CMD-Spezialisten & Infos zur Craniomandibulären Dysfunktion

Leading Medicine Guide Redaktion
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Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Sammelbegriff für Fehlfunktionen im Zusammenspiel zwischen Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula). Die Fehlregulationen können struktureller, funktioneller, biochemischer oder psychischer Natur sein.

Etwa acht Prozent der Menschen in Deutschland sind von einer Craniomandibulären Dysfunktion betroffen.

ICD-Codes für diese Krankheit: K07.6

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Artikelübersicht

Die Craniomandibuläre Dysfunktion ist weit verbreitet und doch kaum bekannt. Nicht alle daran Erkrankten müssen behandelt werden, aber bei manchen ist die Lebensqualität durch die Beschwerden stark beeinträchtigt.

Die häufigste Art der Craniomandibulären Dysfunktion ist ein Fehlbiss, bei dem Ober- und Unterkiefer nicht richtig aufeinanderpassen. Dieser führt zu Störungen im Kausystem und kann unangenehme Auswirkungen auf den gesamten Körper haben.

Die Ursachen einer Craniomandibulären Dysfunktion

Die Craniomandibuläre Dysfunktion wird als eine multifaktorielle Störung bezeichnet. Dies bedeutet, dass mehrere Faktoren an der Entstehung der Fehlfunktion beteiligt sind. Die häufigste Ursache sind Zahnfehlstellungen (zum Beispiel ein Fehlbiss). Wenn Ober- und Unterkiefer nicht richtig ineinandergreifen, nennen Mediziner diesen Zustand Malokklusion. Zahnfehlstellungen können genetisch bedingt sein, werden aber auch durch Zahnlücken oder zu hohe beziehungsweise zu niedrige Füllungen oder Kronen ausgelöst. Fehlstellungen können sich außerdem nach kieferorthopädischen Behandlungen entwickeln. Auf die Belastung der Kiefergelenke reagiert die umliegende Muskulatur wie Kopf- und Gesichtsmuskulatur mit starker Verspannung, um die Kieferfehlstellung auszugleichen. Gelingt dieser Ausgleich nicht, kann es zu dauerhaften Muskelverspannungen im Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers kommen.

Eine weitere häufige Ursache für eine Craniomandibuläre Dysfunktion ist das Zähneknirschen (auch bekannt als Bruxismus), das vor allen Dingen nachts stattfindet. Permanentes Zähneknirschen, das über das normale Maß hinausgeht, führt zu einer starken Abnutzung der Zähne und im schlimmsten Fall zu einem verkürzten Gebiss. Auch dauerhafter Stress und psychische Anspannung können eine Craniomandibuläre Dysfunktion fördern. Stress kann zu einer ständigen Anspannung im Kieferbereich führen.

Weitere Risikofaktoren für eine Störung dieser Art sind:

  • traumatische Veränderungen der Kiefergelenke oder Halswirbelsäule
  • starkes Fingernägelkauen und Kaugummikauen
  • Operationen im Kopf- und Halsbereich
  • Fehlhaltungen und schlechte Sitzhaltung
  • Entzündungen der Gelenke

Symptome, die auf eine Craniomandibuläre Dysfunktion hindeuten

Die Symptomatik der Craniomandibulären Dysfunktion ist äußerst vielfältig und unspezifisch. Häufig bleibt sie deshalb unentdeckt oder wird erst nach längerer Zeit festgestellt. Wenn mehrere Beschwerden gleichzeitig auftreten, sollten Sie sich auf eine Craniomandibuläre Dysfunktion hin untersuchen lassen.

Dafür sind folgende Beschwerden charakteristisch:

  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Ohrenschmerzen
  • Tinnitus
  • Kiefer- und Zahnschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Gesichtsschmerzen
  • Schwindel
  • Sehstörungen und/oder Lichtempfindlichkeit
  • Nackenschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen

Es können allerdings diverse andere Symptome auftreten, die in der Regel nicht mit einer Craniomandibulären Dysfunktion in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören zum Beispiel Übelkeit, Kribbeln in den Fingern, Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen.

Eine Craniomandibuläre Dysfunktion richtig diagnostizieren

Eine frühzeitige Diagnose der Störung ist wichtig, da eine fortschreitende Belastung der Kiefergelenke die Aussichten einer Heilung verschlechtert. Eine Craniomandibuläre Dysfunktion wird in der Regel durch den Zahnarzt festgestellt.

Zahnfehlstellung Angle-Klasse III.jpg
Von Dr. Georg Risse aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link

Für die Diagnose steht eine sogenannte Funktionsanalyse beziehungsweise Funktionsdiagnostik zur Verfügung. Im ersten Schritt der klinischen Funktionsanalyse führt der Zahnarzt eine gründliche Anamnese durch. Die Krankengeschichte des Patienten gibt Aufschluss über die Beschwerden und mögliche genetische Vorbelastungen. Im Anschluss an die Anamnese folgt ein Abtasten der Kiefergelenke und Kaumuskulatur, um Verspannungen, Bewegungsabweichungen oder Geräusche festzustellen. Zur Erkennung eines Fehlbisses muss der Patient auf eine färbende Folie beißen. Zeigt der Abdruck Veränderungen, folgt eine instrumentelle Funktionsanalyse. Mithilfe eines Bissregistrats wird die Lagebeziehung zwischen Ober- und Unterkiefer bestimmt. Ein Bissregistrat ist eine weiche Platte (aus Wachs oder Kunststoff), auf die der Patient beißt. Die Lage des Kiefers zum Schädel wird mit einem Gesichtsbogen vermessen. Aus den gewonnenen Daten wird ein Modell aus Gips hergestellt, das mithilfe eines Artikulators die Kaubewegungen des Patienten imitiert. Der Artikulator simuliert nicht nur die Kaubewegungen, sondern auch verschiedene Behandlungen, sodass der Zahnarzt die Therapie mit den besten Ergebnissen auswählen kann.

Die Behandlungsmöglichkeiten einer Craniomandibulären Dysfunktion

Die Therapie der Craniomandibulären Dysfunktion richtet sich nach der Ursache der Erkrankung und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. In der Regel arbeiten mehrere Fachärzte bei der Behandlung zusammen. Der Zahnarzt korrigiert Zahnfehlstellungen, indem er eine Aufbissschiene verschreibt. Die Aufbissschiene aus Kunststoff lindert die Beschwerden innerhalb kurzer Zeit und hilft dabei, den Kiefer in die richtige Position zu rücken. Die Schiene wird je nach Ausprägung der Symptome nur nachts oder auch rund um die Uhr getragen. Bei Patienten, die keine Aufbissschiene tragen möchten, können verschiedene Verfahren zur dauerhaften Korrektur der Bisslage angewendet werden. Kauflächen können neu eingeschliffen oder mithilfe von Keramik-Onlays, Kronen oder Implantaten aufgebaut werden.

Knirscherschiene

Für die permanente Korrektur von Zahnfehlstellungen kommen auch kieferorthopädische Maßnahmen infrage. Physiotherapeuten, Orthopäden und Ostheopathen wirken bei der Therapie von falschen Körperhaltungen oder von Störungen der Muskeln und Gelenke mit.

Wenn depressive Verstimmungen oder andere psychische Probleme bei der Craniomandibulären Dysfunktion eine Rolle spielen, ist eine zusätzliche Behandlung durch einen Psychologen sinnvoll.

Stress sollte durch geeignete Maßnahmen zur Entspannung wie Sport, autogenes Training oder Muskelentspannung abgebaut werden.

Diese verschiedenen Therapieansätze können bei Bedarf ergänzend zueinander stattfinden.

 

Hier finden Sie CMD-Spezialisten

Erster Ansprechpartner bei Schmerzen und Beschwerden im Kieferbereich ist häufig ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde. Dieser kann in der Regel eine Funktionsdiagnostik und Anamnese durchführen und somit eine CMD erkennen. Jedoch ist die Erkrankung nicht jedem Arzt geläufig und wird durch ihre vielfältigen Symptome nicht immer erkannt. Am besten ist daher ein Arzt, der Mitglied im CMD-Dachverband und daher immer auf dem neuesten Stand ist. Treten auch Beschwerden in Schultern, Nacken oder Hüfte auf, ist es sinnvoll, ebenfalls einen Orthopäden aufzusuchen, um den Zusammenhang mit der CMD zu bestätigen oder zu verwerfen.

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