Allogene Stammzelltransplantation - Informationen & Spezialisten

Die allogene Stammzelltransplantation kommt wie die autologe Stammzelltransplantation bei bösartigen Erkrankungen des Blutes (Leukämien) zum Einsatz. Dabei erhält der Empfänger Blutstammzellen von einem Spender. Bei der allogenen Stammzelltransplantation sind Spender und Empfänger nicht identisch

Alles über Ablauf und Risiken und wo Sie Spezialisten für allogene Stammzelltransplantationen in Deutschland finden, erfahren Sie hier.

Artikelübersicht

Allogene Stammzelltransplantation - Weitere Informationen

Was ist eine allogene Stammzelltransplantation?

Mit der allogenen Stammzelltransplantation verbinden Mediziner zwei wesentliche Ziele:

  1. Zum einen lassen sich so gesunde blutbildende Zellen auf einen Menschen mit Blutkrebs (Leukämie) übertragen. Die Zellen ersetzen das geschädigte bzw. abgestorbene Knochenmark nach einer aggressiven Chemotherapie oder Bestrahlung.
  2. Zum anderen greifen die neu gebildeten Immunzellen verbliebene Tumorzellen des Patienten an.

Mediziner sprechen bei der allogenen Stammzelltransplantation auch von der Transplantat-versus-Leukämie-Reaktion (Graft versus Leukemia).

LeukämieLeukämie bedeutet „weißes Blut“ und bezeichnet eine Vielzahl von Blutkrebsarten, die von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ausgehen @ kalsoom /AdobeStock

Wann benötigen Menschen eine Stammzelltransplantation?

Bei Leukämiepatienten oder bei Menschen mit seltenen Hirntumoren töten Ärzte Krebszellen mit einer Chemo- oder Strahlentherapie ab.

Sowohl die Leukämie, als auch die intensive Behandlung zerstören jedoch das Knochenmark. Daher haben dann Patienten keine eigene Blutbildung und kein Immunsystem mehr.

Deshalb benötigt der Patient im Anschluss an die Krebstherapie eine Stammzelltransplantation. Die neuen Stammzellen bilden ein neues Knochenmark und neue Blutzellen.

Spezialisten sprechen von der autologen Stammzelltransplantation, wenn:

  • Die Blutstammzellen vom Patienten selbst stammen
  • Ärzte sie vor der Chemotherapie entnommen, gereinigt und anschließend wieder zurückgeben

Bei diesem Verfahren sind Spender und Empfänger daher ein und dieselbe Person.

Bei der allogenen Stammzelltransplantation hingegen spricht man, wenn:

  • Der Krebspatient (Empfänger) Stammzellen eines anderen Menschen (Spender) erhält

Dieser stammt in den meisten Fällen aus dem eigenen Familienkreis. Es kommen aber auch nicht verwandte Menschen als Spender in Frage.

KnochenmarkDas menschliche Knochenmark ist das wichtigste blutbildende Organ des Menschen @ 7activestudio /AdobeStock

Was sind Gewebemarker und welche Rolle spielen sie bei der Stammzelltransplantation?

Da Spender und Empfänger verschiedene Personen sind, muss der Spender ähnliche Oberflächenmarker der Immunzellen haben.

 Diese humanen Leukozytenantigene (HLA) sind auf allen Zellen des Körpers vorhanden. Sie signalisieren dem Immunsystem, dass es „zuhause“ und alles in Ordnung ist.

Das ist letztlich auch einer der Gründe, warum unser Immunsystem sich nicht gegen den eigenen Körper wendet. Fremde Oberflächenmarker hingegen sind fremd, daher greift unser Immunsystem sie meistens an.

Bei der allogenen Stammzelltransplantation überführen Ärzte ein „fremdes" blutbildendes System in einen Empfänger. Das sich daraufhin bildende Immunsystem entspricht dem des Spenders. Es würde daher die Zellen des Empfängers als fremd einstufen und angreifen (Graft-versus-host-Reaktion).

Damit dies aber nicht passiert, müssen Mediziner vor der allogenen Stammzelltransplantation einen geeigneten Spender finden. Dies geschieht anhand des HLA-Musters.

Damit soll das Knochenmark aus den Spenderzellen Blut- und Immunzellen bilden, die ähnlich wie beim Empfänger sind. So sinkt das Risiko für eine Abstoßungsreaktion deutlich.

Ablauf einer allogenen Stammzelltransplantation

Gibt es einen HLA-kompatiblen Spender (z. B. innerhalb der Verwandtschaft), lassen sich die Blut- oder Knochenmarkstammzellen des Spenders gewinnen.

Anschließend bereiten Ärzte den Empfänger (in der Regel ein Leukämie-Patient) mittels hochdosierter Chemo- oder Strahlentherapie auf die Transplantation vor. 

Die Chemo- oder Strahlentherapie löscht das körpereigene Knochenmark mit den Krebszellen aus. Daher hat der Patient nach der Behandlung keine eigene Blutbildung und kein Immunsystem.

Anschließend erhält der Empfänger die Spenderzellen mithilfe einer Bluttransfusion. Die allogenen Stammzellen wandern in die Markhöhlen der Knochen ein und bilden dort ein neues Knochenmark.

Nach etwa drei Wochen ist das neue Knochenmark aus den Stammzellen gewachsen und die Blutwerte des Empfängers normalisieren sich.

Läuft die Blutbildung an, entsteht ein neues Immunsystem. Lassen sich keine Tumorzellen mehr nachweisen, ist der Patient geheilt.

Bluttransfusion bei BlutkrebsEtwa sechs Monate nach der Stammzelltransplantation weist der Patient die Blutgruppe des Stammzellspenders auf @ Elnur /AdobeStock

Gibt es Risiken bei einer allogenen Stammzelltransplantation?

Eine allogene Stammzelltransplantation ist für die meisten Betroffenen die einzige Chance, wieder gesund zu werden. Völlig gefahrlos ist die Therapiemethode jedoch nicht.

Denn es besteht das Risiko, dass das „Spender-Knochenmark“ nicht anwächst.

Das viel größere Risiko bei einer allogenen Stammzelltransplantation ist, dass das neu gebildete Immunsystem den Körper des Empfängers angreift. Dies nennen Mediziner auch Transplantat-Wirt-Erkrankung (Graft-versus-host-disease). Um das zu verhindern, ist vorab eine möglichst hohe HLA-Übereinstimmung besonders wichtig. 

Nach der Stammzelltransplantation können Medikamente die Immunreaktion unterdrücken. Dadurch besteht jedoch eine größere Infektionsgefahr.

Welche Spätfolgen kann eine allogene Stammzelltransplantation haben?

Die hochdosierte Chemotherapie und die Ganzkörper-Strahlentherapie schädigen die Keimzellen von Männern und Frauen. Daher können sie durch die Therapie unfruchtbar werden.

Sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt über eine mögliche Kryokonservierung („Einfrieren“) von Spermien und/oder Eizellen vor der Therapie. So lässt sich möglicherweise in jungen Jahren ein späterer Kinderwunsch dennoch erfüllen.

Eine weitere Spätfolge können Zweittumoren sein, die durch hochdosierte Chemotherapien oder Bestrahlungen entstehen. Dennoch ist die allogene Stammzelltransplantation für viele Patienten oft die einzige Möglichkeit.

Wo arbeiten Spezialisten für allogene Stammzelltransplantationen?

Die meisten Patienten, die für eine allogene Stammzelltransplantation in Frage kommen, leiden an malignen Bluterkrankungen (Leukämien). Leukämien gehören in die Hände von Spezialisten aus den Bereichen Hämatologie und Onkologie. Diese Bereiche zählen zur Inneren Medizin.

Sie sollten darauf achten, sich Rat bei spezialisierten Tumorzentren zu suchen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Zentren für Hämato-Onkologie oder Stammzelltransplantationszentren. Diese sind heutzutage an zahlreichen Universitätskliniken in ganz Deutschland zu finden. Einen Überblick erfahrener Spezialisten für allogene Stammzelltransplantationen sowie spezialisierte Tumorzentren finden Sie oben.

Quellen

flexikon.doccheck.com/de/Allogene_Stammzelltransplantation
krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/stammzelltransplantation/infektionsrisiko-und-allogene-stammzelltra.html
krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/stammzelltransplantation.html
gpoh.de/kinderkrebsinfo/kinderblutkrankheiten/content/patienten/behandlung/stammzelltransplantation/arten_der_stammzelltransplantation/allogene_szt/
gpoh.de/kinderkrebsinfo/content/patienten/behandlung/behandlungsmethoden/pohkinderkrebsinfostammzelltransplantation/arten_der_szt/index_ger.html
onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/spenderauswahl/@@guideline/html/index.html
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