiter © Henrie | AdobeStock

Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft

Eine Eileiterschwangerschaft gleicht in ihrem Verlauf zunächst einer normalen Schwangerschaft. Ein Schwangerschaftstest liefert ein positives Ergebnis. Die Periode bleibt aus und viele Schwangere spüren eine morgendliche Übelkeit und ein Spannungsgefühl in den Brüsten.

Wie bei einer normalen Schwangerschaft bildet sich auch das Schwangerschaftshormon Beta-HCG (Humanes Choriongonadotropin).

Symptome einer Eileiterschwangerschaft sind oft

  • stark ziehende Unterleibsschmerzen,
  • unregelmäßige Blutungen,
  • Schwindel und
  • Kreislaufprobleme.

Bleibt die Eileiterschwangerschaft unerkannt und wächst der Embryo weiter, kann der Eileiter reißen und innere Blutungen auslösen. Meist werden wichtige Blutgefäße (Seitenäste der Arteria ovarica oder der Arteria uterina) verletzt.

Die Eileiter sind nicht für eine Schwangerschaft gedacht. Sie können sich nicht genügend dehnen, um sich an die wachsende Größe des Fötus anzupassen. Durch den wachsenden Embryo kann der betroffene Eileiter deswegen aufreißen (Ruptur).

Eine Ruptur kann eine lebensgefährliche Blutung in der Bauchhöhle auslösen, verbunden mit Kreislaufversagen und Schock.

Die Anzeichen einer Eileiter-Ruptur sind heftige und plötzlich einsetzende Schmerzen. In diesem lebensbedrohlichen Notfall brauchen Sie sehr schnelle ärztliche Hilfe.

Ursachen der Eileiterschwangerschaft

Generell erhöhen Operationen das Risiko für Eileiterschwangerschaften, wie etwa

  • Ausschabungen,
  • Sterilisationsoperationen oder
  • andere Eingriffe an den inneren Geschlechtsorganen der Frau.

Dadurch können Verwachsungen und Verklebungen im Eileiter entstehen. Auch Chlamydien-Infektionen können diese Störungen verursachen.

Dadurch ist die Durchgängigkeit der Eileiter gestört und die Eizelle kann aufgrund der Verwachsungen nicht in die Gebärmutter gelangen. Sie nistet sich nach der Befruchtung in der Schleimhaut des Eileiters ein.

Weitere Risikofaktoren für Eileiterschwangerschaften sind Spiralen, die zur Empfängnisverhütung getragen werden. Auch Kinderwunschbehandlungen und ein höheres Lebensalter sind Risikofaktoren.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Tubargravidität steigt mit dem Lebensalter der Frau.

Weitere Ursachen sind:

  • Eileiterpolypen
  • abgeknickte Eileiter
  • vorausgegangene Eileiterschwangerschaften
  • angeborene anatomische Besonderheiten wie Höhlen in der Wand des Eileiters
  • erfolgte Operationen im Bauch- oder Beckenbereich
  • Schwangerschaftsabbrüche
  • Fehlgeburten

Sind die Eileiter grundsätzlich durchgängig, können auch die haarfeinen Zilien an den Eileiter-Innenweänden Ursache sein. Sie sind für den Transport der Eizelle von den Eierstöcken zur Gebärmutter verantwortlich. Durch eine Störung des Transports verbleibt die Eizelle im Eileiter. Ursachen für eine Transportstörung der Zilien können sein:

  • eine zu geringe Menge an Zilien,
  • Rauchen, bzw. Nikotin verringern die Transportfunktion.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose einer Tubargravidität ist eher schwierig. Sie lässt sich zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft im Ultraschall (transvaginale Sonografie) kaum erkennen.

Der Verdacht entsteht, wenn sich nach einem positiven Schwangerschaftstest per Ultraschall keine Schwangerschaft in der Gebärmutter feststellen lässt.

Ist in der 6. Schwangerschaftswoche noch immer keine Schwangerschaft in der Gebärmutter erkennbar, ist eine Extrauteringravidität wahrscheinlich. Steigt zudem das Schwangerschaftshormon nur langsam an, ist eine Tubargravidität sehr wahrscheinlich.

Wenn sich die Diagnose nicht mit Sicherheit stellen lässt, muss sie durch eine Bauchspiegelung bestätigt werden.

Die Diagnosestellung ist von großer Bedeutung. Bei fortgeschrittenem Schwangerschaftsverlauf besteht die Gefahr, dass der Eileiter operativ entfernt werden muss. Daher ist eine frühe Diagnose der Eileiterschwangerschaft von größter Wichtigkeit!

Therapie: Wie behandelt man die Eileiterschwangerschaft?

Es gibt drei Behandlungsoptionen bei einer Eileiterschwangerschaft:

  • die Operation,
  • die medikamentöse Therapie oder
  • beobachtendes Abwarten.

Welche Behandlung am besten passt, entscheidet sich

  • nach der individuellen Situation und
  • zu welchem Zeitpunkt die Eileiterschwangerschaft entdeckt wird.

Die operative Entfernung des Embryos oder des kompletten Eileiters

Über einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke werden eine Kamera und chirurgische Instrumente in die Bauchhöhle geschoben. Dieser mikrochirurgische Eingriff hat den Vorteil, dass sich sowohl Operationszeit als auch Dauer des Krankenhausaufenthalts verkürzen. Der Blutverlust ist minimal, die Heilung verläuft schneller.

Bei der Operation entfernt der Chirurg das Schwangerschaftsgewebe. In manchen Fällen muss jedoch der ganze betroffene Eileiter entfernt werden (Salpingektomie).

Wie bei jeder Operation können Komplikationen auftreten. In einigen Fällen können minimale Reste des Schwangerschaftsgewebes zurückbleiben (Trophoblastpersistenz) und weiterwachsen. Dadurch kann es im Extremfall nachträglich zu einer Ruptur des Eileiters kommen.

Daher ist eine regelmäßige Kontrolle des Schwangerschaftshormons HCG unbedingt erforderlich.

Erst, wenn im Blut kein HCG mehr nachweisbar ist, besteht Sicherheit, dass kein Schwangerschaftsgewebe mehr im Eileiter existiert.

Die medikamentöse Therapie

Diese Behandlung ist nur bei frühzeitiger Diagnose der Eileiterschwangerschaft möglich, bevor Beschwerden auftreten.

Am häufigsten verwendet man in der medikamentösen Therapie das Zellgift Methotrexat (MTX). Es behindert Wachstum und Vermehrung der Zellen, die den Embryo umgeben. Dadurch stirbt das embryonale Gewebe ab und der Körper resorbiert das abgestorbene Material.

Das Zellgift MTX wird intravenös oder intramuskulär zugeführt, oder es wird direkt in das Schwangerschaftsgewebe gespritzt.

Häufig wird MTX eingesetzt, wenn nach einer operativen Intervention weiterhin der Verdacht auf noch vorhandenes Schwangerschaftsgewebe besteht.

Beobachten und Abwarten

Es gibt auch die Möglichkeit, abzuwarten und zu schauen, ob sich die Schwangerschaft zurückbildet. Diese Möglichkeit ist selten anwendbar: Patientinnen bemerken eine Eileiterschwangerschaft oft erst dann, wenn sofortiger Handlungsbedarf besteht. Nur in einer sehr frühen Phase der Schwangerschaft ist abwartendes Vorgehen möglich.

Hauptkriterien sind Beschwerdefreiheit und niedrige bzw. abfallende HCG-Werte im Blut. Für dieses Vorgehen ist eine laufende Kontrolle des Eileiterschwangerschaftsverlaufs notwendig.

Im Notfall ist dann eine sofortige klinische Behandlung und die Möglichkeit einer unverzüglichen Operation erforderlich.

Beeinträchtigt eine Eileiterschwangerschaft die Fruchtbarkeit?

Nach einer Eileiterschwangerschaft ist das Risiko auf eine weitere Eileiterschwangerschaft höher.

Wenn einer der Eileiter stark beschädigt ist, sinken die Chancen, erneut schwanger zu werden. Wenn der andere Eileiter gesund ist, gibt es jedoch gute Chancen auf eine erneute Schwangerschaft.

Etwa 60 % aller Frauen können nach einer Eileiter-Schwangerschaft wieder empfangen und werden innerhalb von 18 Monaten erfolgreich schwanger.

Gynäkologen raten Frauen nach einer Bauchspiegelung, etwa drei Monate mit den nächsten Versuchen zu warten. Nach einer offenen Bauchoperation ist die Empfehlung, sechs Monate zu warten, um alle Narben verheilen zu lassen.

Wenn Sie erneut schwanger sind, sollten Sie unverzüglich Ihren Arzt aufsuchen. Dieser sollte mittels Ultraschall untersuchen, ob sich die befruchtete Eizelle korrekt in der Gebärmutter eingenistet hat.

Quellen

  • https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/eileiterschwangerschaft/therapie/
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