Beinverlängerung mit ISKD-Nagel | Ärzte & Behandlungsinfos

Die neue Methode zur Beinverlängerung mit dem ISKD-Nagel vermeidet die Probleme und Komplikationen von einem fixen Gestell. Dazu zählen: schmerzhafte Infektionen an der Eintrittsstelle, lange Tragedauer  und psychische Belastung. Die Vorteile der Behandlung mit dem ISKD-Nagel sind eine bessere Beweglichkeit der Gelenke und eine schnellere Rehabilitation.

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Beinverlängerung mit ISKD-Nagel - Weitere Informationen

Methoden für eine Beinverlängerung

Beinverkürzungen können angeboren sein oder durch Verletzung, Infektion oder andere erworbene Erkrankungen entstehen. Beinverkürzungen von über 2 cm führen häufig zu Beschwerden: Durch die ungleich langen Beine entsteht eine Schiefstellung des Beckens. Dadurch verkrümmt sich die Wirbelsäule. Schmerzen und ein frühzeitiger Verschleiß der Hüften und der unteren Wirbelsäule sind die Folge.

Zwar gibt es Schuherhöhungen oder speziell angefertigte Schuhe, die die Verkürzung ausgleichen sollen. Allerdings sind diese für die meisten Patienten keine hilfreiche Lösung.
 
Die Kallusdistraktion ist ein Verfahren zur künstlichen Verlängerung von Knochen. Ärzte führen sie bei Verkürzung oder Achsfehlstellung einer Extremität sowie bei langstreckigen Knochendefekten durch. Selbst langstreckige Verlängerungen von Ober- oder Unterschenkelknochen sind möglich.

Die Beinverlängerung mit Fixateur externe

Bei der bisher üblichen Behandlung mit einem äußeren Spanner (Fixateur externe) treten häufig folgende Komplikationen auf:
  • Drähte können an Eintrittsstellen zu schmerzhaften Infektionen führen, die auch Knochen und Gelenke betreffen können. Durch die Drähte, die die Haut, Muskeln und Sehnen durchstoßen, ist die Beweglichkeit der Gelenke deutlich eingeschränkt.
  • Nach Entfernung des Fixateur externe kann sich das neugebildete Kallusgewebe verbiegen, verkürzen oder auch brechen.
  • Die Tragedauer des Fixateur externe ist relativ lang und beträgt zwischen 6 und 12 Monaten. Das verzögert die Rehabilitation und den Wiedereintritt in das Arbeitsleben.
  • Der voluminöse Fixateur stellt erfahrungsgemäß eine erhebliche physische und psychische Belastung für den Patienten dar. Daher forschen Experten seit Jahrzehnten, wie eine Beinverlängerung mit einem internen Implantat möglich ist.
Beinverlängerung mit Fixateur externe Das Fixateur externe ist eine Methode, um Beinlängendifferenzen zu beheben @ Ольга Альперович /AdobeStock

Die Beinverlängerung mit ISKD-Nagel

Der Intramedullary Skeletal Kinetic Distractor (ISKD-Nagel) ist ein moderner Verlängerungsnagel, der die Komplikationen des externen Fixateurs vermeidet. Er verlängert sich mechanisch durch Drehbewegungen von mindestens 3° im Bereich des durchtrennten, verlängernden Knochens.

Der ISKD-Nagel besteht aus einem schmalen unteren, sowie einem breiteren oberen Nagelanteil. Sie sind ineinander verschiebbar und über Ratschenmechanismen verbunden. Bei Drehbewegungen ab 3° zwischen oberen und unteren Nagelanteil aktiviert sich der Ratschenmechanismus. So verlängert sich der Nagel geringfügig.

Der Mechanismus im Nagel funktioniert so, dass, wenn der Patient ihn ein wenig dreht, der Nagel automatisch länger wird. Der Patient muss den Nagel 160 Mal um 3 Grad drehen, um den Nagel um 1 Millimeter zu verlängern.
 
Dieses Drehen passiert bereits, wenn der Patient nach der Operation das Bein etwas belastet oder bewegt.Im Nagel befindet sich ein Magnet. Dieser ändert die Richtung, wenn der Patient den Nagel dreht. Ein kleiner Monitor misst diesen Vorgang. Der Monitor zeigt die tägliche und die gesamte Verlängerungsstrecke an.
 
Bei ungenügender Verlängerung kann der Patient das Bein vermehrt bewegen, um die angestrebte Verlängerungsstrecke zu erreichen.
 
Das funktioniert auch umgekehrt. Bei übermäßiger Verlängerung sollte der Patient die Belastung und Bewegung kurzzeitig verringern.
 
Ausgewachsene Patienten können mit dem ISKD-Nagel eine Verlängerungen des Ober- oder Unterschenkels zwischen 2 und 8 cm erreichen.

Untersuchungen vor einer Beinverlängerung

Vor einer Operation ist eine genaue klinische und radiologische Untersuchung notwendig. Ärzte analysieren die Beinlängenunterschiede und mögliche Fehlstellungen.
 
Mittels Holzbrettchen simuliert der Arzt eine Beinverlängerung. Er untersucht, ob sich die Fehlstellung an den Hüftgelenken und der Wirbelsäule ausgleichen lässt.
 
Darüber hinaus erfolgt eine klinische Untersuchung des Bewegungsumfanges und der Stabilität der Gelenke.
 
Anhand von Röntgenuntersuchungen der Beinachsen deckt der Arzt Achsenabweichungen auf und misst mittels Computertomografie den Beinlängenunterschied millimetergenau aus.
Röntgenbild eines BeinsRegelmäßige Röntgenbilder sind wesentlicher Bestandteil der Behandlung @ H_Ko /AdobeStock

Die Dauer einer Beinverlängerung mittels ISKD-Nagel

Die Dauer der Operation beträgt 2 bis 3 Stunden. Am Folgetag erhält der Patient Unterarmgehstützen, damit er das operierte Bein schon etwas belasten kann.
 
Die Dauer der stationären Behandlung beträgt etwa. 7 Tage. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollte der Patient regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen gehen. Während der Nachuntersuchungen kontrollieren Ärzte das Ausmaß der Verlängerung und die Gelenkbeweglichkeit.
 
Die Beinverlängerung beträgt täglich 1 mm. Die Heilung des auseinandergezogenen Knochens benötigt in der Regel 2 bis 3 Tage pro mm.
 
Bei einer Beinverlängerung von 4 cm ist daher eine Knochenheilungsdauer von etwa 4 bis 5 Monaten zu erwarten. Eine Vollbelastung ist bereits einige Wochen nach Abschluss der Verlängerung möglich.

Die Medikamente während der Behandlung

Ärzte führen den Eingriff meist mit einer Rückenmarksnarkose durch. Ein Schmerzkatheter ist in den ersten Tagen nach der Operation sinnvoll. Auf Wunsch des Patienten können die Ärzte den Eingriff auch unter Vollnarkose vornehmen.
 
Während der Knochenverlängerung werden die umgebenden Weichteile (Muskeln, Bänder und Sehnen) gedehnt. Die Weichteilspannung kann schmerzhaft sein. Daher erhalten Patienten in der Regel Schmerzmittel.
 
Die für die Verlängerung erforderlichen Drehbewegungen macht der Patient bereits kurz nach der Operation. Reichen diese nicht aus, dann erfolgen gezielte Drehbewegungen, um den Verlängerungsmechnismus zu aktivieren. Für diesen Vorgang erhält der Patient Schmerzmittel.
 
Darüber hinaus verabreicht der Arzt routinemäßig Antithrombosespritzen in das Unterhautfettgewebe.

Die Nachsorge

Bereits kurz nach der Operation erhält der Patient eine krankengymnastische Anleitung, damit er das Bein rasch mobilisiert. Eine Bewegungsschiene sowie Unterarmstützen helfen ihm dabei. Der Patient erhält außerdem ein Handbuch, in dem er erfährt, wie der Nagel funktioniert.
 
Die Verlängerung des Nagels misst ein externer Monitor. Ist die Verlängerung unzureichend, dann kann der Patient mit gezielten Drehbewegungen nachhelfen. Bei übermäßiger Verlängerung sollte der Patient die Belastung kurzzeitig reduzieren.
 
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgen zunächst alle 1 bis 2 Wochen ambulante Kontrolluntersuchungen. Ist die gewünschte Verlängerungsstrecke erreicht und ist radiologisch eine beginnende Knochenbildung zu erkennen, geht der Patient zur Vollbelastung über.
 
Durch krankengymnastische Übungen übt der Patient die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke ebenfalls. Der Zeitpunkt der Arbeitsfähigkeit ist abhängig vom Beruf des Patienten. Sitzende Tätigkeiten sind bereits einige Wochen nach Abschluss der Verlängerung möglich.

Ausschlusskriterien einer Beinverlängerung mittels ISKD-Nagel

Für Kinder und Jugendliche mit noch offenen Wachstumsfugen ist der Nagel nicht sinnvoll. Der Nagel würde die Wachstumsfugen schädigen.
 
Bei manchen Patienten erschwert ein zu enger oder deformierter Knochenmarkraum die Einführung eines geraden Verlängerungsnagels.
 
Bei Patienten, die in der Vergangenheit eine Knocheninfektion hatten, prüfen Ärzte kritisch, ob sie eine Behandlung mit einem Verlängerungsnagel vornehmen.

Vorteile einer Beinverlängerung mittels Verlängerungsnagel

Da sich der Nagel vollständig im Knochen befindet, werden die Probleme und Komplikationen eines Fixateur externe vermieden.
 
Dazu zählen:
  • Infektionen
  • Schmerzen an den Eintrittstellen der Drähte
  • Starke Bewegungseinschränkungen
  • Knochenverbiegungen
  • Verzögerte Rehabilitation
  • Geringer Behandlungskomfort

Risiken einer Beinverlängerung mit einem ISKD-Nagel

Eine Beinverlängerung sollten nur erfahrene Zentren durchführen. Im Vergleich zum Fixateur externe sind die Komplikationen deutlich geringer.

Auch hier gelten jedoch die allgemeinen Operationsrisiken:
  • Infektionen
  • Verletzungen von Nerven und Gefäßen
  • Bildung und Verschleppung eines Blutgerinnsels (Thrombose/Embolie)
Die spezifischen Operationsrisiken der Behandlung mit dem ISKD-Verlängerungsnagel beinhalten:
  • Vorzeitige Knochenheilung (erneute Knochendurchtrennung erforderlich)
  • Zu rasche Verlängerung (Behandlung durch vermehrte Entlastung, ggfs. kurzzeitiges Anbringen eines einseitigen Fixateur externe)
  • Verzögerte oder ausbleibende Kallusregeneratbildung (Behandlung durch Einbringen von körpereigenem Schwammknochen aus dem Beckenkamm)
  • Gelenkkontrakturen (intensive Krankengymnastik, ggfs. Weichteiloperation)
  • Achsenfehler, Beinlängendifferenz (ggfs. operative Korrektur)

Fragen zur Beinverlängerung mittels ISKD-Verlängerungsnagel

Wann beendet der Verlängerungsnagel das Wachsen?

Ärzte stellen vor der Implantation den Verlängerungsnagel individuell auf die gewünschte Verlängerungsstrecke ein. Eine übermäßige, ungewollte Verlängerung ist nicht möglich.

Kann ich mit dem verlängerten Bein wieder Sport treiben?

Sobald der neugebildete Knochen vollständig durchbaut ist, können Sie ohne Bedenken sportliche Tätigkeiten ausüben.

Braucht es eine weitere Operation, um den Verlängerungsnagel wieder zu entfernen?

Eine Entfernung des Nagels ist nicht erforderlich. Im Normalfall ist nur ein einziger operativer Eingriff notwendig.

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