Polyarthrose - Arzt finden und Informationen

13.03.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Gelenke sorgen für eine gute Beweglichkeit des menschlichen Körpers - jeden Tag und bei jeder Aktivität. Sie sind eigentlich robust konstruiert, irgendwann kann die Belastung jedoch zuviel sein. Mehrfacher Gelenkverschleiß, Polyarthrose, ist die Folge. 

Finden Sie hier weitere Informationen zur Polyarthrose, den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten und erfahren Sie, welcher Arzt die Polyarthrose behandelt.

ICD-Codes für diese Krankheit: M15

Empfohlene Ärzte für Polyarthrose

Kurzübersicht:

  • Was ist Polyarthrose? Gelenkverschleiß, der gleichzeitig an mehreren Gelenken auftritt. Dabei wird der Gelenkknorpel zerstört, so dass die Gelenkknochen selbst geschädigt werden.
  • Ursachen: Meistens ist Überlastung durch Übergewicht, gelenkbelastendes Arbeiten, Leistungssport, Stoffwechselerkrankungen, Knochenbrüche oder Fehlbelastung die Ursache.
  • Symptome: Schmerzen bei Bewegung der betroffenen Gelenke, später auch in Ruhe. Auch die Beweglichkeit wird beeinträchtigt.
  • Behandlung: Konservative Maßnahmen sind Bewegung, ggf. Gehstützen, ggf. Gewichtsreduktion, physikalische Behandlungsverfahren, Krankengymnastik und Schmerzmittel. In schweren Fällen ist eine OP (Arthroskopie) oder sogar der Einsatz eines künstlichen Gelenks angezeigt.

Artikelübersicht

Was ist eine Polyarthrose?

Eine Arthrose, auch als Gelenkverschleiß bekannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Degeneration der Knorpel- und Knochenstruktur an den Gelenken charakterisiert ist. „Arthron“ ist die griechische Bezeichnung für Gelenk und mit der Endung „-ose“ werden in der Medizin meist chronische nicht-entzündliche Erkrankungen beschrieben. Mit rund fünf Millionen erkrankten Menschen in Deutschland ist die Arthrose die häufigste chronische Erkrankung des Bewegungsapparates.

Es können einzelne Gelenke betroffen sein, typischerweise das Knie- oder Hüftgelenk, da diese einer besonderen Belastung ausgesetzt sind. Aber auch nach Unfällen und Knochenbrüchen, die den Gelenkbereich mit einbeziehen, kann eine Gelenkarthrose entstehen. Korrekterweise müsste man bei der Arthrose eines Gelenks von Monoarthrose (mono = einzeln) und bei 2 bis 4 betroffenen Gelenken von einer Oligoarthrose (oligo = wenige) sprechen. Dies wird im klinischen Alltag allerdings selten so genau verwendet.

In der medizinischen Fachsprache bezeichnet der Begriff Polyarthrose (ICD-Code M15) eine Arthrose, die zeitgleich an 5 oder mehr Gelenken auftritt.

Orthopädische Erkrankungen der Gelenke
© freshidea / Fotolia

Was passiert im Gelenk bei einer Arthrose?

Die Gelenkflächen sind beim Menschen mit einer Knorpelschicht überzogen. Diese ist zwar nur wenige Millimeter dünn, spielt aber für die Funktion des Gelenks eine entscheidende Rolle. Dieses Netzwerk aus Knorpelzellen und Kollagenfasern reduziert die Reibung zwischen den Gelenkflächen und hat zudem die Funktion eines natürlichen Stoßdämpfers. Knorpel wird auch als bradytrophes (gering ernährtes) Gewebe bezeichnet, da es nur sehr wenig Blutgefäße enthält. Bei zunehmender Druckbelastung des Knorpels wird seine Ernährung weiter verschlechtert, was zur Arthrose führt.

Bei der Arthrose kommt es fortschreitend, meist über Jahre und Jahrzehnte hinweg, zu einem Abbau an Knorpelgewebe, was auch als „Knorpelverschleiß“ bezeichnet wird.

Im Prinzip kann die Arthrose jedes der rund 100 Gelenke im menschlichen Körper betreffen. Besonders anfällig sind jedoch Gelenke, die täglich starken Belastungen ausgesetzt sind. 

Zu den wichtigsten Arthroseformen gehören daher:

Was sind typische Ursachen einer Polyarthrose?

Der zunehmende Verschleiß des Gelenkknorpels kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich geht dem Knorpelschaden aber eine Belastung über die gelenkeigene Belastbarkeit voraus. Aufgrund der fehlenden Blutversorgung ist der Knorpel nicht in der Lage, sich selbst zu reparieren und zu regenerieren. Übergewicht oder eine außergewöhnlich hohe Gelenkbelastung, beispielsweise durch gelenkbelastendes Arbeiten oder Leistungssport, können den Knorpel ebenso schädigen wie Fehlbelastungen durch Gelenkfehlstellungen. So haben Menschen mit X- oder O-Beinen beispielsweise ein höheres Arthroserisiko.

Ebenso begünstigen Stoffwechselerkrankungen wie Gicht Knorpelschäden. Verletzungen mit Knorpelschädigungen oder Knochenbrüche, die in einer Fehlstellung verheilen, gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren für eine Polyarthrose. 

Letztlich kann auch Rheuma zu einer Polyarthrose führen, häufig sind hierbei die Gelenke der Hand betroffen. Typischerweise sieht man bei Patienten mit einer sogenannten rheumatoiden Arthrose (= durch Rheuma verursachte Arthrose) zunehmende Fehlstellungen der Fingergelenke, so dass die Finger oft nach außen abweichen. Dies kann zu einer zunehmenden Einschränkung der Beweglichkeit bis zum Verlust der Selbstständigkeit des Patienten führen. Da bei Rheuma häufig entzündliche Schübe auftreten, spricht man allerdings häufig von einer Arthritis.

In einigen Fällen lässt sich keine bestimmte Ursache für die Knorpelschäden finden. Es handelt sich dann um eine sogenannte primäre Arthrose. Alle anderen Formen, bei denen Ursachen bekannt oder aufzufinden sind, bezeichnet man als sekundäre Arthroseformen.

Kniearthrose
© Henrie / Fotolia

Welche Symptome treten bei einer Polyarthrose auf?

In frühen Stadien ruft der Gelenkverschleiß häufig keinerlei beziehungsweise nur wenige Beschwerden hervor. Später klagen die Patienten über Schmerzen, wenn sie die betroffenen Gelenke bewegen. Auch Schmerzen im Ruhezustand sind möglich, insbesondere früh morgens nach dem Aufstehen. Wenn sich nach 1-2 Stunden die Beschwerden verbessert haben, liegt der Verdacht auf eine Arthrose sehr nahe. Die arthrotischen Gelenke fühlen sich steif an und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Spürbare Widerstände bei der Gelenkbewegung sowie deutlich hörbare Knackgeräusche können je nach Erkrankungsstadium ebenfalls auftreten. Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto wahrscheinlicher sind krankhafte Gelenkstellungen.

Im Gegensatz zur Arthritis ist die Arthrose nicht primär entzündlich. Bei einer akuten Überlastung können sich die arthrotischen Gelenke jedoch ebenfalls entzünden. Eine plötzlich auftretende Gelenkschwellung sowie eine Überwärmung und Rötung der Gelenke können auf eine solche Entzündung hinweisen. Dann spricht man von einer so genannten „aktivierten Arthrose“, was häufig am Hüftgelenk zu beobachten ist. Aber auch an allen anderen Gelenken, zum Beispiel im Kniegelenk, kann eine aktivierte Arthrose bei entzündlichen Schüben und akuten Überlastungsreaktionen auftreten.

Wie sieht die Behandlung einer Polyarthrose aus?

Da sich der geschädigte Knorpel nicht wiederherstellen lässt, dient die Behandlung der Arthrose allein der Linderung der Symptome. Zudem sollen die Therapiemaßnahmen den fortschreitenden Gelenkverschleiß stoppen oder zumindest verlangsamen. Prinzipiell lässt sich die Arthrose-Behandlung in konservative und operative Behandlungsverfahren unterteilen. Welche Therapie zur Behandlung geeignet ist, hängt von dem Ausmaß und der genauen Lokalisation der Polyarthrose ab.

Was gehört alles zur konservativen Therapie?

  • Wichtigster Bestandteil der konservativen Therapie ist Bewegung. Schwimmen und Radfahren tragen zur Beweglichkeit der Gelenke und zur Stärkung der gelenkstützenden Muskulatur bei. Weniger geeignet sind Sportarten mit abrupten Bewegungen oder hohen Belastungen wie Fußball, Boxen oder Tennis
  • Um die Gelenke zu entlasten, können Gehstützen oder Orthesen verordnet werden
  • Wer unter Übergewicht leidet, sollte Gewicht reduzieren, um seine Gelenke zu schonen
  • Ergänzend können physikalische Behandlungsverfahren die Symptome der Polyarthrose lindern. Dazu gehören neben Moor- und Fangopackungen auch medizinische Bäder oder Bestrahlungen mit Infrarotlicht
  • Spezielle krankengymnastische Übungen sowie Massagen eignen sich ebenfalls zur konservativen Behandlung der Arthrose
  • Wenn die Schmerzen zu stark sind, können auch Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen sowie schmerzlindernde Salben verschrieben und angewendet werden. Außerdem ist prinzipiell auch die schmerzlindernde Applikation eines örtlichen Betäubungsmittels, welches in oder in die Nähe des schmerzenden Gelenks gespritzt wird, möglich. Teilweise werden zur konservativen Arthrosebehandlung auch Hyaluronspritzen angewendet. Hyaloron ist ein körpereigener Inhaltsstoff und Bestandteil von Gelenkflüssigkeit und soll die Beweglichkeit des Gelenks verbessern. Die Wirksamkeit ist bisher jedoch noch nicht eindeutig bewiesen. Auch Cortisonspritzen werden angewendet, haben allerdings teilweise unerwünschte Nebenwirkungen. 

Wichtig: Sämtliche Verfahren, bei denen von außen etwas in das Gelenk eingespritzt wird, sollten kritisch hinterfragt und indiziert werden, da hierbei immer das Risiko einer Keimverschleppung in die Gelenkhöhle besteht.

Wie sieht die operative Therapie aus?

Eine Operation zur Korrektur von Fehlstellungen kann sinnvoll sein, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu verhindern. Ein Anbohren der Knorpeloberfläche im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann die Produktion von neuem Knorpelgewebe anregen. Lassen sich die Schmerzen durch keine Therapiemaßnahme lindern, kann der Arzt das betroffene Gelenk durch ein künstliches Gelenk (Endoprothese) ersetzen. Ein solcher Gelenkersatz wird vor allem bei Knie- oder Hüftgelenksarthrosen durchgeführt.

Die Arthrose ist also eine fortschreitende Gelenkerkrankung, die mit Schmerzen bei Bewegung oder auch in Ruhe einhergeht. Konservative oder operative Behandlungsverfahren können die Symptome der Erkrankung zwar lindern, eine Heilung ist jedoch nicht möglich.

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