Die Hoden - Anatomie, Funktionen und Erkrankungen

04.07.2017
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Hoden gehören zu den männlichen Geschlechtsorganen und produzieren Spermien und das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Man bezeichnet sie auch als die Keimdrüsen des Mannes.

Artikelübersicht

Was sind die Hoden?

Beim Hoden (Testis) handelt es sich um ein paarig angelegtes männliches Geschlechtsorgan. Er bildet das Gegenstück zu den Eierstöcken der Frau und gehört zu den Keimdrüsen (Gonaden). Im Hoden erfolgt die Herstellung der Spermien (Samen) sowie von Hormonen, deren Regelung durch die Hypophyse und den Hypothalamus erfolgt. Darüber hinaus ist er ein unverzichtbarer Bestandteil der geschlechtlichen Fortpflanzung.

Männliche Anatomie
© Henrie / Fotolia

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Welche Funktion haben die Hoden?

Eine wichtige Aufgabe der Hoden ist die Produktion von Hormonen (Androgene) und Spermien, die zur Fortpflanzung dienen.

Die Hormonsynthese wird von den Leydig-Zellen übernommen. Sie bilden größtenteils Testosteron. Das Hormon Testosteron spielt eine bedeutende Rolle bei der Stimulation der Samenbildung. Darüber hinaus haben sie Anteil an der Entwicklung und Funktion der weiteren Geschlechtsorgane.

Die Sertoli-Zellen sorgen größtenteils für die Spermienentwicklung und fördern sie. Durch sie wird ein stützendes Zellengerüst gebildet, in dem die Keimzellen heranreifen.

Die Nebenhoden erfüllen die Funktion eines Spermienspeichers. Außerdem unterstützen sie die Samen beim Ausreifen ihrer Funktion.

Während der Pubertät werden täglich bis zu 200 Millionen Spermien produzuert. Bis zur Ausreifung benötigt jeder Samen etwa zwei Monate. Für die Steuerung dieses Prozesses sind die Hormone zuständig. Während der Ejakulation (Samenerguss) kommt es zur Vermischung zwischen Samen und Samenflüssigkeit. Sie entsteht vor dem Ausstoß in der Prostata sowie den Samenblasen.

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Anatomie der Hoden

Die Hoden befinden sich freihängend am Samenstrang im Hodensack (Skrotum). Sie weisen eine längliche Form auf und erreichen einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern. Ihre Länge beträgt ungefähr vier Zentimeter und ihr Gewicht schwankt zwischen 25 und 30 Gramm. Am Oberende beider Hoden befindet sich der Kopf des Nebenhodens.

Die Hoden sind von Mann zu Mann unterschiedlich groß. Ab der Pubertät vergrößert sich der Umfang und erreicht zwischen 30 und 40 Jahren sein Maximum. Ab dem 50. Lebensjahr geht die Größe der Hoden ein wenig zurück. 

Bestandteile des Hodens

Umhüllt wird der Hoden von Bindegewebe (Tunica albuginea). Im Innenbereich gliedert er sich in mehr als 200 bis 300 Läppchen. Durch Wände werden diese voneinander abgetrennt. Einen weiteren Bestandteil des Hodens bildet das Hodennetz, das sich aus mehreren Kanälen zusammensetzt, die sich verzweigen und in den Hodenläppchen befinden. Innerhalb der Hodenkanälchen sind die Sertoli-Stützzellen untergebracht, die die Vorstufen der Spermien darstellen.

Die Zellen, die zwischen den Hodenkanälchen angesiedelt sind, tragen die Bezeichnung Leydig-Zwischenzellen. Sie haben die Aufgabe, das männliche Geschlechtshormon Testosteron zu produzieren.

Die Blutversorgung des Hodens findet durch die Arteria testicularis statt, bei der es sich um einen Ast der Aorta abdominalis handelt. Das venöse Blut wird im Plexus pampiniformis, einem Venengeflecht, beidseitig angesammelt.

Der Nebenhoden

Auf der hinteren Seite des Hodens ist der Nebenhodenkörper angesiedelt. Der Nebenhoden ist dicht mit dem Hoden verwachsen. Er erzielt einen Durchmesser von 5 bis 10 Millimetern sowie eine Länge von 5 Zentimetern. Umgeben wird er von einer dünnen Kapsel. Dabei nimmt er die Position einer Art Kappe über dem Hoden ein. Durch den Samenleiter (Ductus deferens), der sich in der Prostata befindet, besteht eine Verbindung zur Harnröhre. Auf diese Weise werden die Spermien, die im Hoden entstehen, während der Ejakulation aus dem Körper des Mannes befördert. Der Samenleiter erreicht eine Länge von 30 bis 40 Zentimetern.

Was sind die häufigsten Erkrankungen des Hodens?

Es gibt verschiedene Erkrankungen des Hodens, die ernstzunehmen sind, weil sie die Fruchtbarkeit des Mannes beeinträchtigen können. Mitunter rufen sie irreversible Schäden hervor. Besonders betroffen von den Erkrankungen sind zumeist Männer zwischen 20 und 40 Jahren.

Hodentorsion

Eines der häufigsten Hodenleiden ist die Hodentorsion, bei der es sich um eine Verdrehung des Hodens handelt. Die Verletzung entsteht zumeist durch Gewalteinwirkung wie Tritte in den Hoden. Bei manchen Menschen ist die Hodenverdrehung aber auch bereits angeboren. Im Falle einer Hodentorsion kommt es gemeinsam mit dem Nebenhoden zu einer Umwicklung des Hodenstiels, was wiederum eine Unterbrechung der Blutversorgung zur Folge hat.

Da es sich bei der Hodenverdrehung um einen medizinischen Notfall handelt, ist eine umgehende operative Therapie erforderlich. 

Hodenentzündung

Relativ verbreitet ist die Hodenentzündung (Orchitis). Sie entsteht durch Verletzungen des Hodensacks, durch die Bakterien in ins Innere gelangen können. Als weitere mögliche Ursache gelten Infektionskrankheiten.

Bei einer Orchitis schwillt der Hoden an und schmerzt. Nicht selten rötet sich der Hodensack. Zur Behandlung wird der Hoden gekühlt und hochgelagert. Außerdem erhält der Patient ein geeignetes Antibiotikum.

Nebenhodenentzündung

Ein weiteres Krankheitsbild stellt die Nebenhodenentzündung (Epididimytis) dar. Hierbei ist zumeist ein Nebenhoden von einer Infektion befallen.

Die Entzündung der Nebenhoden zeigt sich häufig erstmals durch ein Brennen beim Wasserlassen. Später können Rötungen, Schwellungen und starke Schmerzen in der Genitalregion hinzukommen. Das Krankheitsbild kann mit Fieber, Schüttelfrost und allgemeinen Grippesymptomen einhergehen.

Zumeist wird eine Nebenhodenentzündung mit einer Betäubung des Samenstrangs und einer mehrwöchigen Antibiotikazufuhr behandelt. Sollte die Infektion nicht rechtzeitig ausheilen, besteht das Risiko, dass der Nebenhoden operativ entfernt werden muss.

In 15 – 20 Prozent der Fälle kann sich das Krankheitsbild überdies zu einer chronischen Variante auswachsen.

Hodenhochstand

Eine relativ häufige Fehlentwicklung ist der Hodenhochstand. Die Hoden von männlichen Föten werden in der Bauchhöhle gebildet. Von dort wandern sie zumeist vor der Geburt, manchmal jedoch auch danach, hinab in den Hodensack.

Von einem Hodenhochstand spricht man, wenn beide oder ein einzelner Hoden nicht in vollem Umfang in den Hodensack gewandert sind. Man unterscheidet zwischen Bauchhoden, Leistenhoden, Gleithoden und Pendelhoden, wobei letztere wahrscheinlich ohne Bedeutung für eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit sind.

Etwa 2 bis 4 Prozent aller männlichen Neugeborenen leiden bei der Geburt an Hodenhochstand. Sind die Hoden nach dem ersten Lebensjahr noch nicht vollständig im Hodensack angekommen, ist eine operative Maßnahme unumgänglich. Hodenhochstand führt später zu einem erhöhten Risiko für Karzinome (Krebsgeschwulste) der Hoden (Hodenkrebs).

Hodenkrebs

Zu den häufigsten Krebsformen bei jungen Männern zählt Hodenkrebs. Risikofaktoren wie ein Hodenhochstand fördern diese Erkrankung. Bemerkbar macht sich der Krebs zumeist als schmerzlose Verhärtung.

Hodenkrebs gilt als gut behandelbar. So betragen die Heilungsraten in einem frühen Stadium 98 bis 100 Prozent. Im Rahmen der Therapie erfolgt die einseitige Entfernung des Hodens (Orchiektomie). Des Weiteren sind eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie oder abwartendes Beobachten möglich.

Hydrozele

Unter einer Hydrozele (Wasserbruch) wird das Ansammeln von seröser Flüssigkeit im Hoden verstanden. Sie tritt einseitig oder auf beiden Seiten auf und führt zu einem meist schmerzlosen Anschwellen des Hodensacks. Mögliche Auslöser sind:

  • Veranlagung
  • Tumore
  • Entzündungen
  • Verletzungen

Wirkt sich die Hydrozele störend aus, lässt sie sich durch einen chirurgischen Eingriff entfernen.

Varikozele

Eine Varikozele, auch Krampfader genannt, bildet sich durch das Erweitern der Hodengefäße. Bemerkbar macht sie sich durch geschlängelte Gefäße. Schmerzen treten jedoch nur selten auf. Allerdings kann sie mitunter zu Unfruchtbarkeit führen. Die Behandlung findet durch eine Verödung oder eine operative Entfernung statt.

Diagnostik von Hodenerkrankungen

Eine der wichtigsten Methoden der Urologie zum Erkennen von Hodenerkrankungen stellt das Abtasten des Organs dar. Dabei kontrolliert der Arzt Lage, Größe und Konsistenz des Hodens. Des Weiteren gelangen bildgebende Verfahren zur Anwendung, wie etwa die Sonographie (Ultraschalluntersuchung).

Um das Hodenvolumen zu bestimmen, findet eine Ultraschallvermessung oder ein Vergleich mit der Prader-Kette statt. Bei manchen Erkrankungen findet außerdem eine Hodenbiopsie statt, in deren Rahmen etwas Gewebe entnommen wird.

Spezialisten für Hodenerkrankungen

Mit ersten Symptomen können Betroffene sich an den Hausarzt wenden. Bei weiteren Fragen, z. B. wenn sich der Verdacht auf eine Erkrankung der Genitalregion erhärtet, wird dieser in der Regel an einen Spezialisten verweisen.

Urologen sind auf die Behandlung von Harnwegs- und Geschlechtskrankheiten spezialisiert. Sie stellen Diagnosen von Krankheitsbildern im Hinblick auf den Penis, die Hoden, die Prostata oder die Harnwege bzw. die damit verbundenen Organe wie die Blase.

Insbesondere Männer ab einem Alter von 25 Jahren sollten sich jedes Jahr einer urologischen Generaluntersuchung unterziehen, um bösartige Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, Risiken vorzubeugen und möglicherweise erste Präventivmaßnahmen zu ergreifen.

Fazit zu den Hoden

Die Hoden sind überaus wichtig für die männliche Fruchtbarkeit. Bei Verletzungen oder Erkrankungen des Geschlechtsorgans ist daher eine rasche medizinische Versorgung nötig.

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