Kryptokokkose: Informationen & Kryptokokkose-Spezialisten

13.11.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Die Kryptokokkose ist eine infektiöse Pilzerkrankung, die auch als Busse-Buschke-Krankheit bekannt ist. Der Pilzerreger nutzt ein geschwächtes Immunsystem aus und kann sich dann auf verschiedene Organe verteilen. Die Erkrankung ist dann lebensbedrohlich. Menschen mit gesundem Immunsystem sind in der Regel nicht gefährdet.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Diagnose und Behandlung von Kryptokokkose.

ICD-Codes für diese Krankheit: B45

Artikelübersicht

Definition: Was ist Kryptokokkose?

Eine Kryptokokkose ist eine schwere Pilzinfektion der Lunge. Wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, hat sie eine schlechte Prognose und endet oft sogar tödlich.

Die Kryptokokkose wurde erstmals 1894 von

  • Otto Busse, einem deutschen Pathologen aus Brandenburg, und
  • Abraham Buschke, einem deutschen Dermatologen,

beschrieben. Früher nannte man die Kryptokokkose auch „Europäische Blastomykose“.

Auslöser einer Kryptokokkose ist meistens der Pilz Cryptococcus neoformans. Er gehört den sogenannten bekapselten Hefepilzen an und setzt ein geschwächtes Immunsystem oder andere Vorerkrankugen voraus. Man spricht dabei von einem fakultativ pathogen Erreger.

Gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem macht eine Kryptokokkose meist nicht viel aus. Der Körper kann die Pilzerreger dann in der Regel gut bekämpfen.

Bei HIV-Infizierten Menschen kann sich der Erreger jedoch gut vermehren. Die Kryptokokkose kann dann auf andere Organe streuen. Vor allem das Zentrale Nervensystem ist bei HIV-Infizierten durch eine Kryptokokkose betroffen.

Für Pilzinfektion, also auch Kryptokokkose, besteht keine Meldepflicht. Es ist jedoch erwünscht, das Auftreten der Erkrankung beim Robert-Koch-Institut zu melden.

Häufigkeit der Kryptokokkose

Die Kryptokokkose tritt weltweit auf. In den USA und in Südostasien zeigt sie sich jedoch deutlich häufiger als in Europa.

Die Sterblichkeitsrate beträgt bei HIV-Patienten rund 20 Prozent. Insgesamt sterben jedes Jahr über 600.000 Menschen an der Kryptokokkose.

Fast eine Million HIV-Infizierte erkranken jährlich an der Kryptokokken-Meningoenzephalitis, die durch die Kryptokokkose ausgelöst wird. Eine Meningoenzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.

Auch Tiere können sich mit Kryptokokkose anstecken, unter anderem auch Katzen. Bei den Tieren wirkt sich die Erkrankung allerdings weniger auf die Lunge, das Nervensystem und die Haut aus. Stattdessen zeigt sich

  • meist ein Befall der oberen Atemwege,
  • ein Ausfluss an Mund und Augen und
  • eine Ausbildung von Granulationsgewebe in den Nasennebenhöhlen.

Außerdem können tumorartige Wucherungen im Gesicht und an den Schädelknochen auftreten. Dadurch ist die Kryptokokkose auch für das Haustier lebensbedrohlich.

Was sind die Ursachen einer Kryptokokkose?

In Europa wird die Kryptokokkose im Normalfall durch den Hefepilz Cryptococcus neoformans ausgelöst. Deutlich seltener verursacht der Erreger Cryptococcus gattii eine Kryptokokkose. Dieser Pilz ist eine Variation des Cryptococcus neoformans.

Es gibt noch weitere 30 Unterarten der Pilzgattung Cryptococcus. Allerdings scheinen nur wenige davon eine Kryptokokkose auslösen zu können.

In der Regel vergehen zwischen dem Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Kryptokokkose mehrere Wochen.

Cryptococcus neoformans als Auslöser

Cryptococcus neoformans vermehrt sich durch Sprossenbildung. Das bedeutet, dass aus der Mutterzelle eine Tochterzelle herauswächst, die etwa 2 bis 8 µm groß ist. Dieser Hefepilz gehört der Gattung der Ständerpilze (Basidiomycota) an. Backhefe, die ebenfalls ein Hefepilz ist, gehört dagegen zu den Schlauchpilzen.

Meistens ist Cryptococcus neoformans in der Erde und auf Gras- und Getreidehalmen zu finden. Er hält sich auch in Vogelmist auf. Zerfällt dieser zu Staub, gelangt er in die Luft und ein Wirt kann den Erreger einatmen. Der Pilz ist sehr resistent gegenüber Hitze und Austrocknung.

Cryptococcus neoformans ist so gefährlich, weil er Strategien gegen unsere Immunabwehr entwickelt hat. Der Pilz ist mit einer Polysaccharidkapsel umgeben. Diese verhindert, dass die Fresszellen des Immunsystems den Pilz in sich aufnehmen und somit vernichten können. Zudem hat der Pilz Melanin in seine Zellwände eingelagert. Auch das macht ihn widerstandsfähig gegen die Abwehrzellen des Immunsystems.

Durch die Widerstandskraft des Pilzerregers kann dieser oft eine Kryptokokkose verursachen.

Übertragungswege des Krankheitserregers

Im Darm von Vögeln kann sich Cryptococcus neoformans sehr gut vermehren. Über die Aufwirbelung des Vogelkots atmet der Mensch die Krankheitserreger ein. Dadurch gelangen sie in die Atemwege und in die Lunge. Hier entsteht dann die Kryptokokkose. 

Vogelkot
Vogelkot enthält oftmals den Pilzerreger Cryptococcus neoformans © Nutlegal | AdobeStock

In sehr seltenen Fällen ist auch eine Übertragung über den Blutweg nach einer Verletzung möglich. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nahezu ausgeschlossen. Auch Haustiere, vor allem Katzen, können von einer Kryptokokkose betroffen sein. Eine Übertragung vom Tier zum Menschen ist allerdings bislang noch nie beobachtet worden.

Ausgehend von der Lunge gelangen die Erreger über den Blutkreislauf in andere Organe. Man spricht dabei von einer hämatogenen Verteilung. Für Menschen mit schwachem Immunsystem kann die Infektion lebensbedrohlich sein. Dazu gehören u.a.

  • HIV-Infizierte,
  • Leukämiekranke,
  • Menschen, die an Morbus Hodgkin leiden oder
  • Patienten, die Kortikosteroide einnehmen müssen.

Vor allem im Gehirn können tödliche Läsionen auftreten. Oft entstehen schädliche Granulome durch die Kryptokokkose. Die Folge ist eine lebensgefährliche Meningoenzephalitis.

Welche Symptome treten bei einer Kryptokokkose auf?

Die Krankheitszeichen sind oft unspezifisch. Eine Kryptokokkose verursacht häufig

  • uncharakteristische Kopfschmerzen,
  • Fieber,
  • Bewusstseinsstörungen,
  • Probleme beim Gehen sowie
  • Störungen des Hör- und Sehvermögens.

Durch die hämatogene Verbreitung des Erregers können fast überall im Körper Beeinträchtigungen erfolgen:

  • im Gehirn,
  • an den Augen,
  • an den Ohren,
  • an den Knochen und
  • in den Gelenken.

Es besteht die Gefahr

  • einer Meningoenzephalitis (Entzündung des Gehirns und der Hirnhaut) oder
  • einer chronischen Meningitis (Hirnhautentzündung).

Sehr häufig treten auch uncharakteristische Hautveränderungen als Manifestation einer Kryptokokkose auf. Wird die Kryptokokkose durch eine Verletzung der Haut hervorgerufen, kann der Befall auch lokal begrenzt bleiben.

Diagnostik bei einer Kryptokokkose

Die Diagnose beginnt mit einem Patientengespräch, der Anamnese. Dabei rekonstruiert der Arzt den Hergang einer eventuellen Infektion. Danach schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Dazu gehört

  • die Palpation (Abtastung) und
  • die Auskultation (Abhorchen).

Bei Verdacht auf eine Kryptokokkose wird die Lunge und das Zentrale Nervensystem gründlich untersucht. Dabei kommen gängige bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa

  • eine Funduskopie (Untersuchung des Augenhintergrunds) und
  • eine MRT (Magnetresonanztomographie).

Danach ist eine Liquorpunktion die wichtigste diagnostische Maßnahme zur Erkennung einer Kryptokokkose. Darunter versteht man die Entnahme von Liquor (Nervenwasser) aus dem Rückenmark und dessen anschließende Untersuchung. Hierbei erfolgt eine Negativdarstellung mittels eines Tuschepräparates.

In den allermeisten Fällen kann die Untersuchung des Liquors die Diagnose einer Kryptokokkose sichern.

Ist nur eine lokale Stelle der Haut betroffen, wird die Untersuchung zunächst auf eine Biopsie beschränkt, um die Kryptokokkose eindeutig diagnostizieren zu können.

Wie wird die Kryptokokkose behandelt?

Da die Kryptokokkose tödlich enden kann, ist eine schnelle Behandlung lebensrettend. Die Behandlung erfolgt stationär, also im Krankenhaus.

Die Therapie der Kryptokokkose richtet sich vor allem nach den Symptomen und der Manifestationsstelle der Erkrankung. In erster Linie werden Antimykotika (Antipilzmittel) zur Behandlung eingesetzt.

Ist bereits eine Meningitis aufgetreten, ist meist die Kombination aus mehreren Antimykotika notwendig. Meist erhält der Patient die Antimykotika

  • Fluconazol,
  • Flucytosin und
  • Amphotericin B.

Der Erfolg der Therapie wird klinisch überwacht und über eine regelmäßige Lumbalpunktion beobachtet. Bei der Lumbalpunktion wird Liquor zur Untersuchung entnommen. Ist nach frühestens einem Monat der Liquor frei von Erregern, kann die Umstellung auf die Sekundärprophylaxe erfolgen.

Eine Kryptokokkose kann den Hirndruck erhöhen. In diesem Fall ist eine Hirndrainage notwendig.

Ziel der Therapie ist die Herstellung einer ausreichenden Immunkonstitution. Ist diese erreicht, kann der Patient - frühestens nach einem halben Jahr - die Therapie beenden.

Wie kann man einer Kryptokokkose vorbeugen?

An Aids leidende Menschen bekommen im Normalfall das Medikament Fluconazol. Es dient der dauerhaften Prophylaxe gegen eine Kryptokokkose.

Ansonsten ist es fast unmöglich, sich gegen die Erkrankung zu schützen, da sich die Pilzerreger in der Luft befinden. Vögel, deren Kot häufig Pilzerreger enthalten, gibt es überall. Besteht eine Taubenplage, kann diese bekämpft werden, um einer Kryptokokkose vorzubeugen.

Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten ihre Abwehrkräfte durch

  • regelmäßigen Sport und
  • eine ausgewogene, gesunde Ernährung

stärken.

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