Nierenarterienstenosen sind weit verbreitet. So finden sich nach dem Tod bei Obduktionen bei fast der Hälfte der Menschen, die älter als 75 Jahre sind, Verengungen im Bereich der Nierenarterien. Schätzungen und Untersuchungen zufolge beruhen bis zu fünf Prozent aller Bluthochdruckerkrankungen auf einer Nierenarterienstenose.

Entsteht die Stenose nach dem 50. Lebensjahr, basiert sie meist auf einer Atherosklerose. Darunter versteht man die Ablagerung von Bindegewebe, Kalk, Fett und Blutgerinnseln in den arteriellen Blutgefässen. Durch diese Plaques wird die Gefässwand starrer und der Gefässdurchmesser geringer, sodass das Blut nicht mehr gut fliessen kann. Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Entstehung einer Atherosklerose fördern können. Dazu gehören:
- das Alter
- Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht
- eine familiäre Belastung
- Bewegungsmangel
- Rauchen und Alkoholkonsum
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- erhöhte Blutcholesterinwerte
- Bluthochdruck
- Gicht
- Übergewicht
Bei jüngeren Patienten entwickelt sich die Stenose der Nierenarterien vor allem aufgrund einer fibromuskulären Dysplasie (FMD). Hierbei verdickt sich aus bislang unbekannten Gründen die Arterienwand. Ebenso kann eine Nierenarterienstenose durch Gefässentzündungen wie die Panarteriitis nodosa oder die Takayasu-Arteriitis entstehen.
Hauptsymptom der Nierenarterienstenose ist der arterielle Bluthochdruck. Da dieser durch eine Nierenerkrankung entsteht, spricht man in der Medizin auch von einer renalen Hypertonie. Diese wird vornehmlich durch den Goldblatt-Mechanismus vermittelt.
Aufgrund der Stenose gelangt weniger Blut zur Niere, sodass in den Blutgefässen des Organs der Blutdruck niedriger ist. Spezielle Rezeptoren in der Niere messen stetig den Druck in den Nierenarterien. Ist dieser zu niedrig, schüttet die Niere das Hormon Renin aus. Dieses aktiviert den sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus. Daraus resultiert eine schrittweise Erhöhung des arteriellen Blutdrucks, indem sich zum einen die Blutgefässe im Körper verengen und zum anderen vermehrt Wasser und Natrium in der Niere zurückgefiltert werden.
Der Blutdruck im Körper steigt, sodass auch vermehrt Blut in die Niere gelangt. Während der Druck in den Nierengefässen bedingt durch die Stenose nun normal oder sogar immer noch zu niedrig ist, liegt in den restlichen Gefässen des Körpers eine arterielle Hypertonie vor. Ein Bluthochdruck entwickelt sich jedoch immer erst dann, wenn das Blutgefäss zu mehr als 75 Prozent verlegt ist.
Bluthochdruck kann sich durch verschiedene Symptome wie
- Kopfschmerzen,
- Schwindel,
- Sehstörungen,
- Nervosität,
- Ohrensausen,
- Kurzatmigkeit,
- Nasenbluten und
- Schlafstörungen
bemerkbar machen. Kommt es durch die Ansiedlung eines Blutgerinnsels (Thrombus) zu einem kompletten Gefässverschluss, kommt es zu einem Niereninfarkt.
Durch die fehlende Durchblutung und Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff werden Teile des Nierenfunktionsgewebes zerstört. Ein ausgeprägter Niereninfarkt äussert sich durch Symptome wie starke Bauch- oder Flankenschmerzen, eine Abwehrspannung der Bauchdecke, Blut im Urin und Harnverhalt.
Findet sich keine andere organische Ursache für einen Bluthochdruck, besteht der Verdacht auf eine Nierenarterienstenose. Als Hinweise auf eine Stenose der Nierenarterien gelten ferner:
- Bluthochdruck bei jungen Frauen
- Bluthochdruck bei Männern ab dem 50. Lebensjahr
- plötzlich auftretende Wasseransammlungen in der Lunge
- eine Schwäche der Nieren
Bei der körperlichen Untersuchung horcht der Arzt mit dem Stethoskop den Bauch und den Rücken des Patienten ab. Hier zeigt sich bei fast der Hälfte aller Patienten mit einer Nierenarterienstenose ein Strömungsgeräusch. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose kommen bildgebende Verfahren wie der Duplex-Ultraschall, die Magnetresonanztomographie der Blutgefässe oder die Digitale Subtraktionsangiografie (DSA) zum Einsatz.
Insbesondere das DSA-Verfahren erlaubt eine genaue Beurteilung des Gefässzustands. Da dieses Verfahren jedoch einen grösseren Aufwand erfordert und zudem vergleichsweise belastend ist, wird es nur dann eingesetzt, wenn Magnetresonanztomographie oder Ultraschall kein eindeutiges Ergebnis liefern.
Liegt der Nierenarterienstenose eine Sklerosierung der Blutgefässe zugrunde, sollten die Patienten in jedem Fall Risikofaktoren wie beispielsweise das Rauchen meiden und ihren Lebensstil langfristig ändern. Blutdrucksenkende Medikamente wie ACE-Hemmer können zur Normalisierung des Blutdrucks unterstützend eingesetzt werden. Zur Entfernung des Engpasses in den Nierenarterien eignet sich ferner die Perkutane Transluminale Angioplastie (PTA). Hier platzieren die Ärzte einen biegsamen Schlauch (Katheter) in dem betroffenen Gefäss und dehnen dieses vorsichtig mithilfe eines kleinen Ballons auf.
Ein Metallgitterröhrchen (Stent), das dauerhaft im Gefäss verbleibt, kann die Nierenarterie offenhalten. Wird der Gefässengpass mithilfe einer Prothese überbrückt, spricht man von einem Gefässbypass. Hierfür ist im Gegensatz zur PTA jedoch ein Öffnen der Bauchdecke erforderlich.

Ohne Behandlung verengt sich die atherosklerotisch veränderte Nierenarterie immer mehr, sodass sich aus der Stenose schlussendlich eine
Nierenschwäche entwickeln kann. Der Bluthochdruck, der trotz Behandlung häufig bestehen bleibt, kann langfristig zu
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Die fibromuskuläre Nierenarterienstenose normalisiert sich in der Regel nach einer Behandlung bei mehr als 70 Prozent der Patienten wieder. Die Prognose ist hier also deutlich positiver als bei Patienten mit einer Nierenarterienstenose, die auf einer Atherosklerose basiert.