Spondylodiszitis: Informationen & Spondylodiszitis-Spezialisten

01.01.2023
Prof. Dr. med. Peter Vajkoczy
Medizinischer Fachautor

Eine Spondylodiszitis (ICD-Code M46.4) ist eine Entzündung der Wirbel und Bandscheiben. Meistens reicht eine Behandlung mit Antibiotika aus. Manchmal ist eine OP zur Therapie notwendig.

Finden Sie hier weitere Informationen sowie ausgewählte Spondylodiszitis-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M46.4

Empfohlene Spondylodiszitis-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist eine Spondylodiszitis? Eine entzündliche Erkrankung der Wirbel und Bandscheiben in der Wirbelsäule.
  • Ursachen: Meistens ist eine bakterielle Infektion die Ursache, aber auch Pilze und Viren können die Erkrankung auslösen. Risikofaktoren sind Diabetes, Alkoholmissbrauch, die regelmäßige Einnahme von Cortisol und verschiedene Vorerkrankungen.
  • Symptome: Starke Rückenschmerzen, die sich bei Bewegung verschlimmern. Dazu kommen oft übliche Anzeichen einer Entzündungen, wie Fieber, Nachtschweiß, ein Gefühl von Unwohlsein und Schwäche. Später können auch Taubheit und Lähmungen auftreten.
  • Therapie: Unbehandelt kann die Erkrankung lebensbedrohlich werden. Nach der Schmerzlinderung steht an erster Stelle, den Erreger zu identifizieren und mit entsprechenden Medikamenten zu behandeln. Eine OP kann unter Umständen erforderlich sein. Nach der OP folgt eine Reha.

Artikelübersicht

Was ist eine Spondylodiszitis?

Die menschliche Wirbelsäule besteht aus circa 33 Wirbeln, die durch die Bandscheiben miteinander verbunden sind. Da die Steißbeinwirbel jedes Menschen unterschiedlich stark miteinander verwachsen sind, variiert die Gesamtzahl der Wirbel von Mensch zu Mensch.

Die Bandscheiben dienen als Puffer zwischen den einzelnen starren Wirbeln. Sie sorgen dafür, dass die Wirbelsäule beweglich bleibt und Stöße beim Gehen abgefedert werden.

Viele Menschen kennen Wirbelsäulenerkrankungen wie den Bandscheibenvorfall oder den Hexenschuss. Die Spondylodiszitis ist weniger bekannt. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den Silben

  • "Spondyl" (Wirbel),
  • "disc/dis" (Bandscheibe) und
  • "itis" zusammen, der Endung für eine entzündliche Erkrankung.

Eine Spondylodiszitis ist also eine Entzündung der Wirbel und Bandscheiben, d.h. sowohl die Wirbel als auch Bandscheiben sind betroffen. Liegt nur eine Wirbelentzündung vor, spricht man von einer Spondylitis. Bei einer reinen Bandscheibenentzündung spricht man von einer Diszitis.

Anatomie der Wirbelsäule und der Bandscheiben
Bei einer Spondylodiszitis sind die Wirbelkörper und Bandscheiben entzündet © bilderzwerg | AdobeStock

Welche Symptome treten bei einer Spondylodiszitis auf?

Eine Spondylodiszitis macht sich durch starke Rückenschmerzen bemerkbar. Die Krankheit geht mit Belastungsschmerzen einher, die durch Bewegung schlimmer werden. An der betroffenen Rückenpartie äußert sich der Schmerz als Klopf- beziehungsweise Druckschmerz.

Oft wird die Ursache der Schmerzen erst nach einem langen Leidensweg der Patienten gefunden.

Neben den Rückenschmerzen zeigen manche Betroffenen allgemeine Anzeichen einer Entzündung. Sie leiden an Fieber und Nachtschweiß und fühlen sich unwohl. Meist geht damit eine körperliche Auszehrung einher, die wiederum

  • Schwäche,
  • Appetitlosigkeit und
  • Gewichtsabnahme

zur Folge hat. 

Im fortgeschrittenen Stadium können auch neurologische Ausfälle auftreten, wie Taubheit oder Lähmung.

Wo liegen die Ursachen einer Spondylodiszitis?

Eine Spondylodiszitis entsteht meist durch eine bakterielle Infektion. Meistens ist das Bakterium Staphylococcus aureus der verantwortliche Erreger. Aber auch Pilze und Viren können der Grund für eine Spondylodiszitis sein.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer spezifischen Spondylodiszitis und einer unspezifischen Spondylodiszitis.

Eine spezifische Spondylodiszitis (auch Skeletttuberkulose) wird von Tuberkelbakterien hervorgerufen. Sie tritt weniger akut auf als die unspezifische Spondylodiszitis und hat einen eher schleichenden Krankheitsverlauf. Die Infektion erfolgt über den Blutweg. Inzwischen ist diese Erkrankung bei uns aber selten geworden.

Neben dem genannten Bakerium können auch alle anderen Eitererreger eine unspezifische Spondylodiszitis auslösen. Die Erkrankung geht mit akuten Schmerzen einher. Ursache für die Entzündung können offene Knochenbrüche sein. Durch die Wunde können Bakterien in den Körper und somit in den Knochen gelangen.

Die Erreger können aber auch durch Entzündungsherde an jeder beliebigen Stelle des Körpers über die Blutbahn zur Wirbelsäule gelangen.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer Spondylodiszitis sind:

  • Diabetes,
  • überhöhter Alkoholkonsum,
  • eine regelmäßige Cortisoleinnahme und
  • viele weitere Erkrankungen.

Wie sieht die Therapie bei einer Spondylodiszitis aus?

Eine frühzeitige Diagnose kann den Verlauf der Spondylodiszitis erheblich verbessern und verkürzen. Bleibt die Krankheit unbehandelt, kann dies schwerwiegende Symptome und sogar einen lebensbedrohlichen Verlauf zur Folge haben.

Häufig reicht eine Behandlung mit Antibiotika aber aus. Der Körper kann die Entzündung dann unter Kontrolle bringen. Dennoch bleiben aber oft Folgeschäden zurück: Bei vielen Menschen bleiben die Bandscheiben geschädigt und die Wirbel versteifen im weiteren Verlauf.

Die Therapie der Spondylodiszitis konzentriert sich zunächst auf die Eindämmung der Schmerzen.

Vor der eigentlichen Behandlung steht die Identifizierung des Keims bzw. des Erregerspektrums. Dazu ist eine Biopsie (Gewebeprobe) oder Operation notwendig. Die Biopsie erfolgt CT-gestützt, auch wenn keine Operation durchgeführt wird. Ob eine Operation zur Behandlung der Spondylodiszitis nötig ist, hängt

  • vom Zerstörungsausmaß,
  • den Schmerzen und
  • den neurologischen Defiziten

ab.

Wird eine OP durchgeführt, räumt der Chirurg den Entzündungsbereich aus und stabilisiert ihn. Das erlaubt eine schnelle Mobilisierung und Schmerzverbesserung für den Patienten.

Ohne Operation wird dem Patienten zunächst Bettruhe empfohlen, bis die Schmerzen unter Kontrolle sind. Eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika wird in der Regel 6 bis maximal 12 Wochen lang durchgeführt. Damit wird der Entzündungsherd ausgeschaltet und eine Streuung in andere Regionen des Körpers verhindert.

Liegt keine bakterielle, sondern eine durch Pilze oder andere Erreger hervorgerufene Entzündung vor, muss eine antimykotische beziehungsweise antiparasitäre Therapie erfolgen.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie erfolgt eine Ruhigstellung der betroffenen Wirbelregion. Hierfür haben sich Bettruhe und die sogenannte Gipsliegeschale bewährt.

Nach etwa 10 Wochen wird vorsichtig mit einer Bewegungstherapie begonnen, um eine Stabilisierung der Wirbelsäule zu erreichen.

Quellen

  • Sobottke R at al., Aktuelle Diagnostik und Therapie der Spondylodiszitis. Dtsch Arztebl 2008; 105(10):181–187; DOI: 10.3238/arztebl.2008.0181
  • Michiels I & Jäger M. Spondylodiszitis – Aktuelle Strategien zur Diagnose und Therapie. Der Orthopäde 2017; 9: https://doi.org/10.1007/s00132-017-3436-0
Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print