Hyperhidrose | Ärzte & Infos zu übermäßigem Schwitzen

Dr. med. Jochen Peter
Medizinischer Fachautor
Schwitzen ist für den Menschen lebenswichtig. Denn so wird unter anderem die Körpertemperatur reguliert. Übermäßige Wärme wird so aus dem Inneren des Körpers nach außen abgeleitet. Das Schwitzen ist also grundsätzlich normal. Wer allerdings grundlos sehr viel schwitzt, könnte an einer Hyperhidrose leiden. Mit diesem Ausdruck wird ein übermäßiges Schwitzen beschrieben, das verschiedene Ursachen haben kann. Auch die Behandlungsmethoden sind unterschiedlich, sogar operative Eingriffe können im Extremfall nötig werden.
ICD-Codes für diese Krankheit: R61

Empfohlene Spezialisten für Hyperhidrose

Artikelübersicht

Als Hyperhidrose (ICD-Code: R61) bezeichnet man das übermäßige Schwitzen, bei dem eine Fehlfunktion in der Schweißsekretion vorliegt. Wer viel Sport treibt oder sich anderweitig körperlich anstrengt, schwitzt währenddessen vermehrt – ein völlig normaler Vorgang. Wenn dieses vermehrte Schwitzen nun aber ohne ersichtlichen Grund auftritt, dann spricht man von einer Hyperhidrose. Beliebte Areale sind zum Beispiel die Achselhöhlen, die Hände oder die Füße. Aber auch im Gesicht kann sich die Hyperhidrose bemerkbar machen. Für die Betroffenen ist dies eine unangenehme Sache, da sich entweder deutlich sichtbare Schweißperlen im Gesicht oder große Schweißflecken auf der Kleidung bilden können.

Hyperhidrose: Starkes Schwitzen
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Unterscheidung der Erkrankung

Wie bei vielen anderen Erkrankungen, wird auch hier zwischen verschiedenen Formen unterschieden:

Primäre Hyperhidrose

Die primäre Form ist angeboren, wobei die genauen Gründe hierfür noch nicht ermittelt werden konnten. In Einzelfällen kann es aber sein, dass das vermehrte Schwitzen durch bestimmte Reize an den Geschmacksnerven hervorgerufen wird. Dieses Phänomen tritt auf, wenn man etwas sehr Scharfes isst. Hier spricht man von den so genannten „gustatorischen Reizen“.

Sekundäre Hyperhidrose

Die sekundäre Variante ist in der Regel die Folge von anderen Faktoren, die die übermäßige Schweißproduktion hervorrufen können. Hierbei kann es sich um die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, Hormonstörungen oder um Krankheiten handeln.

Diagnose einer Hyperhidrose

Nicht jede vermehrte Schweißabsonderung ist gleich krankhaft und verläuft im Sinne einer Hyperhidrose. Von daher wird der Mediziner hier einige Untersuchungen durchführen, um zu erkennen, ob es sich tatsächlich um dieses Beschwerdebild handelt. Zum Beispiel gibt es den so genannten Jod-Stärke-Test. Mithilfe dieses Tests können die besonders stark betroffenen Areale eingegrenzt werden, da sich die aufgetragene Verbindung aus Jod-Lösung und Stärkepulver braun färbt, wenn es dort zu vermehrter Schweißproduktion kommt.

Um von einer Hyperhidrose sprechen zu können, nutzen die Ärzte gewisse Richtwerte. Zum Beispiel kommt es darauf an, wie viel Schweiß in einer gewissen Zeitspanne produziert wird. Um dies herauszufinden, gibt es den Gravimetrie-Test. Ein Papier wird hierbei auf das betroffene Hautareal aufgebracht und nach einer gewissen Zeit wieder entfernt. Vergleicht man nun das Gewicht des Papiers vor und nach der Messung, kann der Wert ermittelt werden.

Aufbau der Haut
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Ursachen der Hyperhidrose

Bei der primären Hyperhidrose können die Ursachen nicht genau ausgemacht werden. Die Mediziner gehen hierbei von einer gewissen Veranlagung aus. Bei der sekundären Hyperhidrose können aber darüber hinaus auch noch andere Gründe eine Rolle spielen. Zum Beispiel können bei Frauen die Wechseljahre eine Ursache sein, da sich hier der Hormonhaushalt stark verändert. Kreislaufstörungen oder chronisch verlaufende Infekte zählen ebenfalls zu den möglichen Gründen für eine Hyperhidrose. In Extremfällen können aber auch bösartige Erkrankungen wie Lymphome oder Malignome an der Entstehung der Hyperhidrose beteiligt sein. Ebenfalls ein Grund: Übergewicht.

Behandlung einer Hyperhidrose

Es gibt verschiedene Mittel und Wege, um einer Hyperhidrose Herr zu werden. Tritt die Hyperhidrose zum Beispiel vermehrt im Bereich der Achseln auf, kann man es zum Beispiel mit Präparaten wie Antitranspirantien versuchen. Diese sind als Spray oder als Roller erhältlich oder werden in Cremeform verkauft. In der Anfangszeit werden sie täglich aufgetragen. Bei langfristiger Nutzung kann man die Häufigkeit später dann auf ein- bis zweimal pro Woche reduzieren. Hierbei spricht man von einer topischen Therapie.

Darüber hinaus gibt es auch noch andere Varianten. Die Behandlung mit einem Nervengift wird genutzt, um die Schweißbildung zu reduzieren. Das Gift wird direkt in die Haut unter den Achseln eingespritzt. Allerdings können die Ergebnisse von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausfallen. Diese Behandlung fällt unter die systemische Denervierung. Die systemische Therapie wiederum setzt auf den Einsatz von Psychopharmaka. Allerdings gibt es hierfür noch keine gesicherten Studien.

Behandlung bei Hyperhidrose
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Operative Methoden können bei der Hyperhidrose ebenfalls zum Einsatz kommen. Nicht mehr zum Standard gehört die Entfernung von Hautarealen und Schweißdrüsen, da Narbenbildung und Wundheilungsstörungen hier die Folge sein können. Zu den weiteren OP-Methoden zählen die Absaugung der Schweißdrüsen (Subkutane Schweißdrüsensaugkürretage) sowie die endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS). Allerdings gilt diese Methode aufgrund möglicher Komplikationen wie etwa das kompensatorische Schwitzen anderer Areale als finale Möglichkeit, wenn die übrigen Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigen.

Darüber hinaus ist bei einer sekundären Hyperhidrose die Behandlung von zugrundeliegenden Krankheiten angezeigt. Wer aufgrund von starkem Übergewicht vermehrt schwitzt, kann mit einer Gewichtsreduktion unterstützend eingreifen.

Mögliche Behandlungsformen:

  • topische Therapie
  • Medikamente
  • Operationen
  • bei sekundärer Hyperhidrose: Behandlung der Grunderkrankungen, Reduzierung von Übergewicht

Prognose bei einer Hyperhidrose

Die Prognose für dieses Beschwerdebild kann nicht pauschal vorhergesagt werden. Sie ist abhängig von der Art der Hyperhidrose sowie von deren Behandlung. In seltenen Fällen kann es – etwa nach operativen Eingriffen – zu Komplikationen kommen.
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