Osteoporose: Informationen & Osteoporose-Spezialisten

03.02.2023
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Osteoporose ist eine häufige chronische Erkrankung, bei der sich die Knochendichte und die Knochenmasse über das normale Maß hinaus verringert. Im Deutschen ist Osteoporose deswegen auch als Knochenschwund bekannt. Als Folge davon nimmt die Knochenstabilität ab, die Knochen werden porös und brüchig. Die Gefahr für Knochenbrüche nimmt zu. Besonders Frauen zählen durch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren zur Risikogruppe für Osteoporose.

Hier finden Sie alle wichtigen Informationen sowie hochqualifizierte Osteoporose-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M80, M81, M82

Empfohlene Osteoporose-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Osteoporose? Darunter versteht man eine häufige Erkrankung, durch die sich die Knochendichte und -masse verringert, wodurch sich die Stabilität der Knochen verringert und häufiger Brüche auftreten können. 
  • Häufigkeit: Betroffen sind vor allem Frauen ab 45 Jahren und Männer ab 55 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Ursachen: Ab etwa 30 Jahren beginnt der Körper, Knochenmasse nicht nur auf-, sondern auch abzubauen. Ein Mangel an Östrogen ist meistens die Ursache an übermäßigem Knochenabbau. Auch Nährstoffmangel, Medikamente oder bestimmte Vorerkrankungen können die Erkrankung verursachen.
  • Symptome: Spontane Knochenbrüche und darauf folgende Schmerzen sind ein wichtiges Symptom. Ohne Behandlung verkleinert sich die Wirbelsäule, so dass Betroffene kleiner werden. Es treten häufiger Schmerzen auf und die Beweglichkeit nimmt ab.
  • Diagnose: Die Erkrankung wird meistens erst spät erkannt. Eine körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung ergeben einen ersten Verdacht. Eine Knochendichte-Bestimmung und ein Röntgenbild weisen sie zuverlässig nach. 
  • Behandlung: Osteoporose kann nicht rückgängig gemacht werden. Der Abbau muss daher gestoppt werden. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz.
  • Vorbeugung: Da die Erkrankung nicht heilbar ist, kommt der Vorbeugung eine hohe Bedeutung zu. Eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, die Erkrankung zu vermeiden.

Artikelübersicht

Häufigkeit der Osteoporose

Insbesondere bei Frauen ab etwa 45 Jahren nimmt die Knochendichte zunehmend ab. Männern sind eher ab etwa 55 Jahren betroffen.

Insgesamt leiden Frauen deutlich häufiger an Osteoporose als Männer. Circa 15 % der Frauen zwischen 50 und 60 Jahren leiden nach den Wechseljahren an Osteoporose. Fast 50 % über 70 Jahren haben eine Altersosteoporose.

Für eine gesunde und stabile Körperstatik baut sich das menschliche Skelettsystem aus rund 206 Knochen auf. Den Aufbau und das Zusammenspiel der Knochen vom kleinen Zeh bis zum Schädel zeigt das Video:

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Ursachen und Risikofaktoren von Osteoporose

Ab etwa 30 Jahren beginnt bereits der normale (physiologische) Abbau von Knochenmasse. Gleichzeitig baut der Körper aber immer noch Knochen auf. Knochenaufbau und Knochenabbau werden durch verschiedene Faktoren im Körper gesteuert. Dazu gehören zum Beispiel Kortikosteroide, Östrogene und Jodothyronine.

Bei Frauen kommt dieses Gleichgewicht ab etwa 40 bis 45 Jahren aufgrund des zunehmenden Mangels an Östrogenen aus den Fugen. Der Knochensubstanzverlust nimmt nun über das normale Maß hinaus ab, es entwickelt sich eine Osteoporose. Etwa 90% aller Osteoporose-Erkrankungen sind auf diesen Östrogenmangel zurückzuführen (sog. primäre Osteoporose).

Neben dieser primären Osteoporose gibt es auch die sekundäre Osteoporose, die sich als Folge von anderen Erkrankungen entwickelt. Die Ursache könnte etwa Magersucht oder chronische Darmerkrankungen sein. Hier liegt häufig ein Nährstoffmangel, meist an Kalzium und Vitamin D, zugrunde.

Aber auch bestimmte Medikamente stellen Risikofaktoren dar, wie

  • Kortison,
  • Blutverdünner,
  • Schilddrüsenhormone und
  • Immunsuppressiva.

Auch Arzneimittel, die in der Therapie von

eingesetzt werden, erhöhen das Risiko, an Osteoporose zu erkranken.

Als Risikofaktoren lassen sich

  • ein höheres Lebensalter,
  • das weibliche Geschlecht,
  • manche Erkrankungen,
  • ein ungesunder Lebensstil (z.B.
    • Vitamin-D-arme Ernährung,
    • mangelhafte körperliche Bewegung,
    • Alkoholkonsum,
    • Rauchen,
    • Untergewicht) und
  • genetische Veranlagung

identifizieren.

Osteoporose
Bei Osteoporose verringert sich die Knochendichte, so dass deren Stabilität abnimmt © bilderzwerg / Fotolia

Symptome und Verlauf der Osteoporose

Osteoporose verursacht zunächst keine Beschwerden. Allerdings kommt es im weiteren Verlauf der Erkrankungen zu Knochenbrüchen, die ohne erkennbare Ursache auftreten. Diese Knochenbrüche werden deshalb auch Spontanbrüche genannt.

Treten diese Knochenbrüche im Bereich der Wirbel (Wirbelbruch) auf, kommt es zu Rückenschmerzen. Oft halten die Patienten diese Rückenschmerzen fälschlicherweise für einen Hexenschuss oder Ischiasschmerz.

Unbehandelt werden die Patienten durch den zunehmenden Knochenverlust und die Wirbelkörperbrüche kleiner. Sie entwickeln einen Rundrücken und die Lendenwirbelsäule verkrümmt sich nach vorne. Um den daraus sich entwickelnden Schmerzen auszuweichen, nehmen die Patienten eine Schonhaltung ein, die dann in der Regel wiederum zu schmerzenden Muskelverspannungen führt.

Die Lebensqualität nimmt mit fortgeschrittener Osteoporose durch die dauerhaften Schmerzen und die Bewegungseinschränkung ab.

Insbesondere im Alter kommt es vermehrt zu Stürzen mit einer erhöhten Gefahr von Knochenbrüchen und anderen Verletzungen, die eine weitere Behinderung für den Patienten bedeuten.

Diagnose der Osteoporose

Aufgrund der fehlenden Symptome zu Beginn wird eine anfängliche Osteoporose häufig nicht erkannt. Osteoporose im Anfangsstadium lässt sich nur durch eine Messung der Knochendichte nachweisen.

Die Knochendichte kann mithilfe der DXA-Methode zuverlässig bestimmt werden. Das ist ein spezielles Röntgenverfahren, bei dem niedrig dosierte Röntgenstrahlen eingesetzt werden. Je nach Menge der Röntgenstrahlen, die durch den Knochen hindurchgehen, wird der sog. T-Wert bestimmt. Er gilt als Maß für die Knochendichte. So bedeutet ein T-Wert von -1,00 Normalwert, ein Wert von -1,01 bis -2,49 steht für Osteopenie (verringerte Knochendichte, aber ohne erhöhte Bruchgefahr) und ein Wert von -2,5 und kleiner bedeutet Osteoporose.

Neben der DXA-Methode gibt es noch zwei weitere Verfahren zur Knochendichtebestimmung: QCT (quantitative Computertomographie) und QUS (quantitativer Ultraschall). QCT ist allerdings nicht so genau wie die DXA-Methode. Bei QUS sind die Patienten zwar keiner Strahlung ausgesetzt, allerdings ist die Methode noch nicht ganz ausgereift.

Neben der Bestimmung der Knochendichte gehören zur Diagnostik noch

  • die Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte),
  • die körperliche/klinische Untersuchung,
  • die Blutuntersuchung und
  • bei Verdacht auf Knochenbrüche auch bildgebende Verfahren (Röntgenuntersuchung).

Arztgespräch Osteoporose
Vor der Osteoporose-Behandlung steht die gründliche Diagnose © RFBSIP / Fotolia

Behandlung der Osteoporose

Bei der Behandlung kann zwischen basistherapeutischen Maßnahmen und spezifischen Medikamenten unterschieden werden.

Die basistherapeutischen Maßnahmen spielen eine sehr wichtige Rolle und bestehen aus

  • Schmerzlinderung,
  • ausreichender Bewegung bzw. konsequenter Anwendung einer Osteoporose-Gymnastik mit dem Ziel des Muskelaufbaus sowie
  • der Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung des Körpers mit Kalzium und Vitamin D.

Eine bereits vorhandene Osteoporose kann nicht rückgängig gemacht werden. Daher kommt der Vorbeugung und dem Stopp des Knochenabbaus besondere Bedeutung zu. Wichtig sind dabei kalziumreiche und ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Insbesondere Kalzium senkt das Risiko für Knochenbrüche. Auch Vitamin-D-Präparate werden empfohlen.

Bei fortgeschrittener Osteoporose werden Medikamente eingesetzt, die den übermäßigen Abbau des Knochens stoppen. Sie sollen außerdem die noch vorhandene Knochenmasse stärken.

Für die Hemmung des Knochenabbaus werden häufig Bisphosphonate eingesetzt, aber auch andere Medikamente sind zugelassen. Östrogene und Gestagene werden nur in Ausnahmefällen und vorübergehend verschrieben, z.B. bei starken Hitzewallungen und Schweißausbrüchen in den Wechseljahren.

Medikamentöse Therapie der Osteoporose

Die medikamentöse Therapie ist nicht nur von der Ausprägung der Osteoporose abhängig, sondern auch alters- und geschlechtsabhängig.

Es gibt einige sehr wirksame, gut verträgliche und sichere Arzneimittel zur Behandlung der Osteoporose. Meistens handelt es sich dabei um Tabletten, die wöchentlich oder monatlich eingenommen werden müssen. Andere Präparate werden als Spritze oder Infusion in unterschiedlich langen Zeitabständen verabreicht.

Derzeit gibt es folgende Wirkstoffklassen zur Therapie der manifesten Osteoporose:

  • Bisphosphonate – reichert sich im Knochen an und hemmt den Abbau der Knochenmasse.
  • Strontiumranelat – verringert das Risiko, einen Knochenbruch an der Wirbelsäule oder der Hüfte zu erleiden. Der Wirkstoff hemmt den Knochenabbau und steigert gleichzeitig den Knochenaufbau. Heutzutage wird Strontiumranelat wegen eines ungünstigen Nebenwirkungsprofils kaum noch eingesetzt.
  • Raloxifen – gehört zur Gruppe der selektiven Estrogenrezeptormodulatoren (SERM). Es verringert nicht nur den Knochenabbau, sondern auch den Verlust von Kalzium durch die Nieren, was zu einer Vermehrung von Kalzium im Körper führt. Raloxifen kann als Therapie und in der Vorbeugung von Knochenschwund in den Wechseljahren eingesetzt werden.
  • Teriparatid – ähnelt dem körpereigenen Parathormon (welches in der Nebenschilddrüse hergestellt wird) und wirkt anregend auf den Knochenaufbau. Es wird als Injektionslösung verabreicht, vor allem in der Therapie der Osteoporose in den Wechseljahren.
  • Denosumab – ist ein Antikörperpräparat, das sehr gezielt in den Knochenstoffwechsel eingreift. Es verhindert die Reifung der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten).

Vorbeugung der Osteoporose

Wichtig in der Vorbeugung einer Osteoporose sind

  • eine kalziumreiche und ausgewogene Ernährung,
  • regelmäßige Bewegung und
  • die Stärkung der Muskulatur,
  • der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen.

Auch Untergewicht ist schädlich. Medikamente, die Knochenschwund begünstigen können, sollten Sie nur gezielt und nicht ohne ärztliche Überwachung anwenden. Zu diesen Medikamenten gehören z. B. Kortison- oder Schilddrüsenhormonpräparate.

Osteoporose-Spezialist – Ausbildung und Qualifikation

Bei Verdacht auf Osteoporose können Sie einen Orthopäden aufsuchen. Das ist ein Arzt, der zusätzlich zu seinem Medizinstudium eine Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie absolviert hat. Diese Fortbildung dauert 6 Jahre.

Auch Osteologen sind Experten für Osteoporose. Ein Osteologe befasst sich mit allen möglichen Erkrankungen des Skeletts, dem Aufbau des Knochens und dem Knochenstoffwechsel. Die Zusatzqualifikation zum Osteologen gibt es erst seit dem Jahr 2004. Sie wird vom Dachverband Osteologie e.V. verliehen.

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