TAPP / Transabdominale präperitoneale Netzimplantation - Medizinische Experten

Die TAPP-Technik (Transabdominelle Präperitoneale Patch-Technik) stellt ein schonendes und sicheres Verfahren zur Beseitigung von Leistenhernien dar. Das minimal-invasive Verfahren ist sicher und wird heute sehr häufig angewendet. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte TAPP-Spezialisten und Zentren.

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TAPP / Transabdominale präperitoneale Netzimplantation - Weitere Informationen

Leistenbruch - Definition und Symptome

Ein Leistenbruch, auch Leistenhernie genannt, ist eine ausgebildete Lücke mit Bruchsack im Leistenbereich. Meistens sind Männer betroffen.

Normalerweise befindet sich im Leistenniveau der Leistenkanal, der den Samenstrang und die den Hoden versorgenden Gefäße beinhaltet. Wenn sich dieser Kanal ausweitet, kommt es hierdurch zu einer Ausstülpung von Bauchfell (Bruchsack) und der Leistenbruch ist ausgebildet.

Im Bruchsack findet man Bauchinhalt und im Extremfall auch Darmanteile. Es kann zu einer von außen sichtbaren und tastbaren Schwellung kommen. Diese führt vor allem bei Bewegung zu Schmerzen oder einem Druck-/Instabilitätsgefühl.

Wenn Teile des Darms in den Bruchsack geraten, kann dieser im schlimmsten Fall einklemmen und es kommt zu einer medizinischen Notfallsituation. Sie bedarf einer sofortigen Operation.

Meist bildet sich eine Leistenhernie im Erwachsenenalter aus (erworbene Leistenhernie). Beim Leistenkanal handelt es sich um eine natürliche Schwachstelle in der Bauchdeckenanatomie des menschlichen Körpers.

Leistenhernie
Darstellung einer Leistenhernie © designua | AdobeStock

Mögliche Ursachen für den Durchbruch in der Leistenregion im Laufe des Lebens sind die Abnahme der Bindegewebsfestigkeit und die Erhöhung des inneren Bauchdrucks (z.B. bei Übergewicht). Dann entsteht eine Bruchlücke, die nun die Ursache der Beschwerden ist.

Aber auch bei Kindern findet man Leistenbrüche. Diese sind mit einem während der Wachstumsphase offen gebliebenen Leistenkanal (Processus vaginalis testis) vergesellschaftet. In diesem Fall spricht man daher von angeborenen Leistenhernien.

Die Diagnose "Leistenbruch" wird über die Untersuchung des Arztes gestellt und bedarf meist keiner weiteren Hilfsmittel. Ausnahmsweise kann in unsicheren Fällen auch mal eine Ultraschalluntersuchung Aufschluss über die Situation bringen. Meistens reicht aber die klinische Erfahrung des Untersuchers aus.

Leistenbrüche sollten vor allem bei Beschwerden operativ versorgt werden, da eine spontane Rückbildung nie eintritt.

Die Behandlung des Leistenbruchs

Es gibt verschiedene operative Verfahren zur Versorgung eines Leistenbruchs, die individuell auf den jeweiligen Patienten angepasst werden sollten. Prinzipiell unterscheidet man zwischen

  • der klassischen "offene", konventionellen und
  • der "geschlossenen", minimal-invasiven Technik.

Die offene Leistenbruchversorgung

Bei der offenen Operationstechnik wird über einen Schnitt von außen der Bruchsack vom Samenstrang getrennt und nach innen zurückgedrängt.

Die Bruchpforte und die tragende Bauchdeckenschicht verschließt der Chirurg danach mit einer fortlaufenden Naht (z.B. als offene Reparation nach Shouldice).

Diese Technik wendet man vor allem bei diesen Patientengruppen an: 

  • junge Menschen mit kräftigem Bindegewebe
  • Frauen im gebärfähigen Alter
  • in Notfallsituationen mit z.B. eingeklemmtem Darm

Die minimal-invasive Operationstechnik

Die seit Mitte der 1990er Jahre weit verbreitete minimal-invasive Leistenbruchversorgung ist eine sehr elegante und weitestgehend atraumatische Verfahrenstechnik. Sie gehört mittlerweile genauso wie die klassische offene Methode nahezu in jeder Klinik zum Standardverfahren.

Die Operation in "Schlüsselloch-Chirurgie"-Technik basiert auf einer mininal-invasiven Einbringung eines Kunststoffnetzes zur Verstärkung der Bauchdecke. Es existieren hier generell zwei gleichwertige Verfahren, die TEP- und TAPP-Technik.

Die TEP-Technik

Bei der TEP-Technik (Totale-Transperitoneale-Plastik) wird zunächst ein kleiner Zugang am Bauchnabel zwischen Bauchfell und Bauchdeckenschicht gesetzt. Mittels CO2-Gas-Einbringung in den Bauchraum wird nun ein Arbeitsraum geschaffen. CO2 ist ein körpereigenes Gas und somit für den menschlichen Körper völlig ungefährlich.

Über eine Spezialkamera kann dann unter mehrfacher Vergrößerung die Leistenbruchsituation begutachtet werden. Zusätzlich werden zwei weitere, kleinere Arbeitszugänge gesetzt, über die der Bruch von innen vom Samenstranggebilde gelöst wird.

Auf die so gut präparierte und befreite Bruchpforte wird als nächster Arbeitschritt das antiallergische, biokompatible Kunststoffnetz einmoduliert. Es dient so als Verstärkung der in diesem Bereich geschwächten und labilen Bauchdecke.

Alle Arbeitsschritte vollzieht man am Monitor mit mehrfacher Vergrößerung in HD-Qualität.

Minimal-invasive OP im Bauchbereich
Minimal-invasiver Eingriff im Bereich des Bauches © Iryna | AdobeStock

Die TAPP-Technik

Die TAPP-Technik (Transabdominelle Präperitoneale Patch-Technik) basiert auf einem etwas anderen Prinzip.

Man wählt auch hier einen kleinen Zugang über dem Bauchnabel, lässt aber diesmal in die gesamte Bauchhöhle das notwendige CO2-Gas. Das Arbeitfeld vergrößert sich für den Operateur somit deutlich, so dass nach Kamerazugang die Operation am Monitor (siehe oben) begonnen werden kann.

Es werden auch hier wieder zwei weitere hülsenförmige Arbeitszugänge (über jeweils punktförmige, 0,5 – 1cm lange Hautschnitte) geschaffen. Im ersten Schritt kann man dann die gesamte Bauchhöhle beurteilen und einen ersten Eindruck von der Größe des zu operierenden Leistenbruches und der anderen Seite bekommen.

Die Präparation beginnt mit dem halbkreisförmigen Einschneiden des Bauchfells kurz oberhalb der Bruchpforte. Hierzu benutzt man stabförmige Instrumente (Schere, Pinzette) als Arbeitswerkzeuge. Nach dem Bergen des Bruchsackes aus dem Leistenkanal wird die gesamte Leistenregion gut präpariert. Nun kann ein meistens 10x15cm großes Kunststoffnetz (Polypropylen) faltenfrei einmoduliert werden.

Das Bauchfell wird zum Abschluss mit einer resorbierbaren Naht fortlaufend verschlossen und die Operation damit abgeschlossen.

 

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Vorteile der TAPP-Technik als Leistenbruchversorgung

Durch die atraumatische, schonende Operationstechnik sind Schmerzen kaum zu erwarten. Des Weiteren ist durch die spannungsfreie Netzplastik eine schnelle Belastung nach der Wundheilung möglich. TAPP ist ein kosmetisch einwandfreies Verfahren, da nahezu keine sichtbaren Narben übrig bleiben.

Aufgrund der Beurteilungsmöglichkeit beider Leistenregionen können, wenn notwendig, beide Seiten in einer Operation versorgt werden. Die Bauchregion und die Bauchorgane werden komplett inspiziert und etwaige andere Probleme dadurch beurteilt. Die Wiederkehrrate (Rezidivrate) erscheint im Vergleich zur offenen Operationstechnik ohne Netzstabilisierung gesenkt.

Hat bei der TAPP-Technik eine Nachbehandlung zu erfolgen?

Nach der Operation ist der Patient sofort wieder mobil und gehfähig. Kurzfristige Schmerzen halten sich in den meisten Fällen durchaus in Grenzen und können gut mit milden Schmerzmitteln behandelt werden.

Die Entlassung ist am Folgetag möglich und eine Vollbelastung nach ein bis zwei Wochen wieder erlaubt (spannungsfreies Verfahren). Daher ist die Methode ideal für Sportler, hochaktive Menschen und Patienten mit körperlich belastender Arbeit.

Fazit zur TAPP-Technik

Die TAPP-Technik ist ein schonendes und sicheres Verfahren zur Beseitigung von Leistenbrüchen. Sie hat in den letzten Jahren einen sehr hohen Stellenwert in der Bruchchirurgie eingenommen.

Bei richtiger Indikationsstellung, individueller Therapieplanung und erfahrenem Operateur ist sie ein sicheres und gutes Verfahren mit sehr geringen Nebenwirkungen für den Patienten.

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