Fingerbruch - Informationen und Spezialisten

27.07.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Ein gebrochener Finger ist ein Knochenbruch in mindestens einem knöchernen Fingerglied (Phalanx.) Der gebrochene Finger lässt sich nur eingeschränkt bewegen. Die Heilung kann je nach Art des Risses mehrere Wochen dauern. Normalerweise fixiert der Arzt den Finger mit einem Verband oder einer Schiene. Bei komplexen Frakturen ist jedoch eine Operation erforderlich.

Hier finden Sie alles Wissenswerte über Symptome, Verlauf und Behandlung sowie Spezialisten für die Behandlung einer Fingerfraktur.

ICD-Codes für diese Krankheit: S62.2

Empfohlene Spezialisten für einen Fingerbruch

Artikelübersicht

Was versteht man unter einem Fingerbruch?

Ein Fingerbruch (medizinisch Fingerfraktur bzw. Fraktur des Fingers) ist eine Verletzung des Knochens eines oder mehrerer Finger und gehört neben der Handgelenksfraktur (distale Radiusfraktur) zu den häufigsten Knochenbrüchen des Menschen im Bereich der oberen Extremität (=Hand und Arm).

Symptome: Woran merkt man einen gebrochenen Finger?

Ein gebrochener Finger tut weh. Da Verstauchungen (Zerrungen) und Prellungen sehr ähnliche Schmerzen verursachen, sind diese Arten von Verletzungen schwer voneinander zu unterscheiden. Andere Symptome eines gebrochenen Fingers sind Schwellungen und Blutergüsse (Hämatom). Zudem kann der Betroffene den gebrochenen Finger nur eingeschränkt oder gar nicht bewegen. Die Schwellung tritt normalerweise bereits wenige Minuten nach der Verletzung auf.

Diese Symptome treten allerdings auch bei Verstauchungen und anderen Fingerverletzungen auf. Deshalb sollte zur Sicherung der Diagnose "Fingerbruch" eine Röntgenaufnahme angefertigt werden. Hier kann aus mehreren Blickwinkeln (medizinisch: Röntgenebenen) diagnostiziert werden, ob es sich um einen Fingerbruch oder eine andere Verletzung handelt. In seltenen Fällen kann auch mit einer Röntgenaufnahme nicht eindeutig zwischen einer Fingerprellung und einem Fingerbruch unterschieden werden, weshalb in solchen speziellen Fällen dann noch eine Computertomographie (CT) notwendig sein kann. Dies ist allerdings nur in Ausnahmefällen indiziert.

Ursachen und Risikofaktoren: Wann kann ein Fingerbruch entstehen?

Für viele Menschen ist ein normaler Alltag ohne den Einsatz der Finger nicht möglich. Es besteht jedoch auch ein hohes Risiko, diese empfindlichen Knochen zu beschädigen. Die Hände sind unsere erste Maßnahme, um Stürze und Gefahren zu vermeiden. 50 Prozent der Fingerfrakturen treten daher bei der Arbeit auf, wobei Handwerksberufe naturgemäß besonders gefährdet sind. 

Folgende Risikosituationen sind zu nennen:

  1. Arbeit
  2. Haushalt
  3. Sport
  4. Verkehr
  5. Freizeit/Hobby

Wie und wodurch kann ein Fingerbruch entstehen?

Die Ursachen für Fingerfrakturen sind vielfältig. Dabei spielen äußere mechanische Kräfte eine wichtige Rolle. Ein gebrochener Finger kann durch ausgerenkte Fingergelenke entstehen. Gebrochene Finger sind beispielsweise bei Sportverletzungen häufig. Beim Ballsport besteht unter anderem die Gefahr, sich beim Auftreffen des Balls den Finger zu brechen. Auch bei einer Kollision mit dem gegnerischen Spieler kann es zu einem gebrochenen Finger kommen. Außerdem kann ein Sturz auf die Hand den Finger brechen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Finger beim Sturz seitlich oder nach hinten gespreizt wird.

Auch im Haushalt lauern viele Gefahrenquellen. Gerade für Kinder sind Türen immer gefährlich, da sie das Schwingen des Türblattes oft nicht wahrnehmen können, was zu Prellungen und Ähnlichem führen kann. Aber auch Kisten, Mülleimerdeckel oder Toilettensitze sind stark genug, um einen kleinen Knochen zu brechen.

Autofahrer können sich insbesondere bei einem Autounfall die Finger brechen. Schon Kollisionen bei niedrigen Geschwindigkeiten können die Knochen stark belasten. Die Position der Hand am Lenkrad ist für eine Fraktur entscheidend. Halten Sie das Lenkrad daher immer mit der ganzen Hand fest.

Mit zunehmendem Alter und nachlassendem Gleichgewichtssinn haben viele ältere Menschen ein erhöhtes Sturzrisiko. Im Alter verändert sich das Innenohr und dies kann zu Schwindel führen. Bei Stürzen kommt es dann häufig zu Verletzungen an Händen und Fingern.

Untersuchung und Diagnose bei einem Fingerbruch

Ein gebrochener Finger verursacht starke Schmerzen, führt zu einer Schwellung und Bewegungseinschränkung. Teilweise sieht man auch eine Fehlstellung des Finger oder sogar tiefe Wunden, welche bis auf den Knochen oder in das Gelenk reichen. Typischerweise werden bei Verdacht auf einen Fingerbruch Röntgenaufnahmen angefertigt, um die Diagnose zu bestätigen. Mit Hilfe eines Röntgenbilds kann dann die Art der Fraktur festgestellt und die Therapie festgelegt werden. Da es unterschiedliche Formen von Knochenbrüchen gibt, die jeder für sich eine spezielle Behandlungsmöglichkeit erfordert, ist eine exakte Diagnose der Art der Fingerfraktur unbedingt erforderlich.

Kann eine Röntgenaufnahme jeden Fingerbruch darstellen?

Die Knochen der Finger sind klein, weswegen es mehrere Röntgenaufnahmen erfordern kann, um genau festzustellen, ob und welche Fraktur vorliegt. Für einen Vergleich kann teilweise auch eine Röntgenaufnahme der gesunden Hand notwendig bzw. hilfreich sein. Die Computertomografie (CT) wird in der Regel nur bei sehr komplexen Knochenbrüchen bzw. in den normalen Röntgenuntersuchungen nicht sichtbaren Brüchen durchgeführt. Die CT ist genauer als die Röntgenuntersuchung, so dass mit ihr Frakturen beurteilt werden können, die auf einem Röntgenbild nicht genau diagnostiziert werden können. Der nicht zu unterschätzende Nachteil dieser Technologie ist die deutlich höhere Strahlenbelastung der untersuchten Person.

Die Magnetresonanztomografie (MRT) kann ebenfalls verwendet werden, um gebrochene Knochen zu diagnostizieren. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass es zu keiner Strahlenbelastung kommt. Diese Untersuchungstechnik funktioniert ohne Röntgen. Anstelledessen werden Magnetfelder angewendet, weshalb zusätzlich auch benachbarte Blutgefäße und knorpelige Strukturen dargestellt werden können, was mit einem Röntgenbild ebenfalls nicht möglich ist.

Wenn kein gebrochener Finger diagnostiziert wird, kann es sich auch um einen gequetschten Finger handeln. Auch dieser kann sehr schmerzen, aber der Knochen ist unverletzt und die Heilung ist in aller Regel deutlich schneller.

Wie sieht die Behandlung eines gebrochenen Fingers aus?

Ziel der Heilbehandlung eines einfachen gebrochenen Fingers ist es, diesen möglichst schnell wieder zusammenwachsen zu lassen. Dann kann sich der Finger wieder frei bewegen. Nach einer eingehenden Untersuchung sowie der Röntgenaufnahme wird entschieden, welche Behandlung für den Patienten die richtige ist.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, gebrochene Finger zu behandeln: 

  • die konservative Therapie und 
  • die operative Behandlung.

Bei der konservativen Therapie werden die gebrochenen Finger mit Gipsverbänden und Schienen ruhiggestellt. Bei einfachen Frakturen kann es ausreichend sein, den gebrochenen Finger mit Klebeband an den benachbarten gesunden Fingern zu fixieren und damit zu stabilisieren. Oft wird diese Behandlungsform bei einfachen Frakturen des kleinen Fingers angewendet und ist problemlos möglich.

Bei komplexen Brüchen, Fehlstellungen und Verschiebung der Knochenenden kann eine operative Behandlung notwendig sein. Dies gilt auch für offene Frakturen, wenn die Haut verletzt ist und die gebrochenen Knochenenden freiliegen. Mit Drähten oder Schrauben bzw. kleinen Metallplatten können die Knochenenden fest miteinander verbunden und stabilisiert werden. Hiermit ist eine Fehlverheilung der gebrochenen Finger mit unerwünschter Fehlstellung sehr unwahrscheinlich.

Welche Behandlung wird am häufigsten angewendet?

Viele gebrochene Finger heilen mit der konservativen Behandlungsmethode gut aus und resultieren in einer zufriedenstellenden Funktion des Fingers. Die Möglichkeit einer solchen Behandlung kann meistens anhand eines normalen Röntgenbildes entschieden werden. Eine leicht dislozierte Fraktur ohne nennenswerte Gelenkschädigung kann ebenfalls problemlos konservativ behandelt werden. Hierbei kann allerdings eine weitere Untersuchung zur Beurteilung der Weichteile und Gelenke notwendig sein, bevorzugt ein MRT. Ziel der Behandlung ist es, die Fraktur in ihrer natürlichsten und anatomischsten Position zu heilen.

Verlauf: Wann kann nach Fingerfraktur die Hand wieder normal benutzt werden?

Ein gebrochener Finger heilt vollständig und folgenlos, wenn er zeitnah medizinisch behandelt wird. Zuständig sind Hausärzte, in besonderen Fällen Unfallchirurgen oder Handchirurgen. Die Tragedauer einer Schiene oder eines Gipsverbandes hängt in erster Linie von der Art der Fraktur ab:

  • Ein einfacher gebrochener Finger heilt durchschnittlich in drei bis vier Wochen
  • Mehrere gebrochene Finger oder Beteilung der Handwurzel bzw. des Unterarmknochens brauchen länger, meist 6 bis 10 Wochen.
  • Offene Frakturen, also zusätzliche Hautwunden und sichtbare Knochenteile und gebrochene Fingergelenke brauchen ebenfalss länger, um zu heilen.

Trotzdem ist es wichtig, hier Geduld zu haben, auch wenn es schwerfällt. Aber eine zu frühe Belastung des Fingers und eine zu kurze Ruhigstellung gefährden den Heilverlauf und es kann sogar zu einer Fehlverheilung mit Schiefstellung kommen.

In seltenen Fällen kommt es auch vor, dass der Knochen nicht heilt und instabil ist. Medizinisch spricht man hier von einer Pseudarthrose, was so viel bedeutet wie falsches Gelenk. Die nicht verheilten Knochenbrüche bleiben beweglich und bilden sozusagen eine Art Gelenk, das allerdings nicht erwünscht ist und oft operativ korrigiert werden muss.

Wie ist die Prognose einer Fingerfraktur?

Die genaue Prognose einer Fingerfraktur hängt nicht nur von der Art des Bruches ab, sondern auch davon, welcher und wieviele Finger betroffen sind. Bei korrekter Therapie und konsequenter Ruhigstellung ist die Prognose aber meistens gut und die Hand nach Abschluss der Knochenbruchheilung wieder voll funktionsfähig.

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