Analekzem: Arzt finden und Informationen

20.10.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Wenn der Analbereich stark juckt oder brennt, kann ein Analekzem (oder auch perianales Ekzem) vorliegen. Das ist eine entzündliche Hautreaktion. Die Ursache dafür ist fast immer harmlos. Auch wenn die Analregion für viele Menschen ein Tabu ist, sollten Sie ggf. einen Arzt aufsuchen. Er kann nicht nur Abhilfe schaffen, sondern auch eine schwerere Erkrankung, etwa Krebs, ausschließen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Ärzte für die Behandlung eines Analekzems.

Empfohlene Ärzte für Analekzem

Artikelübersicht

Was ist ein Analekzem?

Ein Analekzem ist eine entzündliche und teilweise sehr schmerzhafte Reaktion der Haut um den After herum. Es ist keine Erkrankung an sich, sondern eher eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen, aber oft auch einer falschen bzw. unzureichenden Analhygiene. Starker Juckreiz ist das häufigste Symptom.

Für die Behandlung ist es wichtig, die Ursache für das Analekzem zu finden. Nur dann kann man es wirksam behandeln.

Viele Betroffene vermuten zunächst fälschlicherweise ein Hämorrhoidalleiden, das durch die gleichen Symptome gekennzeichnet sein kann.

Analekzem
Ein Analekzem ist eine entzündliche Hautreaktion am After © Henrie | AdobeStock

Symptome für ein Analekzem

Was sind die äußeren Anzeichen eines Analekzems?

Das sicher wichtigste und häufigste äußerlich sichtbare Zeichen eines Analekzems ist eine großflächige Rötung, die in aller Regel unscharf begrenzt ist. Zudem zeigen sich häufig Flecken im Bereich der Analregion, die von dunkel-bis hellrot und sogar weißlich erscheinen können. Des Weiteren sind nässende und offene Stellen typisch. Auch Bläschen kommen häufig vor.

Die Hautverfärbungen und offenen Stellen sind in aller Regel sehr schmerzhaft. Dies liegt auch daran, dass die Analregion sehr ausgeprägt mit Nervenendigungen versorgt und daher äußerst schmerzempfindlich ist.

Diese oben genannten klinischen Zeichen müssen nicht bei jedem Patienten auftreten. Sie können sich auch einzeln oder in Kombination zeigen.

Viele Betroffene haben den Wunsch, sich selbst ein Bild vom Zustand ihrer Analregion zu machen, bevor sie sich in medizinische Behandlung begeben. Das geht etwa mit einem Spiegel oder einer Handykamera. Dies ersetzt allerdings nicht die ärztliche Untersuchung, die unbedingt zu empfehlen ist.

Welche typische Beschwerden treten bei einem Analekzem auf?

Die typischen Beschwerden eines Analekzems sind

  • ein starker Juckreiz sowie
  • ein unangenehmes Brennen am Gesäß und dem After,

welche insbesondere am Beginn der Erkrankung auftreten und häufiger an Intensität zunehmen.

Viele Patienten verschlimmern die Symptomatik durch Kratzen und Reiben, welches aufgrund des starken Juckreizes oft durchgeführt wird. Dadurch wird die Situation oft schlechter. Für viele Betroffene ist es jedoch sehr schwer, dem Kratzbedürfnis nicht nachzugeben. Hier können betäubende und den Juckreiz lindernde Salben Abhilfe schaffen.

Ursachen für ein Analekzem

Die Ursachen für ein Analekzem sind unterschiedlich. Allein durch die anatomischen Besonderheiten der Analregion, in der es sich um ein sogenanntes feuchtes Milieu handelt, ist die Haut sehr starken Reizen ausgesetzt. Dies wird erschwert dadurch, dass die Analregion fast ausnahmslos mit Textilien bedeckt ist und hierdurch eine besondere Belastung entsteht. 

Durch eine zu intensive oder vernachlässigte Analhygiene können zusätzliche Schädigungen der oberflächlichen Hautbarriere entstehen und ein Analekzem verursachen.

Vereinfacht werden drei Hauptformen des Analekzems unterschieden: 

  1. das irritativ-toxische Analekzem
  2. das atopische Analekzem
  3. das kontaktallergische Analekzem

Worum handelt es sich bei einem irritativ-toxischen Analekzem?

Das irritativ-toxische Analekzem wird verursacht durch

  • die äußere Umgebung,
  • die verstärkte Feuchtigkeit und
  • Flüssigkeitsansammlung sowie
  • physikalische Einwirkungen (am häufigsten Druckbelastung).

Insbesondere die Folgen einer mangelnden oder übertriebenen Analhygiene sind im Vordergrund stehend. Aber auch das Reiben und Kratzen in Verbindung mit einer verstärkten Schweißproduktion sowie chronischer Durchfall bei chronischen Darmerkrankungen mit verstärkter Flüssigkeitssekretion sind zu nennen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Hautfalten in der Perianalregion nur schwierig zu reinigen sind. Nach jedem Toilettengang sind alle hygienischen Maßnahmen oder das Aufbringen von Salben zu wiederholen. Bei Durchfall ist das nicht praktikabel und erschwert die Behandlung.

Eine mechanische Reizung der Analregion wird insbesondere bei Radfahrern (Radrennfahrer sind besonders betroffen) beobachtet. Dies erklärt sich durch die verstärkte Druckbelastung durch den Fahrradsattel sowie die Schweißproduktion beim Ausüben sportlicher Tätigkeiten. Aber auch eine ausgeprägte sitzende Belastung, welche z.B. bei LKW-Fahrern zu beobachten ist, führt häufig zu Analekzemen. Weniger belastete Berufsgruppen, z.B. Verkäufer, Ärzte oder Lehrer, sind deutlich seltener betroffen.

Was ist die Besonderheit eines atopischen Analekzems? 

Das atopische Analekzem ist dadurch charakterisiert, dass es sich um eine angeborene Neigung zu Hautausschlägen handelt. Die Haut weist eine verstärkte Immunantwort auf sämtliche mit ihr in Kontakt kommenden Materialien auf.

Es handelt sich folglich um eine immunologische Grunderkrankung, am bekanntesten hierfür ist die Neurodermitis, die insbesondere im Bereich der Hände und Arme auftritt.

Hier werden die Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut äußerlich leicht für jedermann sichtbar, da die Hände und Arme in aller Regel unbedeckt sind. Die Neurodermitis im Bereich der Analregion ist weniger bekannt, weil diese Körperregion nur in Ausnahmesituationen für andere sichtbar ist.

Was ist das kontaktallergische Analekzem?

Beim kontaktallergischen Analekzem stehen allergische Reaktionen auf sämtliche mit der Hautoberfläche in Kontakt kommende Materialien (am häufigsten handelt es sich um Textilien oder Windeln) im Vordergrund.

Weitere Auslöser, auch als Kontaktallergene bezeichnet, können bestimmte Inhaltsstoffe, vor allem Duftstoffe von Seife und Reinigungsmitteln, sein. Aber auch eine Kontaktallergie auf Waschmittel beim Tragen von engen Slips sowie auf Slipeinlagen oder Toilettenpapier sind keine Seltenheit. 

Insbesondere die Anwendung von feuchtem Toilettenpapier kann eine Kontaktallergie auslösen. Auch die Anwendung bestimmter Salben, z. B. gegen Hämorrhoiden, stellt nicht selten die Ursache einer allergischen Hautreaktion dar.

Schließlich können auch chemische Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten ursächlich für ein allergisches Analekzem sein. Nicht zu vergessen werden sollten Inhaltsstoffe bestimmter Nahrungsmittel (scharfe Gewürze, Zitrusfrüchte etc.), die beim Stuhlgang Kontakt mit der Analregion bekommen und zu einer Allergie oder Überempfindlichkeitsreaktionen der umgebenden Haut führen können.

Sind Analekzeme gefährlich und/oder ansteckend?

Viele juckende und nässende Hauterkrankungen sind ansteckend. Die meisten Analekzeme können (ähnlich wie die Neurodermitis oder Schuppenflechte) aber nicht auf andere Menschen übertragen werden.

Die Mehrzahl der Analekzeme entsteht durch äußere Einwirkungen oder eine entsprechende Veranlagung. Lediglich in den sehr seltenen Fällen, bei denen eine Infektion durch Viren, Bakterien oder Pilze hervorgerufen wird, ist eine Ansteckungsgefahr prinzipiell möglich.

Sind Analekzeme eine gefährliche Erkrankung?

Gefährlich sind Analekzeme nur in den seltensten Fällen. Dennoch besteht wie bei allen Hautveränderungen ein Risiko, dass eine bösartige Krebserkrankung die Grundursache sein kann. Daher empfehle sich unbedingt, eine medizinische Untersuchung durchführen zu lassen.

Gegebenenfalls kann in diesem Zusammenhang auch eine Untersuchung der Enddarmregion oder eine Spiegelung des Magen-Darmtraktes veranlasst werden. Letztere wird als Vorsorgemaßnahme ab dem 50. Lebensjahr empfohlen, weshalb die Behandlung aufgrund eines Analekzems daher der Anlass sein kann, eine sogenannte Koloskopie (Dickdarmspiegelung) zu planen.

Behandlung des Analekzems

Bei schwach ausgeprägten Symptomen kann man das Analekzem zunächst mit Hausmitteln behandeln. Die wichtigsten Tipps hierzu:

  • Reize stoppen: Nicht kratzen, nur mit Wasser reinigen, Kontakt mit möglichen Allergenen vermeiden
  • Grunderkrankung bekämpfen, falls dies möglich ist
  • Salben zur Pflege und Heilung einsetzen (z.B. mit Zink)
  • Sitzbäder zur richtigen Analhygiene

Bringen solche Maßnahmen innerhalb weniger Tage keine Linderung oder Heilung, sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Hier kann dann entscheiden werden, ob gegebenenfalls der Einsatz einer cortisonhaltigen Salbe notwendig ist. Diese hilft bei Analekzem in aller Regel sehr gut und schnell.

Die erste Anlaufstelle beim Analekzem sind Allgemeinmediziner (Hausärzte). Diese entscheiden dann, ob die allgemeinmedizinische Behandlung ausreichend oder die Überweisung an einen Spezialisten (Proktologen) veranlasst werden sollte.

Operationen sind allerdings in den seltensten Fällen notwendig, z.B. bei chronischen Analfistel oder Hämorrhoiden, wenn sie als Auslöser für die Analekzeme diagnostiziert werden.

Die Inhaltsstoffe von Salben und Pflegeprodukten können ihrerseits reizauslösend wirken. Das gilt auch für die Ernährung. Meiden Sie scharfe Gewürze oder säurehaltige Lebensmittel während der Erkrankung. Das gilt auch dann, wenn sie nicht als eigentlicher Auslöser ausgemacht werden können.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print