Schilddrüsenerkrankungen: Infos & Schilddrüsen-Spezialisten

22.06.2022
Prof. Dr. med. Waldemar Uhl
Medizinischer Fachautor

Zu den Schilddrüsenerkrankungen zählen die Schilddrüsenunterfunktion, die Schilddrüsenüberfunktion oder die normale Schilddrüsenfunktion. Operationen zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den 4. häufigsten Eingriffen in Deutschland. Jährlich werden ca. 100.000 dieser OPs durchgeführt. Aber nicht alle Schilddrüsenerkrankungen bedürfen einer operativen Therapie. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie ausreichend.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Schilddrüsenerkrankungen.

ICD-Codes für diese Krankheit: E07

Empfohlene Spezialisten für Schilddrüsenerkrankungen

Kurzübersicht:

  • Anatomie: Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kiefers und produziert Hormone, die im Körper lebenswichtige Funktionen übernehmen.
  • Erkrankungsarten: Man unterscheidet eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Schilddrüsenüberfunktion und Knotenstrumen bei normaler Schilddrüsenfunktion.
  • Symptome: Die Beschwerden hängen von der Art der Erkrankung ab. Bei einer Überfunktion: Nervosität, Unruhe, Hitzeempfindlichkeit und weitere. Unterfunktion: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme. Eine stark vergrößerte Schilddrüse führt zu Schluckstörungen, Luftnot und Heiserkeit.
  • Behandlung: Medikamente und ggf. eine Radiojodtherapie reichen oftmals zur Behandlung aus. In einigen Fällen ist jedoch eine OP notwendig.
  • OP-Vorbereitung: Ein HNO-Arzt kontrolliert die Stimmbandnerven. Der Patient darf mindestens 10 Tage vor der OP keine gerinnungshemmende Medikamente mehr einnehmen, Diabetes-Medikamente sind 48 Stunden vor der OP tabu.
  • OP-Nachsorge: Üblicherweise bleibt der Patient 3-4 Tage nach der OP im Krankenhaus. Unter Umständen ist die lebenslange Einnahme von Jodtabletten bzw. Jod-/Hormonkombinationpräparaten notwendig.

Artikelübersicht

Welche Bedeutung hat die Schilddrüse?

Die Schilddrüse gehört zu den sogenannten endokrinen, also hormonproduzierenden Organen. Sie produziert Schilddrüsenhormone, speichert sie und schüttet sie in den Körper aus. Ihre Aktivität wird durch das Zwischenhirn (Hypothalamus) und die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert.

Es gibt zwei Schilddrüsenhormone, das Trijodthyronin (T3) und das Tetrajodthyronin (T4). Hiervon ist das T3 das stoffwechselaktive Hormon. Dies wirkt auf die Grundaktivität jeder Zelle. Aus diesem Grunde sind Schilddrüsenhormone überlebenswichtig. Fehlen sie über längere Zeit, führt das zum Tod.

Welche Schilddrüsenerkrankungen gibt es?

Schilddrüsenerkrankungen kann man nach der vorliegenden Stoffwechsellage einteilen. Man unterscheidet:

Von diesen gutartigen Schilddrüsenerkrankungen sind die sehr seltenen bösartigen Schilddrüsentumore abzugrenzen.

Lage der Schilddrüse
Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Organe. Sie kann von verschiedenen Störungen betroffen sein © eddows | AdobeStock

Was sind die Symptome bei Schilddrüsenerkrankungen?

Die Symptome bei Schilddrüsenerkrankungen hängen im Wesentlichen von der Stoffwechsellage der Schilddrüse ab.

Bei einer Überfunktion kommt es zu einer Überaktivität aller Körperzellen. Dies äußert sich klinisch als

  • Nervosität,
  • Unruhe,
  • Hitzeempfindlichkeit,
  • Gewichtsabnahme,
  • Durchfall,
  • Haarausfall oder
  • Herzrasen.

Im Gegensatz dazu bewirkt eine Unterfunktion

  • Müdigkeit,
  • Antriebslosigkeit,
  • Gewichtszunahme und
  • Obstipation (Verstopfung).

Weiterhin kann es bei Schilddrüsenerkrankungen durch eine stark vergrößerte Schilddrüse zu lokalen Symptomen wie

  • Schluckstörungen,
  • einem Kloßgefühl,
  • Luftnot und
  • Heiserkeit

kommen.

Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen

Nicht jede Schilddrüsenerkrankung bedarf einer operativen Therapie. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie ausreichend. In ausgewählten Fällen stehen alternative Behandlungsmethoden (Radio-Jod-Therapie) zur Verfügung.

Eine Schilddrüsen-Operation ist in den folgenden Fällen indiziert:

  • Szintigraphisch kalte Knoten,
  • medikamentös nicht behandelbare hyperthyreote Schilddrüsen,
  • erheblich vergrößerte Schilddrüsen mit Luftnot oder Schluckstörungen,
  • Autoimmunerkrankungen mit Augenveränderungen und
  • Schilddrüsen-Karzinome.

Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung

Viele Kliniken bieten den Patienten ambulante Beratungen an. Das heißt, sie werden von einem Facharzt untersucht und beraten.

Zur Untersuchung der Schilddrüse gehört auch eine Ultraschallkontrolle. Bei Vorliegen aller Befunde wird der Patient über die möglichen Therapieoptionen informiert. Dazu gehören

  • medikamentöse Therapie,
  • Radio-Jod-Therapie,
  • Operation.

Bei notwendiger Operation steht in Abhängigkeit vom persönlichen Risikoprofil des Patienten eine stationäre oder vorstationäre Behandlung zur Auswahl.

Vorbereitung auf eine OP bei Schilddrüsenerkrankungen

Vor der Behandlung sollte eine HNO-ärztliche Untersuchung zur Kontrolle der Stimmbandnerven durchgeführt werden.

Mindestens 10 Tage vor der Operation darf der Patient keine gerinnungshemmenden Medikamente wie

  • Aspirin,
  • ASS 100 oder
  • Plavix

mehr einnehmen.

48 Stunden vor dem Eingriff sollte er Diabetesmedikamente aus der Gruppe der Biguanide (z.B. Glucophage, Metformin, Mescorit) absetzen.

Bei vorstationärer Behandlung sollte der Patient am Operationstag nüchtern in die Klinik kommen.

Ablauf der Schilddrüsen-Operation

Eine Schildldrüsenoperation erfolgt immer in Vollnarkose.

Über einen ca. 3 bis 5 cm großen Schnitt am Hals wird das krankhaft veränderte Gewebe entfernt. Ziel sind kleine und kosmetisch schöne Narben.

Finden sich Veränderungen nur auf einer Seite, wird nur der betroffene Lappen entfernt (Hermithyreoidektomie). Bei

  • ausgedehnten knotigen Veränderungen,
  • erheblicher Vergrößerung oder
  • Autoimmunerkrankungen

wird das gesamte Organ entfernt (Thyreoidektomie). Bei bösartigen Schilddrüsentumoren ist in Abhängigkeit des Typs auch eine zusätzliche Entnahme der umgebenden Lymphknoten notwendig.

Nahe der Schilddrüse befinden sich auch die Stimmbandnerven. Um die Stimme des Patienten nicht zu beeinträchtigen, müssen diese bei allen Schilddrüsen-Operationen speziell beachtet werden. Die Chirurgen überwachen ihre Funktion durch ein sogenanntes „Neuro-Monitoring“ während der Operation.

Dadurch lässt sich die Operation an der Schilddrüse sicherer ohne Schädigung der wichtigen Stimmbandnerven durchführen.

Wie verhält man sich nach der Operation bei Schilddrüsenerkrankungen?

Nach der Operation erfolgt am 2. bis 3. postoperativen Tag eine HNO-ärztliche Kontrolle der Stimmbandnerven.

Der stationäre Aufenthalt beträgt meist 3 bis 4 Tage. Je nach Ergebnis der feingeweblichen Untersuchungen und der durchgeführten Operation ist eine lebenslange Gabe von Schilddrüsenhormonen notwendig.

Wurde bei der Operation Schilddrüsengewebe belassen, empfiehlt sich zur Rezidivprophylaxe (erneute Knotenbildung) die Einnahme von Jodtabletten bzw. eines Jod-/Hormonkombinationspräparates.

Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print