Antirefluxplastik: Informationen & Antirefluxplastik-Spezialisten

Bei der Antirefluxplastik handelt es sich um eine Operation, die der Behandlung der Refluxkrankheit dient. Die Antirefluxplastik erfolgt über eine Bauchspiegelung und wird in drei Operationsschritte unterteilt: die Hiatoplastik, die Gastropexie und die Fundoplikatio. In der Regel erfordert eine Antirefluxplastik einen einwöchigen Krankenhausaufenthalt. Im Anschluss folgt eine Schonungsphase von 6 bis 8 Wochen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Antirefluxplastik-Spezialisten und Zentren.

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Antirefluxplastik - Weitere Informationen

Definition: Antirefluxplastik

Die Antirefluxplastik ist eine chirurgische Behandlungsmöglichkeit der Refluxerkrankung. Diese ist auch als „Gastroösophageale Refluxerkrankung“ umgangssprachlich als Sodbrennen bekannt. Das folgende Video zeigt, wie Sodbrennen bei einer Refluxerkrankung entsteht: 

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Ursachen für Sodbrennen

Sodbrennen entsteht durch ein Hochsteigen von saurer Magenflüssigkeit in die Speiseröhre, im Extremfall bis in den Rachen.

Die häufigste Ursache für Sodbrennen ist ein nicht mehr gut funktionierender Schließmuskel am Mageneingang. Der Magen schließt dadurch nicht mehr richtig zur Speiseröhre ab und Mageninhalt kann aufsteigen. Dieses Krankheitsbild ist die Refluxerkrankung.

Refluxkrankheit
Vergleich eines normal abgeschlossenen Magens und eines Magens mit erkranktem Magenschließmuskel © bilderzwerg / Fotolia

Auch ein Zwerchfellbruch kommt als Ursache für Sodbrennen in Frage. Das Zwerchfell ist ein Muskel, der in der Form eines aufgespannten Schirmss den Brustkorb vom Bauchraum abgrenzt.

Die Speiseröhre führt durch eine Lücke im Zwerchfell vom Rachen in den Bauchraum, wo sie in den Magen übergeht. Diese Lücke (sog. Hiatus oesophagei oder Zwerchfelllücke) ist eine natürliche Schwachstelle für einen Bruch.

Ein Bruch entsteht durch das langsame Auseinanderweichen der Ränder dieser Zwerchfelllücke. Durch diese vergrößerte Lücke kann der Magen unter Umständen nach oben in den Brustraum gelangen.

Antirefluxplastik1

Abb. 1: In der normalen Situation liegt der Magen (rosa) unterhalb des Zwerchfells (grün), das den Magenraum vom Brustraum (Thorax, grau) trennt.

Antirefluxplastik2

Abb. 2: Bei einem Zwerchfellbruch ist die Durchtrittsöffnung im Zwerchfell für die Speiseröhre erweitert, so dass diese nach kopfwärts in den Brustraum unter Mitnahme von Magenanteilen (rosa) rutschen kann.

Durch diese Lageveränderung funktioniert der Magenschließmuske nicht mehr richtig. In der Folge kann Magensäure ohne Barriere in die Speiseröhre fließen und hier Sodbrennen verursachen.

Der aggressive Magensaft kann zu schweren Verätzungen der Speiseröhre führen (Ösophagitis). Das verändert den feingeweblichen Bau der Speiseröhre (Metaplasie), wodurch sich Krebs entwickeln kann.

Die Hauptursache für die Entstehung eines Zwerchfellbruchs ist eine angeborene Bindegewebsschwäche. Zusätzlich begünstigen Übergewicht sowie eine starke und andauernde Druckerhöhung im Bauchraum z.B. bei

  • häufigem Pressen,
  • chronischem Husten,
  • schwerer körperlicher Arbeit oder
  • Schwangerschaften

die Ausbildung dieses Bruches.

Auch die Essgewohnheiten können zur Entstehung eines Zwerchfellbruches beitragen. Zu schnelles und hektisches Essen und häufiges Verschlucken von ungenügend gekauten Nahrungsbrocken erhöhen das Erkrankungsrisiko.

Diagnose der Refluxkrankheit

Die Diagnostik der Refluxkrankheit basiert neben der körperlichen Untersuchung auf der Magenspiegelung (Gastroskopie). Ergänzend können

  • eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel,
  • eine Säuremessung (pH-Metrie) und
  • die Druckbestimmung in der Speiseröhre (Manometrie)

zum Einsatz kommen. Bei schon ausgeprägten Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut durch den Reflux (Ösophagitis) sind Gewebeproben erforderlich. Damit lassen sich im Labor um bösartige Veränderungen ausschließen oder feststellen.

Behandlung der Refluxkrankheit mit einer Antirefluxplastik

Sodbrennen wird zunächst durch Medikamente behandelt. Hierdurch wird jedoch nur das Symptom der Refluxkrankheit gelindert und nicht die Ursache behoben.

Eine Antirefluxplastik (auch Fundoplikatio oder Hemifundoplikatio genannt) kommt infrage, wenn

  • Medikamente nicht mehr ausreichend wirken (sog. „Gewöhnungseffekt“),
  • Nebenwirkungen der Medikamente auftreten oder
  • der Patient keine langjährige medikamentöse Behandlung wünscht.

Die Antirefluxplastik beendet eine mitunter bestehende, jahrelange Medikamenteneinnahme. Sie kann zudem die Entwicklung von Speiseröhrenkrebs (Karzinomprophylaxe) zum Teil verhindern.

Vorgehen bei der Antirefluxplastik

Die Antirefluxplastik wird über eine Bauchspiegelung durchgeführt (sog. Laparoskopie). Dabei bringen die Mediziner über 5 bis 6 kleine Schnitte von 0,5 bis 1 cm Länge eine Kamera und kleine Instrumente in den Bauch ein. Der Eingriff findet also innerhalb des Körpers statt. Der Chirurg orientiert sich mithilfe der Kamera direkt im Operationsgebiet.

Bei der Antirefluxplastik wird in 3 Operationsschritten diese mechanische Veränderung des Körpers korrigiert:

  • Hiatoplastik
  • Gastropexie
  • Fundoplikatio

Erster Operationsschritt der Antirefluxplastik: Hiatoplastik

Mittels Hiatoplastik wird die zu groß gewordene Lücke im Zwerchfell so weit verkleinert, dass nur noch die Speiseröhre hindurch passt.

Die Ränder der Zwerchfelllücke werden durch spezielle Nähte wieder zusammengefügt. Auf diese Nähte wird je nach Befund teilweise ein Kunststoffnetz aufgeheftet. Dieses Kunststoffnetz verbleibt dauerhaft im Körper und bewirkt eine stärkere Narbenbildung am Zwerchfell. Das verringert das Risiko eines erneuten Bruchss deutlich.

Im Laufe der Zeit wird das Netz vom Narbengewebe vollständig eingeschlossen. Es liegt dann „innerhalb des Körpers außerhalb des Körpers“ (Extrakorporalisiertes Netz).

Antirefluxplastik3

Abb. 3: Blick von innen im Rahmen einer Bauchspiegelung auf die erweiterten Zwerchfellschenkel (V-förmig). Die Speiseröhre ist oben rechts im Bild und man sieht ihre klaffende Durchtrittsstelle zwischen den Zwerchfellschenkeln.

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Abb. 4: Bei der sog. hinteren Pfeilerplastik werden die Zwerchfellschenkel mittels Einzelknopfnähten zur Einengung der Durchtrittsstelle zusammengeführt. Die Speiseröhre ist mit einem Plastikzügel nach oben rechts gehalten.

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Abb. 5: Zur Vermeidung eines erneuten Zwerchfellbruches wird die Nahtstelle (siehe Abb. 6) mit einem Netz zusätzlich gesichert. Die Speiseröhre wird nach oben rechts mit einem Zügel aus dem Bild gehalten.

Zweiter Operationsschritt der Antirefluxplastik: Gastropexie

Während der Gastropexie zieht der Chirurg den Magenanteil aus dem Brustraum zurück in den Bauchraum. Dort heftet er ihn mit Klammer oder Nähten rechts und links am Zwerchfell fest.

Damit wird verhindert, dass der Magen erneut nach oben verrutscht. Außerdem entlastet das die Nähte der anschließend angebrachten Fundusmanschette.

Dritter Operationsschritt der Antirefluxplastik: Fundoplikatio

Die Fundoplikatio ist das Bilden einer Manschette aus der Magenkuppel, um den Schließmuskel von außen zu verstärken.

Die sog. Magenkuppel, eine Vorwölbung im oberen Magendrittel zunächst von ihren Verwachsungen zur Milz befreit. Danach zieht sie der Operateur unterhalb der Speiseröhre hindurch und befestigt sie dann rechts und links an der Speiseröhre. Dadurch liegt die Speiseröhre wie in einem „Magenbett“.

Der Magen umfasst jetzt in Höhe des Schließmuskels die Speiseröhre und verstärkt diesen dadurch (Versorgung nach Toupet).

Bei einer anderen Art der Versorgung wird die Speiseröhre 360° von der Magenmanschette umschlossen (Versorgung nach Nissen).

Antirefluxplastik6

Abb. 6: Umwicklung der Speiseröhre mit der Magenkuppel (Versorgung nach Toupet). Beide Magenfalten (helles Gewebe)
nähern sich vor der Speiseröhre wieder an, ohne sich zu treffen.

Antirefluxplastik7

Abb. 7: Bei der Versorgung nach Nissen wird die Magenfalte vollständig um die Speiseröhre und den oberen Anteil
des Mageneingangs gewickelt. Damit ist die Region nach vorne hin vollständig von Magengewebe umgeben
. Links oben im Bild ist die Leber zu sehen.

Der Arzt entscheidet anhand der vorliegenden Befunde, welche Art der Versorgung die besten Resultate verspricht.

Komplikationen und Risiken der Antirefluxplastik

In auf Antirefluxplastik spezialisierten Zentren treten Komplikationen seltener auf.

Wie bei jeder Operation besteht jedoch das Risiko, benachbarte Organe zu verletzen. Hierzu zählen

Sollte die Milz verletzt werden und bluten ist es in sehr seltenen Fällen notwendig, diese zu entfernen. Das hätte zur Folge, dass eine Impfung gegen Krankheiten notwendig wird, gegen die sonst die Milz schützen würde.

Wenn ein großer Teil des Magens in den Brustkorb verschoben ist, kann es bei dessen Rückverlagerung zur Verletzung des Lungenfells kommen. Diese heilt in den meisten Fällen nach entsprechender Vernähung der Verletzung problemlos ab.

In seltenen Fällen wird bei der Refluxplastik-Operation zusätzlich zur Naht eine zusätzliche Drainage unter die Lunge gelegt.

Folgen der Antirefluxplastik

Für einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen kann es zu vorübergehenden Schluckstörungen kommen. Das liegt an der Veränderung der Organlagen und an einer Schwellung im Operationsgebiet. Patienten sollten daher langsamer essen und natürlich auch gut kauen. Die Schluckstörungen verschwinden in der Regel ohne eine spezielle Behandlung.

Ein Teil der Patienten klagt über einen Zeitraum von 6 bis 8 Monaten über Völlegefühl im Oberbauch. Das ist ebenfalls eine Sache der Gewöhnung. Vor der Antirefluxplastik schlucken Patienten oft unbewusst immer wieder Luft, um das Sodbrennen „wegzuschlucken“. Dieses nicht bewusste Schlucken hört nicht direkt nach der Operation auf, der Körper gewöhnt sich nur langsam um.

Die jetzt geschluckte Luft kann auf Grund des jetzt wieder „funktionierenden“ Magenschließmuskels nicht mehr so gut nach oben abweichen. Sie muss sich den Weg durch den Darm suchen, was ein Völlegefühl zur Folge hat.

Ein Teil der Patienten kann nach einer Antirefluxplastik nicht mehr oder nur noch unter Schwierigkeiten erbrechen. Dies ist letztendlich ein Zeichen dafür, dass die Operation erfolgreich war, denn ein Rückfluss von Mageninhalt soll ja durch die Antirefluxplastik verhindert werden.

Nachbehandlung nach der Antirefluxplastik

Für die Antirefluxplastik ist mit einem Krankenhausaufenthalt von ca. einer Woche zu rechnen. Noch am Tag der Operation kann der Patient wieder trinken. Viele Patienten trinken dann bereits wieder Kaffee oder Orangensaft, auf den sie aufgrund des Sodbrennens lange verzichten mussten.

Am ersten Tag nach der Operation erhält der Patient flüssige Kost, am nächsten Tag folgt Brei. Danach wird normale Vollkost gereicht.

Nach dem Eingriff sollte eine körperliche Schonung von 6 bis 8 Wochen eingehalten werden. Das gibt dem Körper die Möglichkeit, eine kräftige Narbe im Operationsgebiet zu bilden. Dies reduziert das Risiko eines erneuten Zwerchfellbruches („Rezidiv-Bruch“).

Der Patient sollte darüber hinaus seine Essgewohnheiten ändern, um einem erneuten Zwerchfellbruch vorzubeugen. Dazu gehören

  • langsames Essen und viel Zeit
  • genügend kauen und
  • nicht gleichzeitig essen und trinken (d.h., nicht das Essen mit einem Getränk „runterspülen“).

Eine weitere spezielle Nachbehandlung ist bei dieser Operation nicht notwendig.

Nach der notwendigen Schonungsphase von 6 bis 8 Wochen kann der Patient sein normales Leben wieder aufnehmen.

Fazit zur Antirefluxplastik

Die Antirefluxplastik ist in entsprechend spezialisierten operativen Zentren ein risikoarmes Verfahren zur Behandlung von Sodbrennen und Zwerchfellbrüchen.

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