Sportchirurgie - Medizinische Experten

Die Sportchirurgie bildet ein Spezialgebiet der Sportmedizin, das sich mit Diagnose, Behandlung und Prävention von Sportverletzungen beschäftigt. Im Zentrum stehen dabei unter anderem Knochenbrüche sowie Risse von Bändern und Sehnen, die eines chirurgischen Eingriffs bedürfen.

Wichtige Informationen zu Therapieformen und mehr sowie Spezialisten für Sportchirurgie finden Sie im Folgenden.

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Sportchirurgie - Weitere Informationen

Was versteht man unter Sportchirurgie?

Die Sportchirurgie beinhaltet alle operativen Eingriffe zur Behandlung von Verletzungen, die durch Sport ausgelöst werden. Sicherlich sind primär Patienten betroffen, die Sport hochleistungsmäßig betreiben, zum Beispiel Profisportler. Aber auch Breitensportler können Verletzungen im Rahmen von sportlichen Aktivitäten erleiden, hier dann allerdings in aller Regel im Rahmen von Unfällen, Übertraining oder Wettkämpfen.

Welche Organe sind typischerweise betroffen?

Folgende Gewebe und Organe können von Sportverletzungen und sportbedingten Erkrankungen betroffen sein:

  1. Knochen und Gelenke
  2. Sehnen
  3. Muskeln
  4. Gefäße 
  5. Herz
  6. Lunge

Welche Ärzte kümmern sich um Sportverletzungen?

Am häufigsten von Sportverletzungen betroffen ist sicherlich der Bewegungsapparat. Hier treten knöcherne Verletzungen (Knochenbrüche oder Ausrisse von Muskel- und Sehnenansätzen) auf, außerdem Muskelfaserrisse oder Einklemmungen von Gelenkanteilen (zum Beispiel im Bereich des Kniegelenks die Kniegelenkszwischenscheiben = Meniskus). Diese Verletzungen treten meistens plötzlich und im Rahmen eines Unfallereignisses auf.

Daher sind in aller Regel zunächst ein Unfallchirurg, Orthopäde sowie im Akutereignis die Notaufnahme eines Krankenhauses die erste Anlaufstelle. Unfallchirurgen sind Fachärzte für unfallbedingte Erkrankungen und haben daher oft auch eine Zusatzqualifikation in der Sportmedizin. Sie führen im Bedarfsfall bei Notwendigkeit auch Operationen durch, die unter dem Überbegriff sportchirurgische Eingriffe zusammengefasst werden können.

Aber auf andere Fachärzte kümmern sich um sportbedingte Erkrankungen. Hier sind beispielsweise Herzspezialisten (Kardiologen), speziell Sportkardiologen, zu nennen, die sich unter anderem um sportbedingte Herzvergrößerungen oder -schwächen kümmern.

Des Weiteren sind Gefäßchirurgen bei Erkrankungen der Schlagadern und Venen gefragt, um Durchblutungsprobleme zu vermeiden beziehungsweise zu vermindern. Teilweise sind hierfür auch größere Operationen notwendig, wie die Ausschälung von verschlossenen Gefäßen oder die Anlage von Umgehungskreisläufen (Bypässen).

Im Gegensatz zu Sporterkrankungen des Bewegungsapparates, die in aller Regel durch einen Unfall verursacht werden, entstehen sportassoziierte Erkrankungen des Herzkreislaufsystems hingegen in aller Regel über einen längeren Zeitraum. Gründe hierfür sind die außergewöhnliche körperliche Belastung mit trainingsbedingter Überbeanspruchung des Herzens sowie der Gefäße. Auch plötzliche Erkrankungen sind hier möglich, allerdings eine Seltenheit.

Letztlich sind auch Lungenerkrankungen zu nennen, die sportassoziiert allerdings eine Seltenheit darstellen. Als Risikogruppen hierfür sind u.a. Tauchsportler zu nennen, die sich während des Trainings und Wettkampfes besonderen Belastungen für das Lungengerüst aussetzen müssen. 

Können Sportler auch Erkrankungen der Gefäße haben?

Ja, auch wenn die meisten Gefäßerkrankungen in unserer Bevölkerung bei älteren Patienten mit hohem Blutdruck, hohen Blutwerten, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen auftreten, gibt es auch Gefäßerkrankungen bei sportlichen, jungen und sehr athletischen Patienten. Die meisten Gefäßerkrankungen sind folglich durch unseren Lebensstil und die resultierende Gefäßverkalkung (Atherosklerose) bedingt.

Die Ursache für Gefäßerkrankungen bei Sportlern sind hingegen entweder Unfälle, bei denen es zu einem Einriss oder zur Durchtrennung von Gefäßen kommt, z.B. bei der Verenkung (Luxation) oder einem Bruch des Kniegelenks. Desweiteren sind die chronische Belastung durch den Sport zu nennen, die allerdings dann nur an bestimmten Stellen auf die Schlagadern einwirkt. Zum Beispiel gibt es Gefäßerkrankungen bei Radrennfahrern, die im Becken auftreten und dadurch entstehen, dass der Athlet ständig vorn über geneigt und mit einer sehr hohen Frequenz das Hüftgelenk beugt und streckt. Im Laufe der Zeit kann es dann zu einer Verengung oder einem Verschluss der Beckenschlagader kommen, wodurch der Sportler bei Belastung Muskelschmerzen in Gesäß sowie der Hüfte verspürt, die unter Ruhebedingungen vollständig verschwunden sind. Diese Erkrankung nennt sich iliakale Endofibrose.

Machen Sportchirurgen auch Behandlungen ohne Operation?

Neben den operativen Eingriffen gehören viele weitere Behandlungsverfahren zur Sportchirurgie, wodurch Verletzungen im Idealfall vermieden werden, bevor sie entstehen.

Neben der Diagnose, Behandlung und Rehabilitation bei bereits auftretenden Schäden und Verletzungen widmen sich Sportchirurgen daher auch der Frage nach effektiven präventiven Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem

  • ein umfassendes Aufwärmen
  • angemessene Ausstattung wie Kleidung und Schuhwerk sowie
  • eine gelenkschonende Ausübung der jeweiligen Sportart.

Die Botschaft an aktive Menschen lautet daher grundsätzlich, bei der Vorbereitung besonders gewissenhaft zu sein. Die Mühe lohnt sich, denn das Verletzungsrisiko sinkt auf diese Weise erheblich. 

Wann lohnt sich der Weg zum Sportchirurgen?

Leiden Sie nach sportlicher Betätigung unter Schmerzen? Oder kommt es an bestimmten Stellen zu Schwellungen, Rötungen und Erhitzung? Können Sie einen konkreten Auslöser für Ihre Beschwerden benennen, sind Sie beispielsweise gefallen, mit jemandem oder etwas zusammengestoßen oder nach einem Sprung falsch „gelandet“?

Haben Sie Schmerzen in der Muskulatur, zum Beispiel am Oberschenkel und Gesäß, die bei maximaler Belastung beim Radfahren auftreten und in Ruhe komplett verschwinden?

Können Sie eine oder mehrere dieser Fragen bejahen, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Sportunfall. Prellungen, Frakturen und Risse sind in dieser Kategorie keine Seltenheit.

Letztendlich entscheidet die Diagnose darüber, ob ein chirurgisches Eingreifen beispielsweise in Form von einer Operation erforderlich ist oder alternative Therapieformen wie Ruhigstellen, die Behandlung mit schmerzlindernden und abschwellenden Salben etc. genügen.

Welche Sportverletzungen durch Unfälle kommen häufiger vor?

Je nach Sportart sind bestimmte Partien des menschlichen Körpers besonders gefährdet.

Ursachen für Brüche des Ellenbogens sind gerade in fortgeschrittenem Alter oftmals einfache Stürze im Alltag. Hier liegt dann allerdings bereits eine altersbedingte Knochenschwäche (Osteoporose) vor. Bei Kindern und Jugendlichen wiederum treten sie meist infolge von schwereren Unfällen beim Reiten, Radfahren und Skilaufen auf.

Das Knie ist ebenso wie der Fuß bereits ohne gezielte sportliche Betätigung täglich einer übermäßig hohen Belastung ausgesetzt. Sowohl Verschleißerscheinungen als auch Unfälle, die das Knie beispielsweise verdrehen, können unter anderem zu einem Meniskusriss oder Kreuzbandriss führen.

Ob unebener Boden oder Sport: Knickt Ihr Fuß auf unvorteilhafte Weise um, so wird häufig das Sprunggelenk in Mitleidenschaft gezogen. Diagnose und Behandlung damit einhergehender Sprunggelenksfrakturen sind ebenfalls Aufgabe des Sportchirurgen.

Experten rechnen auch Schultern und Hüften zu den Körperstellen, die bei bestimmten Sportarten einem besonderen Verletzungsrisiko ausgesetzt sind. Neben Knochenbrüchen sind beispielsweise auch eine Schultergelenkssprengung sowie ein Riss der Rotatorenmanschette denkbar.

Welche Untersuchungen werden in der Sportchirugie durchgeführt?

Diagnose und Behandlung von Sportverletzungen erfolgen häufig durch den Einsatz medizinischer, sozial- und naturwissenschaftlicher Methoden. Erste Anhaltspunkte über Art und Ausmaß der jeweils vorliegenden Beschwerden erhält der Sportmediziner durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Mithilfe gezielter Fragen werden Symptome und mögliche Ursachen der Verletzung geklärt.

Im Anschluss daran folgt eine gründliche Untersuchung, die häufig um bildgebende Verfahren ergänzt wird. Besteht beispielsweise der Verdacht auf einen Knochenbruch, so erweist sich eine Röntgenaufnahme als bestes Mittel für einen eindeutigen Befund sowie die Einleitung gezielter therapeutischer Maßnahmen. Auch eine Kernspintomographische Untersuchung wird häufig durchgeführt, um Gewebeschäden darzustellen.

Welche Therapieverfahren gibt es?

Die Wahl von Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen variiert je nach Beschwerdebild und Intensität der Symptome. Generell kann der Sportmediziner zwischen konservativen Maßnahmen wie einer Ruhigstellung der betroffenen Körperpartien sowie einem operativen Eingriff wählen. Letzterer wird in der Regel erst durchgeführt, wenn konservative Verfahren keinen Erfolg gezeigt haben oder im Einzelfall wenig Sinn machen.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Verfahren und Behandlungstechniken wiederum hält auch für die Sportchirurgie sanftere Alternativen bereit. Arthroskopische Gelenkoperationen beispielsweise überzeugen bereits heute aufgrund ihres minimal-invasiven, schonenden und risikoarmen Eingriffs.

Neben der Behandlung akuter Verletzungen muss ein Sportmediziner auch über die notwendige Vorausschau verfügen, um beispielsweise zeitnah nach einer Operation eine angemessene Physiotherapie in die Wege zu leiten. Ziel ist hier die möglichst rasche Gesundung des Patienten durch eine optimale funktionelle Anschlussbehandlung.

Wo finde ich einen Sportchirurgen?

Sie sind auf der Suche nach einem Sportchirurgen? Generell sind Fachärzte der Sportchirurgie unter anderem in einer niedergelassenen Praxis, Krankenhäusern oder Reha-Kliniken zu finden. Besonders verbreitet ist dabei das Dreiergespann aus OrthopädieUnfallchirurgie und Sportmedizin, das in Bezug auf Diagnose und Therapie mit einer besonders großen Vielfalt punktet. Aber auch Gefäßchirurgie, Angiologie und Kardiologie sind nicht selten involviert.

Viele Arztpraxen, die einen derartigen Schwerpunkt setzen, haben beispielsweise auch eine Zulassung, um Kassenpatienten im Falle von Arbeits- oder Schulunfällen zu behandeln. Der Weg ins Krankenhaus bleibt Betroffenen in diesem Fall folglich erst einmal erspart.

Ein weiteres mögliches Tätigkeitsfeld ist die öffentliche Arbeit in Institutionen, Organisationen und Vereinen. Neben primär klinischen Berufen kann ein Sportmediziner auch eine akademische Laufbahn mit dem Schwerpunkt auf Forschung und Lehre wählen. Dies erfolgt dann meistens im Rahmen einer Tätigkeit an einer Universitätsklinik.

Sportchirurgie als essentieller Bestandteil der Sportmedizin: ein Fazit

Die vorangegangenen Absätze haben die Komplexität des Aufgabenbereiches von Sportmedizinern deutlich gemacht. Zwar geht es in der Sportchirurgie in erster Linie um operative Eingriffe, jedoch darf sie nicht losgelöst von anderen Verfahren zur Diagnose und Therapie von Sportverletzungen gesehen werden.

In der Praxis arbeiten Sportchirurgen unter anderem mit Reha-Kliniken zusammen, um ihren Patienten eine optimale und erfolgsversprechende Behandlung zu bieten.

Mit Blick auf die kontinuierliche sportchirurgische Forschung dürfen Sie auch in Zukunft neue Verfahren erwarten, die sowohl die Erfolge chirurgischer Eingriffe erhöhen als auch das damit einhergehende Risiko auf ein Minimum reduzieren.

Es lohnt sich folglich, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen. Gehören Sie zu den Betroffenen, verlieren Sie nicht den Mut. Schließlich bedeutet die fortwährende Weiterentwicklung bereits bewährter Methoden und Erkenntnisse auch Hoffnung auf die Entdeckung einer für Sie bestmöglichen Therapievariante.

Quellen

Holger HW Gabriel: Einführung in die Sportmedizin: Themen, Inhalte, Methoden und Stand der Forschung in: Bewegung, Training, Leistung und Gesundheit, herausgegeben von Arne Güllich und Michael Krüger, Seite 1-23. Abgerufen am 20. 10. 2021 von https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007%2F978-3-662-53386-4_14-1.

Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention – DGSP. Homepage.https://www.dgsp.de. Abgerufen am 20. 10. 2021.

European Association of Sports Medicine Associations. Homepage. https://www.efsma.org/sports-medicine/main-goal.html. Abgerufen am 20.10. 2021.

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