Gefäßchirurgen - spezialisierte Ärzte & Informationen zur Gefäßchirurgie

Die operative Behandlung von Störungen der Blutgefäße: Das ist das Fachgebiet der Gefäßchirurgie. Wie steht es um die Blutgefäße? Varizen und Stenosen – also pathologisch erweiterte oder verengte Gefäße – sind dabei die häufigsten Probleme, die behoben werden. Gefäßchirurgen untersuchen den Zustand der Gefäße und behandeln erkrankte oder verletzte Adern, Venen und alle anderen Blutbahnen entsprechend. Auch Bypässe werden zumeist von Gefäßchirurgen angelegt.

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Gefäßchirurgie - Weitere Informationen

Die Gefäßchirurgie beschreibt das medizinische Teilgebiet der Chirurgie, das sich mit Eingriffen am menschlichen Blutgefäßsystem befasst. Hier stehen insbesondere Gefäßverengungen (Stenosen) und Gefäßerweiterungen (Aneurysmen) im Mittelpunkt. Operative Eingriffe, die bevorzugt interventionell endovaskulär (mittels Kathetereingriffen), aber auch offen chirurgisch (durch Freilegung des Operationsbereichs) erfolgen können, sind dabei unter anderem häufig an der Bauchaorta, an den Halsschlagadern und an den Beinarterien notwendig.

Mit der Gefäßchirurgie eng verwandte Fachgebiete sind die Phlebologie und die Herzchirurgie.

Gefäßoperation bei allgemeinen Verschlüssen

Die Standardmethode bei Gefäßverengungen (Stenosen) ist die Aufdehnung der Verengung mittels Katheter und eines Ballons (Ballonkatheter-Dilatation, perkutane transluminale Angioplastie = PTA). Um das Blutgefäß langfristig offen zu halten, kann zusätzlich ein Stent eingebracht werden. Da Eingriffe während einer Gefäßoperation immer ein erhöhtes Risiko bergen, dass sich Gerinnsel lösen, besteht für den Operateur die Möglichkeit, prophylaktisch ein Schirmchen in Abströmrichtung des Blutgefäßes einzubauen.

StentEin Stent hilft, verschlossene oder verengte Blutgefäße offen zu halten @ peterschreiber.media /AdobeStock

Eine weitere Methode der Gefäßchirurgie ist die Embolektomie. Dabei werden die betroffenen Arterien an Leiste oder Ellenbeuge geöffnet. Mithilfe eines Ballonkatheters wird das Gerinnsel dann durch die eröffnete Arterie herausgezogen. Eine ähnliche Methode wie die Embolektomie ist die Thrombendarteriektomie. Nach einem Hautschnitt wird die Arterie freigelegt, abgeklemmt und geöffnet. Die auf der Gefäßinnenwand festsitzenden Auflagerungen (Plaques) werden abgeschabt. Gerinnsel, die noch fest mit der Gefäßwand verbunden sind, werden ebenfalls entfernt. Anschließend kann die Arterie wieder verschlossen werden.

Bei der Gefäßplastik wird die Arterie nach Ausschabung großräumiger wieder repariert. Die zusätzliche Gefäßwand kann aus dem Streifen einer körpereigenen Vene oder aus Kunststoff hergestellt werden.

Wenn keine der genannten Operationen mehr durchführbar ist, so wird das eingeengte oder verschlossene Gefäß überbrückt (= Bypass). Für die „Umgehungsstraße“ wird in den meisten Fällen eine körpereigene Vene aus dem Bein verwendet. Körpereigenes Material wird nicht abgestoßen und löst auch weniger Entzündungen während des Heilungsprozesses aus. Ist die Bypassoperation gelungen, wird das Blut an der Gerinnung gehindert, indem Blutverdünner wie Aspirin oder Marcumar® gegeben werden.

Gefäßoperation bei Verschlüssen im Bereich der Aorta

Verschlüsse des herznahen Aortenabschnitts gehen in den meisten Fällen auch auf Arteriosklerose zurück. Besonders häufig sind sie daher auch in einem höheren Lebensalter.

In der Folge eines Verschlusses bzw. einer Einengung kommt es zu einer Minderdurchblutung im Bereich des Kopfes sowie zu einem verringerten Blutauswurf in den Körperkreislauf. Es können Ausfallserscheinungen im Bereich des Gehirns sowie ein Blutdruckabfall im Körper auftreten. Eine Gefäß-Operation im Bereich der Aorta soll die Einengung auflösen und einen ungehinderten Blutfluss sicherstellen.

In leichten Fällen von Arteriosklerose im Bereich der Aorta wird medikamentös behandelt. Blutgerinnungshemmer und Blutdruckmedikamente sind dafür die Mittel der Wahl.

In schweren Fällen bleibt jedoch meist nur ein operativer Eingriff. Diese Gefäßoperation wird auch als stentgestützte Angioplastie bezeichnet. Dabei legt der Chirurg einen kleinen Schnitt im Schlüsselbeinbereich, um die Schlüsselbeinarterie mit einem Katheter zu erreichen. Der Katheter wird bis in die Aorta vorgeschoben und aus seinem Inneren ein aufblasbarer Ballon (= sogenannter Stent) in die Arterie eingebracht. Damit lässt sich die Engstelle aufweiten und freilegen.

Patienten, die Mehrgefäßverschlüsse haben oder unter einem lang gestreckten Verschlusskörper leiden, müssen eventuell offen operiert werden oder das betroffene Gefäß muss in der Gefäßoperation durch einen Bypass umgangen werden.

Gefäßoperation bei akutem Arterienverschluss

Beim akuten peripheren Arterienverschluss kommt es plötzlich zur Minderdurchblutung eines Armes oder eines Beines mit der Gefahr des Absterbens der betreffenden Extremität. In mehr als 85 Prozent der Fälle sind die Beine betroffen.

Der akute Arterienverschluss ist eine Notfallsituation, denn bereits nach 2 Stunden Sauerstoffentzug stirbt das Nervengewebe in der Extremität ab, nach etwa 6 Stunden auch die Muskulatur. Hauptursache des Arterienverschlusses ist eine Thrombose oder ein abgelöstes Gerinnsel (= Embolus).

ThromboseSchwellung und Wärmegefühl an der betroffenen Stelle sind Anzeichen für eine Thrombose @ hriana /AdobeStock

Als allgemeine Sofortmaßnahme werden Heparin und andere Blutgerinnungshemmer gegeben, um den Verschluss medikamentös aufzulösen. Gelingt dies nicht, muss eine Gefäßoperation durchgeführt werden. Bei dieser gilt die Auflösung des Verschlusses mithilfe eines Katheters (= Katheterthrombembolektomie nach Fogarthy) als klassisch. Die Methode funktioniert analog der Gefäßoperation bei Verschlüssen im Bereich der Aorta.

Gefäßoperation bei Carotisstenose

Mit fortschreitendem Lebensalter nimmt die Arteriosklerose in den Gefäßen zu und spart auch nicht die Halsschlagadern (Arteria carotis) als Versorgungswege des Gehirns aus.

Ablagerungen und Gerinnselbildungen können zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff führen. Ebenso können sich kleine Gerinnsel ablösen und einen Verschluss der Hirnarterien verursachen, was in einen Schlaganfall mündet. Für die Behandlung der Carotisstenose stehen die offene Gefäßoperation und die Gefäßweitung mittels Ballonkatheter (= Stent) zur Verfügung.

Unterschenkelarterienverschlüsse

Arterielle Verschlüsse im Unterschenkel gehen meist auf Arteriosklerose zurück. Insofern nur eine Arterie betroffen ist, bemerkt der Patient meist nichts von seinem Leiden. Erst wenn es zu einem akuten Verschluss mit einem Stop der Blutversorgung im Unterschenkel kommt, treten starke Schmerzen auf.

Bei nicht mehr durch geeignete Medikamente aufzulösenden Verschlüssen kann die als Angioplastie (PTA) bekannte Gefäßoperation angewendet werden. Dabei wird mithilfe eines Katheters die Engstelle im Gefäß aufgeweitet und beräumt. Ballonkatheter helfen, die Arterien im Unterschenkel auch längerfristig offenzuhalten.

Ist die Unterschenkelarterie über eine größere Strecke geschädigt, muss sie durch ein Eigentransplantat ersetzt werden. Hierzu werden Venen aus dem gesunden Bein gewonnen und als Gefäßersatz verwendet. Ebenso können Bypässe gelegt werden, die den geschädigten Arterienteil aus der Blutzirkulation herausnehmen.

Gefäßoperation bei einem Aneurysma

Aneurysmen sind sackartige Erweiterungen von Arterien, vor allem der Bauchaorta, die bei Überbeanspruchung oder stumpfem Trauma platzen und so innerhalb kürzester Zeit zum Kreislaufversagen und Verblutung führen können. Aufgebrochene Aneurysmen sind Notfälle und bedürfen einer sofortigen Gefäßoperation.

Für die Behandlung von Aneurysmen gibt es im Wesentlichen zwei Verfahren:

  • Die offene Gefäß-Operation und
  • die gefäßinterne Ausschaltung (= endovaskuläre Aneurysmaausschaltung).

Über eine offene Operation wird das Aneurysma dabei mittels einer Rohrprothese stabilisiert. Zuerst wird ein Bauchschnitt gesetzt und die Bauchschlagader anschließend freigelegt. Der erweiterte Gefäßabschnitt kann entfernt werden (Resektion). Die Wiederherstellung der Aorta erfolgt mittels einer rohrförmigen Kunststoffprothese, die anstelle der entfernten Gefäßanteile eingesetzt wird.

Bei der gefäßinternen Operation wird die Prothese über einen Katheter in die Arterie eingebracht. Ein Blutgefäß in der Leistengegend wird punktiert und ein ummanteltes Drahtgeflecht (Stent) über die Beckenarterie bis in die erweiterte Bauchaorta eingebracht. Der Stent wird verankert, sodass das Blut nur noch durch den Stent fließen kann. Die erweiterte Bauchschlagader selbst ist dadurch aus dem Blutstrom herausgelöst.

Diese Behandlung ist grundsätzlich dann möglich, wenn keine Gefahr besteht, dass durch den Stent von der Bauchschlagader abgehende Gefäße verschlossen werden. Diese Gefäßoperation steht jedoch nicht allen Patienten offen, da ihr Erfolg von der Verengung innerhalb der Arterie selbst abhängt.

Gefäßzugang für die Hämodialyse („Blutwäsche“)

Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder einer Niereninsuffizienz müssen frühzeitig auf die Dialyse („Blutwäsche“) vorbereitet werden. Dazu gehört auch die Untersuchung des Gefäßsystems, um rechtzeitig einen Gefäßzugang für die Hämodialyse anlegen zu können.

Besonders geeignet für die Anlage von Fisteln als Gefäßzugang ist die Region am Handgelenk. Der Chirurg verbindet hier Arterien und Venen mithilfe eines Shunts („Kurzschluss“) und ermöglicht somit eine dauerhafte Blutentnahme und Rückführung während der Dialyse.

Bei einigen Patienten mit schwachen Gefäßen oder starken Verengungen hilft eine Gefäßoperation, bei der ein Prothesenzylinder oder ein Katheter eingebracht wird. Alternativ sind Fisteln für die Dialyse auch im Bereich der Ellenbeuge oder an den Beinen möglich.

Gefäßoperation bei postthrombotischem Syndrom

Als Folge einer tiefen Beinvenenthrombose, die medikamentös aufgelöst wurde, kommt es häufig zu Abflussbehinderungen oder Störungen der Venenklappen in diesem Bereich. Dadurch verzögert sich der Blutabfluss zum Herzen hin, was zu einem Bluthochdruck im Venensystem der Beine führt. Das erhöhte Blutvolumen in den Beinen kann die Einlagerung von Wasser ins Gewebe begünstigen (= Ödembildung).

Zur Behandlung des postthrombotischen Syndroms gibt es mechanische, medikamentöse und operative Verfahren.

Mechanisch haben sich Kompressionsstrümpfe bewährt, die einen leichten Druck auf die Venen ausüben und so Ödeme reduzieren und den Abfluss des Blutes unterstützen. Medikamentös ist unterstützend zu dieser sogenannten Kompressionstherapie mit durchblutungsfördernden Mitteln und Blutgerinnungshemmern zu arbeiten. Eine angepasste Schmerzbehandlung kann die Lebensqualität zusätzlich erhöhen.

Wichtig ist zu bemerken, dass Empfängnisverhütungsmittel wie die „Pille“ stets das Thromboserisiko nach einer tiefen Beinvenenthrombose erhöhen können. Im Bereich der Gefäßchirurgie geht es darum, die Blutzirkulation zu verbessern.

Krampfadern und Umgehungskreisläufe, die zu Pendelblut oder Stauungen führen, werden entfernt. Die Wiederherstellung von Venen oder Venenklappen ist durch eine Gefäßoperation prinzipiell möglich, doch wird diese Operation nur in sehr wenigen spezialisierten Zentren angeboten. Die Gefahr einer erneuten Thrombose nach der Gefäßoperation ist einfach sehr viel höher als der Nutzen, den diese Operation für den Patienten hätte.

Gefäßoperation bei Krampfaderleiden

Erkrankungen der Venen beginnen meist klein und fast unmerklich. Sie können sich jedoch recht schnell zu größeren Problemen auswachsen. Deshalb ist die frühe Erkennung von Krampfadern sehr wichtig.

Früh erkannt sind die Behandlungsmöglichkeiten noch vielfältiger und ein gefäßchirurgischer Eingriff weniger invasiv. So können Aussackungen von Venen (Krampfadern) oder Thrombosen häufig schon mittels Ultraschall erkannt werden.

Ausgehend von ersten leichten Veränderungen können sich die Beschwerden durch Krampfadern sehr schnell verschlimmern. Schwellungen und Hautverfärbungen können auftreten und beispielsweise in einem offenen Bein enden. Die frühzeitige Gefäßoperation schont gesunde Venen und hält das zu operierende Areal klein. Heutzutage können selbst größere Krampfadern über kleinste Schnitte behandelt werden.

Das Operationsverfahren der Wahl ist die Gefäßoperation nach Babcock. Dabei werden die Stammvenen der Leiste bzw. der Kniekehle von der tiefen Vene getrennt und mit einer speziellen Sonde (Babcocksonde) herausgezogen. Die Seitenäste müssen über viele kleine Einstiche gezogen werden, was kosmetisch gesehen nicht optimal ist.

Die auch kosmetisch bessere Methode ist die Gefäßoperation mittels Kryosonde. Diese Sonde wird in die Stammvene eingeführt und anschließend wird Lachgas freigesetzt. Die Vene friert an der Sonde fest und kann mit ihr aus dem Unterhautfettgewebe herausgezogen werden. Diese Gefäßoperation erfordert lediglich einen kleinen Leistenschnitt und auch die größeren Seitenäste werden gleich mit der Kryosonde zusammen gezogen.

Neuere Verfahren behandeln die Stammvene mittels

  • Laser,
  • Radiowellen,
  • Stromapplikationen oder
  • chemischen Substanzen

und veröden das Gefäß. Die verödete Vene verbleibt im Körper.

Jedes Verfahren hat seine Vor- und Nachteile. Inwieweit diese Art der Gefäßoperation den älteren Methoden überlegen ist, muss nun in Studien überprüft werden.

Reparatur von Gefäßverletzungen

Gefäßverletzungen nehmen nur einen geringen Stellenwert in der Gefäßchirurgie ein. Problematisch sind insbesondere verdeckte Gefäßverletzungen mit Einblutungen, die als Folge von Traumata und Unfällen auftreten können. Im Bereich der Beine kann eine unerkannte Gefäßverletzung bis hin zu einer Amputation führen.

Eine Gefäßoperation bei Gefäßverletzungen hat das Ziel, die Verletzung zu reparieren. Bei kleineren Defekten kann nach Freilegung der betreffenden Arterien oder Venen genäht werden. Bei größeren Schäden muss unter Umständen auch das zerstörte Gefäß mit einem körpereigenen Venentransplantat ersetzt werden.

Gefäßoperation bei Gefäßinfektionen

Gefäßinfektionen habe eine besondere Bedeutung in der Gefäßchirurgie. Nicht selten enden sie mit einer Amputation oder dem Tod des Patienten. Sehr oft ist eine Gefäßoperation der eigentlichen Infektion vorausgegangen. Die verursachenden Keime sind dann meist Krankenhauskeime (= nosokomiale Infektionen).

Insbesondere Patienten, die eine Prothese im Bereich der Gefäße (z. B. Rohrprothese, Ballon) erhalten haben, sind von Infektionen gefährdet.

Neben einer systemischen Antibiotikabehandlung gewinnt die erneute Gefäßoperation je nach Schweregrad an Bedeutung. Zum einen kann die „entzündete“ Prothese entfernt und durch ein anderes Material ersetzt werden. Dies ist das anerkannte Standardverfahren im Falle von Infektionen nach einem gefäßchirurgischen Eingriff. Allerdings sind die Prognosen für die betreffenden Patienten nicht so gut, wie sie sein könnten.

Zum anderen kann körpereigenes Material verwendet werden, um den Defektbereich zu reparieren. Am häufigsten kommen Abschnitte aus den Beinvenen zum Einsatz. Entzündungsreaktionen werden durch das körpereigene Material zwar etwas reduziert, jedoch sind die Operationsvorbereitung und die anschließende Entnahmeprozedur mit einer höheren Belastung für den Patienten verbunden.

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