Hyperthermie | Ärzte & Behandlungsinfos

Unter dem Begriff Hyperthermie wird in der Medizin eine künstlich erzeugte Temperaturerhöhung des Körpers verstanden, die für therapeutische Zwecke genutzt wird.

Weitere Informationen zur Hyperthermie finden Sie weiter unten.

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Hyperthermie - Weitere Informationen

Der Begriff Hyperthermie bedeutet wörtlich übersetzt "erhöhte Temperatur". Allgemein verwendet meinen Experten damit den unkontrollierten Temperaturanstieg im Körper aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Wärmeproduktion und Wärmeverlust. Dies kann beispielsweise bei einem Sonnenstich der Fall sein. Oder eine Nebenwirkung bei einer Arzneimittelunverträglichkeit sein. Auch der Konsum von Drogen kann eine Hyperthermie auslösen.

Unter der Hyperthermie fasst die Medizin aber auch den Bereich der lokalen und regionalen Tiefenhyperthermie sowie die Ganzkörperhyperthermie zusammen.

Gemeint ist damit, dass Mediziner die Temperaturerhöhung des Körpers künstlich erzeugen und den Körper in einen gewollten Fieberzustand bringen. Da Fieber eine natürliche Reaktion des Körpers zur Abwehr von Krankheiten ist, nutzen Ärzte künstliches Fieber für therapeutische Zwecke.

HyperthermieHyperthermie ist ein Behandlungsverfahren, das Körperbereiche für etwa eine Stunde auf bis zu 43°C erwärmt @ corinne matusiak /AdobeStock

Einsatzgebiete und Vorteile der Hyperthermie

Die therapeutische Hyperthermie kommt unterstützend bei der Therapie von Krebserkrankungen zum Einsatz. Sie ist eine begleitende Methode zur Strahlenbehandlung und Chemotherapie

Das künstliche Fieber stärkt das Immunsystem und aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers. Die vermehrte Schweißbildung führt zur Ausschwemmung von Giftstoffen aus dem Körper. Zudem kurbelt das künstliche Fieber die Durchblutung an.

Die thermologischen Prozesse im Körper bewirken ab einer Temperatur von 41,5° C eine Wachstumshemmung und teilweise sogar Zerstörung von Tumorgewebe. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Hitzeerzeugung im Organismus schädlich auf Tumore wirkt. 

Der Vorteil für den Krebspatienten ist, dass die Zytostatika (Krebsmedikamente) niedriger dosiert werden können und somit weniger Nebenwirkungen auftreten. Bei einer Hyperthermie werden sogenannte Hitzeschockproteine (HSP) erzeugt, die alarmierend auf die körpereigenen Killerzellen wirken. 

Diese erkennen die bösartigen Tumorzellen und attackieren sie. Zudem wirkt sich die Wärmebildung erweiternd auf die Blutgefäße aus. Dadurch werden schlechter durchblutete Tumorbereiche besser mit Blut versorgt. Dies führt dazu, dass die Medikamente der Chemobehandlung besser und schneller zur Tumorzelle gelangen und sie aggressiver bekämpfen.

Welche Formen der Hyperthermie gibt es?

Es gibt unterschiedliche Variationen in der Hyperthermiebehandlung. Je nach Methode erhöhen Ärzte die Körpertemperatur des Krebspatienten auf Werte zwischen 40 und 45 Grad.

Zum Einsatz kommen dabei elektromagnetische Wellen (wie beispielsweise Radiowellen oder Mikrowellen) oder auch Ultraschallwellen. Manchmal werden dem Patient auch erwärmte Flüssigkeiten verabreicht, um bestimmte Körperbereiche mit Chemotherapielösungen "auszuspülen".

Es existieren folgenden Methoden der Hyperthermie:

  • Die oberflächliche (lokale) Hyperthermie

Diese Hyperthermie-Technik kommt zum Einsatz, wenn der Tumor nicht weiter als vier bis fünf Zentimeter unter der Haut liegt. Ärzte führen die lokale Hyperthermie durch, wenn das Krebsgeschwür direkt unter der Körperoberfläche liegt. Oder wie bei Hautmetastasen direkt auf der Haut. 

Bei der Behandlung kommen Mikro-, Radio- oder Ultraschallwellen zum Einsatz. Die besten Therapieerfolge liegen vor, wenn Ärzte die lokale Hyperthermie mit einer Chemobehandlung kombinieren. 

Experten führen die lokale oder oberflächliche Hyperthermie in der Klinik ambulant durch. Sie dauert in der Regel etwa eine Stunde.

  • Die Tiefenhyperthermie (regionale Hyperthermie)

Bei der regionalen Hyperthermie behandeln Ärzte nicht nur die vom Tumor betroffene Körperstelle, sondern gleich größere Körperbereiche. Diese Technik zielt darauf ab, tiefer liegende Tumore und Metastasen zu erreichen. Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt beispielsweise der Oberbauch im Hyperthermiefeld, beim Darmkrebs der Unterbauch und der Beckenbereich.

Bei der Tiefenhyperthermie arbeiten die Ärzte mit elektromagnetischen Wellen, erzeugt mithilfe eines Ringapplikators. Der Krebspatient liegt dabei in einer ringförmigen Vorrichtung, die den entsprechenden Körperbereich bestrahlt. 

Um die elektromagnetischen Wellen besser leiten zu können, befindet sich der Patient zusätzlich auf einer Art Wasserbett. Durch gezielte Steuerung erzeugen Ärzte eine kontrollierte Erwärmung, die verhindert, dass das umliegende gesunde Gewebe Schaden nimmt.

Die Interstitielle Hyperthermie gehört ebenfalls zur regionalen Hyperthermie-Methode. Diese spezielle Technik kommt bei Kleinsttumoren (mit einem Durchmesser von höchstens zwei Zentimetern) zum Einsatz. Beispiele sind Karzinome der Prostata oder Hirntumore

Ärzte führen einen Applikator in den Tumor ein, wo er für die gewünschte Überwärmung sorgt. Dies ist meist über Körperöffnungen möglich. Wenn nicht, dann erhält der Krebspatient eine örtliche Betäubung oder eine leichte Narkose.

  • Die Ganzkörperhyperthermie

Bei der Ganzkörperhyperthermie erwärmen Experten den ganzen Körper auf bis zu 42 Grad. Die Ganzkörperhyperthermie kommt vor allem bei Krebserkrankungen zum Einsatz, bei denen verschiedene Organe betroffen sind.

Beispiele sind Metastasen in den Knochen, der Leber oder der Lunge. Diese Methode wenden Ärzte auch dann an, wenn eine alleinige Chemotherapie erfolglos war. Ist die maximale Temperatur bei der Hyperthermie erreicht, kommt die Chemotherapie zum Einsatz.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

In der Regel ist eine Hyperthermiebehandlung nebenwirkungsarm. Das größte Problem bei einer Hyperthermiebehandlung ist die Gefahr, dass gesundes Gewebe Schaden nimmt. 

Dann kann es zu Rötungen oder partiellen Schwellungen kommen. Gewebeverbrennungen kommen bei guter Kontrolle so gut wie nie vor, sind aber nicht ausgeschlossen. Gelegentlich kommt es an den betroffenen Stellen zu leichten Schmerzen, die meist schnell vergehen. 

Da die Hyperthermie das Herz-Kreislauf-System belastet, kann es bei immunschwachen oder vorbelasteten Patienten zu Komplikationen kommen. Deshalb setzen Ärzte die Ganzkörperhyperthermie eher selten ein.

Warum ist Hyperthermie keine Standardtherapie?

Momentan ist die Hyperthermie in Deutschland noch keine Standardbehandlung gegen Krebs, obwohl sie seit 1996 in der ärztlichen Gebührenordnung verankert ist. Daher hinkt die Bundesrepublik dem internationalen Standard hinterher. Denn international gesehen hat die Hyperthermie bereits nachweislich bedeutende Erfolge erzielt. Die Behandlungsraten steigen stetig.

Es bestehen jedoch immer noch offene Fragen, die einer Hyperthermiebehandlung im Wege stehen: 

  • Welche Krebsarten eignen sich besonders gut? 
  • Wie hoch ist die wirkungsvollste Temperatur bei der jeweiligen Methode? 
  • Wie können Ärzte die Temperatur genauer messen und steuern? 
  • Bei welcher Tumorerkrankung ist welche Hyperthermie-Technik die effektivste? 
  • Welche Art von Chemotherapie ist am besten mit der jeweiligen Hyperthermie-Methode kombinierbar? 
  • Welcher zeitliche Abstand ist zu den anderen Therapiemethoden einzuhalten?

Patienten sollten sich auf jeden Fall nur im Rahmen klinischer Studien oder unter wissenschaftlich kontrollierten Bedingungen einer Hyperthermiebehandlung unterziehen. Einige größere Kliniken in Deutschland bieten die Behandlung an. Von alternativen Behandlungskonzepten sollten Krebspatienten Abstand nehmen.

Durchgeführt werden darf die Therapie von einem Physiker oder einem Ingenieur. Auch eine MTA darf unter Aufsicht eines Physikers oder Ingenieurs eine Hyperthermie vornehmen.

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