Laktatdiagnostik - Spezialisten und Informationen

20.01.2024
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Laktatdiagnostik ist eine Methode um die Ausdauer, Leistungsfähigkeit und den Trainingszustand bzw. -fortschritt bei Sportlern zu ermitteln. Regelmäßig und bei steigender Anstrengung des Athleten misst der Arzt den Laktatwert im Blut.

Hier finden Sie alle Informationen und ausgewählte Spezialisten für Laktatdiagnostik.

 

Empfohlene Spezialisten für Laktatdiagnostik

Artikelübersicht

Was ist Laktat?

Laktat ist ein Salz der Milchsäure. Es entsteht hauptsächlich im belasteten Muskel als Stoffwechsel-Zwischenprodukt beim Abbau von Zucker. Es entsteht dann, wenn zu wenig Sauerstoff für die Verbrennung von Fetten und Kohlenhydraten vorhanden ist.

In der Leber baut der Körper Laktat weiter ab und liefert Energie. Dies geschieht deutlich langsamer als beim Abbau mit genug Sauerstoff. Deshalb kommt es mit zunehmender Laktatkonzentration im Muskel zu einem Leistungsabfall oder -einbruch.

Durch intensives Kraft- und Ausdauertraining lässt sich die Grenze, bei der sich vermehrt Laktat bildet, nach oben schieben. Das führt zu größerer Leistungsfähigkeit.

Eine verstärkte Laktatbildung mit Leistungseinbußen kann für den ambitionierten Wettkampfsportler unangenehm und frustrierend sein. Dies trifft dann zu, wenn der Sportler den Wettkampf vorzeitig beenden muss.

Das Laktat zwingt den Sportler an seine Belastungsgrenze. Es übt eine Schutzwirkung für den Muskel und für die gesamte Kreislaufsituation des Athleten aus.

Leistungssportler auf dem LaufbandDurch intensive sportliche Betätigung kommt es zu einem Laktatanstieg im Blut @ Vadim /AdobeStock

Was ist die Laktatdiagnostik?

Laktat entsteht, wenn während einer körperlichen Anstrengung nicht (mehr) ausreichend Sauerstoff für die Energiegewinnung vorhanden ist. Stattdessen baut der Körper Zucker (Glukose) aus den körpereigenen Speichern (in Muskulatur und Leber) zur Energiegewinnung ab.

Laktat ist ein saures Nebenprodukt des sauerstoffarmen Stoffwechselvorganges. Es sammelt sich vor allem in der Muskulatur an.

Sammelt der Körper mehr Laktat an, als er abbauen kann, dann spricht der Mediziner vom Erreichen der anaeroben Schwelle. Wann diese im Einzelfall erreicht wird, kann die Laktat- oder Laktatleistungsdiagnostik feststellen.

Welche Bedeutung hat die Laktatdiagnostik in der Sportmedizin?

Die Laktatdiagnostik ist in der Sportmedizin ein wichtiges Diagnoseverfahren, um die individuelle Belastbarkeit des Sportlers zu überprüfen. Sie kommt zum Einsatz, um die anaerobe Schwelle des Sportlers zu ermitteln.

Anhand dieser Daten erstellen Trainer das auf den Sportler angepasste Trainingsprogramm. Dieser Vorgang ist sinnvoll, damit es nicht ständig zu einer Überlastung oder Unterforderung des Körpers kommt.

Ist die Laktatdiagnostik nur im Sport wichtig?

Die Laktatdiagnostik kommt auch zum Einsatz, um den Säure-Basenhaushalt des Körpers zu messen. Eine Übersäuerung des Körpers kann durch eine Überproduktion von Milchsäure entstehen (Laktatazidose).

Dies kann ebenso bei einem Schock durch massiven Flüssigkeits- oder Blutverlust auftreten. Auch bei einem kardiogenen oder infektionsbedingten Schock kommt es oft zum lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel und zur Übersäuerung des Gewebes.

Krebserkrankungen und weitere Krankheitsbilder sowie einige Medikamente können das Auftreten einer metabolischen (stoffwechselbedingten) Azidose begünstigen.

Hierbei kann der Blutlaktatspiegel wichtige Hinweise über den Zustand des Patienten und seine weitere Behandlung liefern. Eine respiratorische (atmungsbedingte) Azidose entsteht durch eine ungenügende Abatmung von Kohlendioxid, hier ist der Laktatspiegel normal.

Welche Rolle spielt der Laktatspiegel für den Ausdauersport?

Die vom Sauerstoff unabhängige Energiegewinnung führt nur kurzfristig zu mehr Energie. Mit dem Erreichen der Laktatschwelle geht eher eine Leistungsminderung einher.

Wann die Schwelle von aerob (mit Sauerstoff) zur anaerob (ohne Sauerstoff) erreicht ist, hängt vom Trainingszustand des Sportlers ab.

In der Regel ist die Laktatschwelle bei einem Laktatwert von etwa 4 mmol/l erreicht. Dies ist jedoch nur ein Richtwert. Der Laktatwert eines in Ruhe befindlichen Menschen sollte bei 1-2 mmol/l liegen.

Ein stark erhöhter Laktatspiegel kann gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben. Eine Laktatkonzentration im Bereich der aerob-anaeroben Schwelle ist jedoch günstig für die Leistungsfähigkeit des Sportlers.

Es kommt zu einer Vergrößerung der Mitochondrien (sogenannte „Kraftwerke“ der Muskelzellen.

In den Mitochondrien erfolgt die Energiegewinnung und die Sauerstoffaufnahme. Erst wenn bei Belastung mehr Sauerstoff nötig ist, als zur Verfügung steht, kommt es zur übermäßigen Laktatbildung.

Der Abbau von Laktat

Der Abbau von Laktat erfolgt in der Regel auf zwei unterschiedlichen Wegen. Eine moderate Beanspruchung der Muskelzellen fördert den Abbau. Pro Minute baut der Körper etwa 0,5 mmol/l des im Blut befindlichen Laktats ab bzw. um.

Die zwei Wege des Abbaus sind:

  1. Eine erhöhte Zellatmung, bei der wieder ausreichend Sauerstoff für die Zellatmung zur Verfügung steht. Denn dadurch erfolgt eine Rück- bzw. Umwandlung des Laktats in Pyruvat (wichtiges Zwischenprodukt des aeroben/anaeroben Stoffwechsels).
  2. Über das Blut gelangt das Laktat zu weniger aktiven Muskeln und Organen (Leber, Nieren und Herz). Dort verbrennt der Körper das Laktat oder wandelt es in Glykogen um, das in der Leber als Kohlenhydratspeicher dient. (Kohlenhydratspeicher).

Durchführung des Laktattests

Um die Ausdauerfähigkeit eines Sportlers zu bestimmen, kommt der Stufentest bzw. Laktatstufentest zur Anwendung. Dieser findet in der Regel auf einem Laufband oder Fahrradergometer statt. 

In regelmäßigen Abständen nimmt der Mediziner dem Sportler Blut ab und misst den Laktatgehalt im Körper. Hierfür genügen wenige Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen, um den Laktatwert schmerzfrei zu ermitteln.

Welche Aussagekraft hat der Laktatstufentest im Ausdauersport?

Der Stufentest erfolgt, bis die maximale Leistungsgrenze des Sportlers erreicht ist. Neben der Laktatschwelle ermittelt der Mediziner den höchsten Laktatgehalt des Blutes. 

Sowohl die Dauer des Tests, als auch die Länge der einzelnen Stufen hängen von dem einzelnen Sportler ab. Hieraus lassen sich wichtige Daten für den optimalen Trainingsablauf erlesen, die gerade im Ausdauer- und Leistungssport von Bedeutung sind. 

Daher finden solche Untersuchungen üblicherweise bei einem entsprechend ausgebildeten und mit dem benötigten Inventar ausgestatteten Sportarzt statt.

Wie läuft der Laktatstufentest ab?

Für einen solchen Stufentest kommen unterschiedliche Modelle in Frage.

Ein gängiges Verfahren ist:

  • Eine 5%ige Steigung des Laufbandes bei anfänglich 7-8 km/h. 
  • Nach 3 Minuten erfolgt die Erhöhung der Geschwindigkeit um 2 km/h.
  • Nach jedem 3-Minuten-Intervall eine kurze Pause, in der die Blutabnahme aus dem Ohrläppchen erfolgt.
  • Fortsetzung des Tests mit höherer Intensität

Der Standardtest kommt ohne Steigung des Laufbandes aus. Dieser läuft folgendermaßen ab:

  • Die Stufendauer beträgt 5 Minuten
  • Eine Pause von 30 Sekunden für die Blutabnahme aus dem Ohrläppchen
  • Danach Erhöhung der Geschwindigkeit um 2 km/h 
  • Der Anfänger beginnt meistens bei einer Laufbandgeschwindigkeit von 5-6 km/h, der Fortgeschrittene bei 8-10 km/h.

Das Ende des Stufentests

Der Stufentest ist zu Ende, wenn der Proband völlig erschöpft und das Ende seiner Leistungsfähigkeit erreicht ist. Dieser Punkt ist gleichzusetzen mit der Schwelle der Leistungsfähigkeit. 

Der hier gemessene Laktatwert liegt meist bei 4-6 mmol/l, die maximale Herzfrequenz liegt bei 160-200 Schlägen pro Minute (abhängig vom Lebensalter). 

Während der Belastung steigt der Laktatspiegel zunächst langsam. Ab einem Wert von etwa 4 mmol/l dann sehr schnell und steil (exponentiell). An diesem Punkt, dem Übergang von der flachen zur steilen Kurve, befindet sich die anaerobe Schwelle des Sportlers. Die gemessene Laufband-Geschwindigkeit im Bereich der anaeroben Schwelle ist wichtig für die weitere Trainingsplanung.

Welche Risiken hat die Laktatdiagnostik?

Ein Laktattest bedeutet stets das Testen der körperlichen Belastungs- und Leistungsgrenze. Herzkreislauf- und Herzlungensystem werden weit über das normale Maß hinaus beansprucht und gefordert. Daher sollten Personen den Laktattest im Rahmen einer sportmedizinischen Diagnostik bei körperlicher Gesundheit durchführen lassen.

Vor Beginn des Testverfahrens sollten stets eine medizinische Untersuchung und ein Anamnesegespräch stattfinden.

Messung des Blutdrucks während Belastungs-EKGMessung des Blutdrucks während Belastungs-EKG @ malkovkosta /AdobeStock

Risikopatienten, die unter hohem Blutdruck oder einer koronaren Herzerkrankung leiden, brauchen eine sorgfältige Betreuung. Eine medizinische Überwachung während des Belastungstests mittels Belastungs- EKG und Blutdruckmessung sind unbedingt zu empfehlen.

Quellen

https://www.germanjournalsportsmedicine.com/archiv/archiv-2013/heft-12/die-sportmedizinische-laktatdiagnostik-technisches-rahmenbedingungen-und-einsatzbereiche/
https://www.sportdiagnostik.de/laktat/
https://www.dr-gumpert.de/html/laktattest.html#c110698
https://www.dgsp.de/seite/421311/laktat-leitungsdiagnostik.html
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