Knorpeltherapie am Knie: Spezialisten und Informationen

Bei Schäden am Knorpel am Kniegelenk steht mittlerweile eine Vielzahl von wissenschaftlich erprobten Therapieoptionen bereit. Diese Knorpeltherapien haben das Ziel, den Knorpen zu regenerieren und so den Verschleiß des Knorpels aufzuhalten. Je nach Knorpelschädigung, deren Ursache und Anspruch des Patienten werden individuelle Maßnahmen zur Behandlung ausgewählt. Eine Regeneration des Knieknorpelschadens und damit eine langfristige Wiederherstellung der Knorpelfunktion ist das Ziel einer Knorpeltherapie.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu den Therapieoptionen sowie ausgewählte Spezialisten für die Knorpeltherapie am Knie.

Empfohlene Spezialisten für Knorpeltherapie am Knie

Artikelübersicht

Knorpeltherapie am Knie - Weitere Informationen

Warum sollten Knorpelschäden so früh wie möglich therapiert werden?

Gelenkknorpel erfüllt wichtige funktionelle Aufgaben in den Gelenken. Er dient als Puffer zwischen den Gelenkknochen und sorgt so dafür, dass die Knochen nicht aneinander reiben können. Knorpelverletzungen können z.B. durch einen Unfall oder eine Sportverletzung ausgelöst werden.

Ohne adäquate Behandlung kann sich im betroffenen Gelenk eine Arthrose (Gelenkverschleiß) entwickeln. Dadurch baut sich der Knorpel im Gelenk nach und nach ab, so dass starke Schmerzen entstehen können. Stark verschlissener Knorpel lässt sich nicht mehr wiederherstellen: Die entstandenen Schäden sind unumkehrbar. In schweren Fällen kann nur noch ein künstliches Gelenk helfen.

Das Kniegelenk ist genauso wie die Hüfte sehr häufig von Arthrose betroffen.

Das folgende Video zeigt, wie Knochen bei starker Arthrose direkt aufeinander reiben:

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Mit rechtzeitigen leitliniengerechten Knorpelregenerationsverfahren kann die frühzeitige Arthrose verhindert oder hinausgeschoben werden. In den letzten Jahren haben sich eine Vielzahl an erfolgreichen Therapieverfahren zur Behandlung von lokalen traumatischen Knorpeldefekten etabliert.

Deshalb ist die frühzeitige und richtige Therapie so wichtig. Erfolgt die Behandlung zu spät, ist eine Knorpelregeneration nicht mehr möglich.

Grundvoraussetzungen für eine Knie-Knorpeltherapie

Die Auswahl des geeigneten Therapieverfahrens für den einzelnen Patienten hängt unter anderem

  • von der Art und Größe des Knorpelschadens (u.a. Defekttiefe, unfallbedingt, eher verschleißbedingt, Defektlokalisation….),
  • vom Anspruch des Patienten sowie
  • von eventuell vorliegenden zusätzlichen Gelenkverletzungen wie Bandinstabilitäten, Meniskusrissen und Abweichungen der mechanischen Beinachse (Fehlstellungen wie X- und O-Beine)

ab.

Eventuelle begleitende Verletzungen müssen im Sinne einer multimodalen regenerativen Gelenktherapie mitkorrigiert werden. Solche Gelenkverletzungen begünstigen eine Kniearthrose. Daher ist ihre Behandlung erforderlich, um ein nachhaltig gutes Ergebnis der Knorpelregeneration zu ermöglichen.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sammelt Informationen und veröffentlicht sie im Deutschen Knorpelregister. Demnach sind weit über 50 Prozent der behandelten Knorpelschäden am Knie mit Begleitschäden oder Fehlstellungen vergesellschaftet.

Knorpelschaden Knie
Darstellung verschiedener Arthrose-Stadien © bilderzwerg / Fotolia

Konservative Therapien bei Knorpelschäden am Knie

Unter konservativen Therapien versteht man alle Ansätze, die keine Operation beinhalten. Bei Knorpelschäden am Knie kommen hier vor allem

  • eine Physiotherapie,
  • orthopädische Hilfsmittel (z.B. Einlagen und Gelenksorthesen),
  • eine physikalische Therapie (Kälte-, Wärmeanwendung, Lymphdrainage, Ultraschall)

in Frage. Sie helfen dabei, den entsprechenden Gelenkbereich zu entlasten bzw. entzündliche Begleitveränderungen zu begünstigen.

Zur medikamentösen Behandlung werden nicht-steroidale Antiphlogistika, z.B. Diclofenac, eingesetzt. Sie reduzieren Gelenkschmerzen und -entzündungen. Diese Medikamente sind gerade akut nach Verletzung und operativen Eingriffen eine gute therapeutische Ergänzung.

Darüber hinaus ist eine Vielzahl von Knorpelpräparaten und Nahrungsergänzungssubstanzen erhältlich. Insbesondere

  • Vitamin D,
  • Chondroitin und
  • Glucosamin sowie
  • weitere Vitamine und Stoffe

spielen dabei eine Rolle. Diese scheinen auch nach einer operativen Knorpeltherapie einen positiven Einfluss auf die Regeneration des Gewebes zu haben. Sie können zeitweilig Beschwerden lindern und sind deswegen geeignete Ergänzungspräparate. Eine Regeneration des beeinträchtigten Knorpels am Knie können sie aber nicht bewirken.

Weiterhin haben

  • Gelenkinjektionen mit PRP (plättchenreichem Plasma), das aus eigenem Patientenblut durch Zentrifugation hergestellt wird, und
  • Hyaluronsäure auch in Kombination mit PRP

einen positiven Einfluss auf die Knorpelregeneration nach operativer Knorpeltherapie.

Experimentelle / veraltete operative Knorpeltherapien am Knie

Die AG Klinische Geweberegeneration DGOU ist das derzeit europaweit größte wissenschaftliche Gremium zur Knorpelregeneration. In ihr beteiligen sich Knorpelspezialisten aus deutschsprachigen europäischen Ländern.

Sie gibt regelmäßig anhand aktuell verfügbarer Literatur aktualisierte Empfehlungen zur Knorpeltherapie aus. Diese Empfehlungen werden international publiziert und sind daher anerkannt. Viele Knorpelzentren weltweit folgen den Empfehlungen.

Gelenkknorpelrefixation

Bei Verletzungen, wie z.B. Kniescheibenluxation, kommt es häufig zur Abscherung von Knorpel-Knochenanteilen. Im Akutfall können diese Fragmente, wenn sie gut erhalten sind, in den Defekt eingepasst werden. Der Chirurg fixiert sie mit selbst auflösenden Pins oder Schrauben. Die erfolgreiche Einheilung ist abhängig von der soliden Verbindung des Knorpel-Knochenanteils mit dem knöchernen Defektgrund.

Die Knorpelrefixation, aber auch viele andere Therapien zur Knorpelbehandlung, können arthroskopisch erfolgen. Wie die minimal-invasive Arthroskopie abläuft, zeigt das Video:

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BMS (Bone Marrow Stimulation) Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung, Mikrodrilling 

Laut Empfehlungen der AG Klinische Geweberegeneration DGOU 2021 sind diese Verfahren bis 2 cm² Defektgröße möglich.

Diese Techniken wurden bereits in den 80er Jahren entwickelt. Sie kommen während einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zum Einsatz. Dabei befreit der Chirurg den gesunden Knorpel bis hin zur Knochenlamelle vom kranken Knorpelgewebe.

Danach durchbricht er die unter dem defekten Knorpel liegende Knochenlamelle mit Bohrern oder Meißeln, wie beim Vertikutieren einer Wiese. Man nennt dies Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung oder Pridie-Bohrung (wobei nur dünne Bohrdrähte von ca. 1,2mm verwendet werden). Die Nanofrakturierung sticht unter den Techniken hervor, da dabei eine definierte und standardisierte Tiefe und Dicke für die Löcher erreicht werden können.

Die Frakturierung führt zum Austritt von Blut. Es soll Regenerationszellen (Stammzellen) aus dem Knochenmark in den Defektbereich einbringen.

Die Stammzellanzahl aus den Bohrungen im Defektbereich ist aber häufig sehr gering. Dazu besteht ein recht hohes Komplikationsrisiko: Die Verletzung der empfindlichen Knochenlamelle im Knorpeldefekt durch die oben beschriebenen Techniken führt in 30 bis 60 Prozent der Fälle zu Knochenauswüchsen im Defekt. Diese Knochenauswüchse können dann nach kurzer Zeit wieder Probleme verursachen.

Außerdem sind die Behandlungsergebnisse im Langzeitverlauf nicht anhaltend. Nach nur zwei bis drei Jahren verschlechtert sich der Knorpel wieder.

Deswegen führen Spezialisten diese Therapie immer seltener durch.

Matrix-gestützte Knochenmarkstimulation mBMS, AMIC ®, BMAC Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung

Laut Empfehlungen der AG Klinische Geweberegeneration DGOU 2021 sind diese Verfahren für Defektgrößen von 1,0 - 4,5 cm² geeignet.

Eine Verbesserung der BMS-Techniken hat die Benutzung zusätzlicher Matrizes gebracht. Das sind Membranen aus Kollagen, Hyaluronsäuregeflechten und anderen Materialien. Sie sollen eine dreidimensionale Struktur für die Zellen anbieten, die das Potential haben, Knorpel zu bilden. Damit sind chondrogene Zellen, z.B. Stammzellen, gemeint. Dadurch können diese Zellen besser anhaften und so den Defekt besser ausfüllen.

Die Verwendung dieser Membranen führt zu besseren und länger anhaltenden Knorpelregenerationsergebnissen als die alleinige BMS.

Oft ist diese Technik auch arthroskopisch durchführbar, je nach Größe und Ort der zu versorgenden Schädigung. Bisher liegen sehr gute mittelfristige Studienergebnisse und erste längerfristige Ergebnisse dieser Technik vor. 

Ob sich dieses Verfahren langfristig (> 12-15 Jahre) dauerhaft bewährt, kann mit den bisherigen Studien noch nicht abschließend beurteilt werden. Die Publikation von zehn Jahresergebnissen dieser Technik wird in 2023 erwartet.

Osteochondrale Transplantation (OCT)

Laut Empfehlungen der AG Klinische Geweberegeneration DGOU 2021 sind diese Verfahren für Defektgrößen von 1,0 - 1,5 cm² geeignet.

Die OCT wird auch Knorpel-Knochen-Transplantation genannt. Dabei entnimmt der Chirurg Knorpel-Knochen-Zylinder aus einer wenig belasteten Fläche des Gelenks. Diese verpflanzt er in den passend ausgebohrten Defektbereich.

Der Zylinder benötigt einen ausreichend großen knöchernen Anteil, um solide in den umliegenden Knochen einzuheilen. Der Knorpelanteil des Zylinders führt zu einer sofortigen Auffüllung der Defektfläche mit hochwertigem, hyalinem Knorpel. Die zwischen den Zylindern verbleibenden Lücken werden mit einem minderwertigen Narbengewebe gedeckt.

Die Ergebnisse sind bei kleinen Knorpel-(Knochen)-Defekten gut. Problematisch ist jedoch die Zerstörung gesunder Knorpelflächen. Das kann zu ganz ähnlichen Beschwerden an der Zylinder-Entnahmestelle wie an der ursprünglichen Defektstelle führen. Um diese Entnahmebeschwerden in Grenzen zu halten, wird die OCT nur bei Knorpeldefekten bis ungefähr 1,5 Quadratzentimeter empfohlen.

Vorteile bringt das Verfahren, wenn kleinere Defekte des Knorpels UND des Knochens vorliegen. Das ist z.B. bei einer Osteochondrosis Dissecans (Gelenkmaus) der Fall. Mit diesem Verfahren lassen sich beide Gewebe schnell und gut behandeln.

Es ist aber ein anspruchsvolles Verfahren: Die Knorpeldicke des entnommenen Zylinders entspricht optimalerweise der im Defektbereich. Sonst entstehen ungünstige Druck- und Scherkräfte.

Knorpeltransplantation
Darstellung einer Knorpel-Knochentransplantation © giana | AdobeStock

Potentialmethode Minced Cartilage, Knorpelchips, Autocart®

Laut Empfehlungen der AG Klinische Geweberegeneration DGOU 2021 sind diese Verfahren für Defektgrößen von 1 - 3,5 cm² Defektgröße geeignet.

Knorpelzellen sind normalerweise statisch im Knorpelgewebe eingebettet. Unter Umständen sind sie aber in der Lage, wenige Millimeter aus dem eingebetteten Knorpel auszuwandern und sich dann wieder zu teilen. Dadurch bilden sie neues Knorpelgewebe.

Bei der beschriebenen Methode gewinnt der Chirurg Knorpelstückchen aus dem Defektbereich oder aus wenig belasteten Kniebereichen. Diese Stückchen werden zerkleinert und dann in den Defekt eingebracht, um ihn aufzufüllen. Aus den kleinen Knorpelstückchen können dann Knorpelzellen auswandern und durch Teilung neues Knorpelgewebe bilden.

Durch Zugabe von

  • Plättchen aus reichem körpereigenem Fibrin (PRF) und Plasma (PRP), 
  • Membranen/Matrizes oder
  • Fibrinkleber

sollen die Zellen besser angeregt werden, neues Gewebe zu bilden.

Manche Techniken arbeiten noch zusätzlich mit Mikrofrakturierung, Mikrodrilling/Nanofrakturierung unter dem Defekt. Einige Tierstudien konnten mit dieser Technik bessere Knorpelregenerate als mit der Mikrofrakturierung (BMS) allein erreichen.

Aktuell ist allerdings nicht klar, welche Kombination aus welchen Teilschritten der Methode evtl. erfolgreich und nachhaltig Knorpelgewebe bilden wird. Es gibt also kein allgemein anerkanntes standardisiertes Verfahren, das nachweislich mittelfristig ein gutes Knorpelregenerat garantiert. Aktuell weisen erste Studien darauf hin, dass ggf. beim Zerkleinern des Knorpels ein Großteil der Knorpelzellen zerstört wird.

Dieses Verfahren hat sich zwar in den letzten Jahren zunehmend verbreitet. Es gehört aber aktuell nicht zu den wissenschaftlich erprobten und empfohlenen Verfahren der AG Klinische Geweberegeneration der DGOU. Es handelt sich stattdessen um eine „Potentialmethode“! Das bedeutet, dass das Verfahren unter Umständen großes Potential hat.

Voraussetzung ist aber, dass Studien nach einem Beobachtungsverlauf von mindestens fünf Jahren eine klare Perspektive nachweisen. Sie müssen zeigen, dass eine bestimmte Verfahrensform des Minced Cartilage im Vergleich zu den anderen Methoden besser ist.

Diese Methode ist aktuell nur bei Beteiligung an einer kontrollierten wissenschaftlichen Studie zu empfehlen. Alle anderen beschriebenen Knorpelregenerationsverfahren und sogar die BMS/Mikrofrakturierung weisen wissenschaftlich gesehen aktuell sicherere Ergebnisse auf als Minced Cartilage.

Minced Cartilage, Autocart ®, Knorpelchips stellt KEINE einzeitige Knorpelzelltransplantation dar. Der Patient, der die Technik erhält, geht derzeit nach aktuellem wissenschaftlichen Stand (Stand 2023) noch ein hohes Risiko ein. Wenn man sich dennoch für diese Therapie entscheidet, sollte einem das bewusst sein!

Goldstandard der Knorpeltherapie am Knie: Knorpelzellentransplantation

Unter der Transplantation eigener Knorpelzellen versteht man die Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT). Sie wurde weiterentwickelt zur matrixinduzierten Autologen Chondrozytentransplantation (mACT).

Aufgrund ihrer hervorragenden Langzeitergebnisse wird heutzutage in Europa nur die mACT angewandt.

Laut Empfehlungen der AG Klinische Geweberegeneration DGOU 2021 sind diese Verfahren für Defektgrößen ab 2 cm² geeignet.

Seit Anfang der 90er Jahre wird die Transplantation eigener Knorpelzellen (autologe Chondrozyten-Transplantation) erfolgreich eingesetzt. Sie dient vor allem bei traumatischen Defekten oder bei Osteochondrosis Dissecans (OD; Osteochondrose) zur Rekonstruktion des Knorpels. Es handelt sich um ein wissenschaftlich bewährtes Verfahren.

Inzwischen ist es das am besten wissenschaftlich untersuchte Verfahren zur Knorpelregeneration am Knie weltweit. Das Verfahren bietet exzellente Langzeitergebnisse für über 15 Jahre!

Bei der ACT werden die angezüchteten Knorpelzellen unter einen wasserdicht auf den Knorpeldefekt aufgenähten Knochenhautlappen gespritzt. Dieses Verfahren wurde zur mACT weiterentwickelt: Hier werden die Zellen in oder auf Matrizes eingebracht.

Inzwischen ist die Technik teilweise sogar per Gelenkspiegelung arthroskopisch durchführbar.

Bereits bei Defekten über 2 Quadratzentimeter ist dieses Verfahren den zuvor beschriebenen Knorpelregenerationsverfahren im Langzeitverlauf überlegen.

Voraussetzungen für eine ACT

Für die Durchführung einer ACT eignen sich Patienten mit lokalisiertem Knorpelschaden, die noch keine Arthrose entwickelt haben. Bei flächiger Abnutzung des Gelenkknorpels, also Arthrose, ist eine ACT nicht möglich.

Die oben beschriebenen Grundvoraussetzungen für die Therapie eines Knorpelschadens gelten für die mACT im besonderen Maße.

Besonders geeignet ist die mACT-Behandlung für Patienten nach Ende des Wachstums (Pubertät) und bis zu einem Alter von 55 Jahren.

Durchführung der Knorpeltransplantation

Diese Knorpeltherapie am Knie findet in mehreren Schritten statt.

Der Chirurg entnimmt dem Patienten zunächst per Arthroskopie eine kleine Menge Knorpel aus einem nicht belasteten Kniegelenksanteil.

Im Reinraum eines zertifizierten Labors werden die Knorpelzellen aus der Knorpelsubstanz herausgelöst und vermehrt. Nachdem die notwendige Zellzahl erreicht ist, werden die Knorpelzellen

  • in eine spezielle dreidimensionale kollagene Schwammstruktur eingesät,
  • in ein dreidimensionales Gel gemischt oder
  • zu dreidimensionalen Sphäroiden geformt, die der ursprünglichen biologischen Zellumgebung im Knorpel weitgehend entspricht.

Dort beginnen die Zellen bereits mit der Produktion neuer Knorpelgrundsubstanz.

Im Labor erfolgen Kontrollen der

  • Vitalität,
  • Sterilität und
  • der Fähigkeit der Knorpelzellen, hyalinen Knorpel zu bilden.

Erst, wenn diese Werte optimal sind, wird das Transplantat an das Krankenhaus bzw. den behandelnden Arzt ausgeliefert.

Drei bis sechs Wochen nach der Entnahmearthroskopie findet der zweite Eingriff statt. Er kann teilweise arthroskopisch erfolgen. Der Chirurg transplantiert dem Patienten die angezüchteten vermehrten Knorpelzellen in der herstellerabhängigen Form.

Zunächst befreit der Mediziner den Defektbereich von geschädigtem Knorpel. Dazu setzt er entweder einen ca. 5 cm langen Hautschnitt oder nutzt ein Arthroskop. Danach passt er das Transplantat in den Defekt ein. Das Transplantat liegt

  • als zellbesiedelte Membran,
  • als Zell-Gel oder
  • in Form von selbsthaftenden kleinen Knorpelzellkügelchen (Sphäroiden)

vor. Während Shäroide und Gel selbsthaftend sind, wird die Matrix mit Fibrinkleber eingeklebt oder vernäht.

Knorpeltransplantation
Darstellung der Transplantation von Knorpelzellen © dissoid | AdobeStock

Nach der zweiten Operation, der mACT, sind meist nur 2-3 Tage Krankenhausaufenthalt erforderlich. In günstigen Fällen ist der Eingriff auch tageschirurgisch bzw. ambulant durchführbar.

Für den Erfolg der Behandlung ist wie bei allen Knorpelregenerationsverfahren die Nachbehandlung von entscheidender Bedeutung.

Kosten der mACT

Das Verfahren hat den Nachteil, dass zwei operative Eingriffe erforderlich sind. Außerdem ist es streng reglementiert. Dadaurch kommen hohe Preise von bis zu 13.000 € allein für die Zellzüchtung (Stand 2023) zustande.

Internationale Studien zeigen aber, dass sich die Therapie trotzdem lohnen kann: Bei rechtzeitiger Therapie entstehen damit für ein Gesundheitssystem langfristig geringere Kosten als der Einsatz weniger effektiver Methoden. Eine 2021 veröffentlichte Studie zeigt, dass die mACT ca. 21 Prozent der Knieprothesenimplantationen vermeiden kann.

Deshalb finanzieren die Krankenkassen in Deutschland das Verfahren ab 2 cm² Defektgröße in gewissen Fällen ambulant.

Leider gilt das für Österreich und die Schweiz noch nicht in vollem Umfang. Hier werden jedoch sehr viele künstliche Gelenke, teilweise bei jungen Patienten eingesetzt. Daher besteht in Österreich und der Schweiz nach Ansicht der Fachgesellschaften ein kurzfristiger Handlungsbedarf.

Welche Behandlung ist für mich geeignet?

Von welcher Knorpelregenerationstherapie kann man als Patient das für seinen individuellen Korpelschaden optimale Ergebnis erwarten? Die Empfehlungen der AG Geweberegeneration DGOU zur Knorpeltherapie bei unterschiedlichen Defektgrößen basieren auf dem aktuellen wissenschaftlichen Wissen mit Stand 2021. Sie geben eine gute Orientierung.

Knorpeldefekte bis zu 3 cm²

Bei Defektgrößen zwischen 1 cm² und 3 cm² gibt es mehrere Therapieoptionen. Wenn man allerdings die längstmögliche Wirksamkeit des Knorpelregenerates wünscht, bleibt wenig Alternative zur mACT. Orientierung sollen die folgenden Schaubilder geben:

Knorpeltherapie Knie1

Knorpeltherapie Knie2

Zu sehen ist, wie häufig gute bis sehr gute Ergebnisse auch mehr als 12 Jahre nach einer Knorpeltherapie am Knie zu erwarten sind. Für die mBMS werden im Jahr 2023 Publikationen mit guten bis sehr guten Studienergebnisse in über 70% > 10 J erwartet. 

Für die anderen beschriebenen Verfahren liegen noch keine Langzeitergebnisse > 12 Jahre vor.

Knorpelschäden mit gleichzeitigen Knochendefekten

Wenn zusätzlich zum Knorpelschaden ein Knochenschaden vorliegt, spricht man von einer osteochondralen Läsion.

Ziel muss es sein, bei der geeigneten Knorpeltherapie am Knie das Fundament ebenfalls wieder aufzubauen. Das Fundament ist der darunter liegende Knochen. afür wird meist körpereigener Knochen aus dem Beckenkamm oder Unterschenkel in Form von Knochenstückchen oder Knochenzylindern verwendet.

Ziel ist es, die Grenzschicht Knorpel zu Knochen (Subchondrale Lamelle) möglichst exakt wieder herzustellen. Wenn dies gelungen ist, kann eines der beschriebenen Knorpelregenerationsverfahren mit Ausnahme der BMS angewendet werden.

Der Vorteil der OCT bei derartigen Defekten ist, dass sich damit Knorpel- und Knochendefeke bis 1,5 cm² elegant therapieren lassen. 

Als Potentialmethode ist die Anwendung von sogenannten osteochondralen Allografts angegeben. Sie haben in den USA eine weite Verbreitung. Das sind Teile aus Kniegelenken von verstorbenen jungen Patienten, die sich für eine Organspende zur Verfügung gestellt haben. Diese werden dann ausgemessen, in geeigneter Größe ausgefräst und in den Defektbereich transplantiert.

In Europa findet dieses Verfahren wegen aktuell zu geringer Spenderverfügbarkeit noch wenig Anwendung.

Das folgende Schaubild zeigt zusammengefasst die Empfehlungen der AG Geweberegeneration DGOU (Stand 2021) bei unterschiedlichen Defektgrößen. Zu erkennen ist, dass weder die BMS noch minced Cartilage bei Knorpel-Knochen-Defekten in die Empfehlungen aufgenommen wurden.

Knorpeltherapie Knie3

Nachbehandlung nach Knorpeltherapien am Knie

Für die Nachbehandlung gibt die Gesellschaft für Knorpelregeneration und Gelenkerhalt (QKG) Empfehlungen.

So sollten die Patienten nach allen Knorpeltherapien am Knie ihr betroffenes Bein etwa zehn Wochen lang nur teilbelasten. Die genaue Dauer hängt aber von der Defektgröße und der Lokalisation ab.

Eine Einschränkung der Beweglichkeit ist manchmal erforderlich, vor allem bei Knorpelregenerationsverfahren

  • hinter der Kniescheibe oder
  • im Kniescheibengleitlager.

Besonders in den ersten sechs Wochen nach dem operativen Eingriff hat sich die Verwendung von „continuous passive motion“ (CPM) für die geführte passive oder teilaktive Bewegung des operierten Gelenkes auf einer Motorschiene bewährt. Empfohlen wird eine tägliche mehrstündige Motorschienenbehandlung für die ersten sechs Wochen. Dadurch werden die Knorpelzellen angeregt, die stabile stoßdämpfende Knorpelsubstanz zu bilden.

Unter dieser Nachbehandlung füllen die Regenerationszellen den defekten Bereich im Laufe der nächsten Monate mit einem Regeneratgewebe auf. Die Qualität des Regeneratgewebes hängt entscheidend vom

  • Verfahren und den verwendeten Zellen,
  • der Defektgröße,
  • dem Patientenalter,
  • begleitenden Schäden oder Fehlstellungen,
  • Voroperationen und
  • anderen Faktoren

ab. Eine Reifung des entsprechenden Knorpelgewebes kann bis zu zwei Jahre dauern.

Inzwischen gibt es auch für die Nachbehandlung ausgewiesene physiotherapeutische „Knorpelspezialisten“. Sie bieten phasenorientierte ausgeklügelte Nachbehandlungskonzepte an.

Neuerdings werden zusätzlich nach der Knorpeltherapie

  • Nahrungsergänzungsmittel,
  • Vitamine und Injektionen wie PRP (Plättchenreiches Plasma) und
  • Hyaluronsäure

empfohlen. Sie können die Qualität des Knorpelregenerates und damit das Behandlungsergebnis verbessern.

Erforderliche Behandlung von Zusatzverletzungen und Veränderungen

Eine erfolgreiche Knorpeltherapie ist nur bei gleichzeitiger Behandlung der Zusatzverletzungen (Kreuzbandriss, Meniskusschaden) zu erwarten. Liegen instabile Bandverhältnisse in einem Gelenk vor, führen die entsprechenden Scherbelastungen zumeist zum Verlust des Knorpelregenerats. Damit scheitert das regenerative Knorpelverfahren.

Kniegelenk Innenbandriss
Knorpelschaden durch Bandverletzung des Kniegelenks © bilderzwerg / Fotolia

Auch pathologische Belastungsspitzen müssen behoben werden, um die Knorpelregeneration zum Erfolg zu führen. Sie sind durch eine Fehlstellung der Beinachse (X-Bein, O-Bein) oder den Kniescheibenverlauf bedingt.

Daher werden bei Knorpelschaden und Achsabweichung das entsprechende Knorpeltherapieverfahren mit einer Umstellungsosteotomie verbunden. Das ist eine Korrektur der Achsabweichung. Bei Knorpelschäden im Kniescheibengelenk muss ggf. auch hier begleitend eine Band- oder knöcherne Korrektur vorgenommen werden.

Korrektur einer Beinachsfehlstellung

Die Ursachen für eine Beinachsfehlstellung können vielfältig sein. Neben angeborenen Fehlstellungen unterscheidet man auch im Laufe der Lebensjahre erworbene Verformungen des Ober- oder Unterschenkelknochens.

Problematisch ist etwa, wenn der Bruch am Ober- oder Unterschenkelknochen nicht genau in der ursprünglichen Stellung verheilt. Die neu entstandene Biegung im Knochen kann zur Fehlstellung der gesamten Beinachse führen. Das kann zu einem einseitigen X- oder O-Bein führen.

Kniefehlstellungen X-Beine O-Beine
Fehlstellungen der Beinachsen können Arthrose begünstigen © Double Brain / Fotolia

Im Vordergrund steht die Schmerzreduktion und Erhöhung der Lebensqualität des Patienten. Das Fortschreiten der einseitigen Gelenkschädigung soll verhindert werden. Durch die Behandlung soll ein künstliches Kniegelenk bestenfalls ganz verhindert werden. Meistens gelingt aber eher die Aufschiebung der Implantation einer Knie-Endoprothese weiter in die Zukunft.

Bei sehr jungen Patienten und geringer einseitiger Knorpelschädigung im Kniegelenk wird die Beinachse geradegestellt. Knorpelreparaturverfahren können unterstützend für die geschädigte Seite eingesetzt werden. Bei starker Schädigung einer Gelenkseite wird die Achse leicht überkorrigiert. Dadurch entfällt eine höhere Belastung auf die bisher gesunde Seite.

Über viele Jahre wurde für die Korrektur ein entsprechender Knochenkeil am Oberschenkel- oder Unterschenkelknochen entnommen (zuklappende OP-Technik, Korrekturosteotomie). In den letzten Jahren haben sich neue aufklappende Techniken entwickelt. Der entstehende Osteotomiespalt wird mit entsprechenden Platten aufgehalten. Der Spalt wird entweder offengelassen oder mit körpereigenem, körperfremdem oder synthetischem Knochenmaterial aufgefüllt.

Gerade für die präzise Korrektur der Beinachse haben sich Navigationsgeräte (z.B. OrthoPilot®, Aesculap) bewährt. Hiermit kann intraoperativ die entsprechende Korrektur eingestellt und kontrolliert werden.

Korrektur von Bänderinstabilitäten

Sind die Bänder im Kniegelenk nicht stabil, kann es ebenfalls zu einer erhöhten Abnutzung kommen. In der Folge können Knorpel und Knochen auf der lockeren Seite im Kniegelenk geschädigt werden.

Den Kreuzbändern fällt dabei eine besonders wichtige stabilisierende Rolle zu. Bestehen hier Instabilitäten, müssen diese vor oder während einer Knorpeltherapie operativ stabilisiert werden. Ansonsten werden durch höhere Druck- und Scherkräfte der Meniskus und die Knorpelschicht stärker belastet.

Der Meniskus hat eine wichtige gelenkschützende und druckmindernde Funktion im Kniegelenk. Daher sollte er bei knorpelregenerativen Eingriffen möglichst erhalten bleiben oder genäht werden. Defekte von mehr als 1/3 des Meniskus verschlechtern das Ergebnis einer Knorpelregeneration deutlich. Durch vermehrten Knorpelabrieb kann so eine frühzeitige Arthrose entstehen. Schmerzen, Entzündung und Schwellung des Kniegelenks sind die Folge.

Quellen

  • MFX = Mikrofrakturierung (Gudas 2012, Steadman 2003, Goyal 2013, Knutsen 2016, Gobbi 2014, Orth 2019, Ulstein 2014, Pellegrino 2016, Solheim 2020)
  • OCT (Ekman 2018, Cognault 2015, Filardo 2015, Solheim 2017, Gudas 2006,Mithofer 2009)
  • ACT/mACT ( Aldrian 2014, Niethammer 2020, Kreuz 2019, Ebert 2020, Andriolo 2021, Roffi 2020)
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