Ventrikelseptumdefekt: Informationen & Ventrikelseptumdefekt-Spezialisten

01.09.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Der Ventrikelseptumdefekt ist auch als Kammerseptumdefekt bekannt. Darunter versteht man ein Loch zwischen den beiden Herzkammern in der Herzscheidewand. Die Erkrankung zählt zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern. Die meisten Patienten sind daher Säuglinge und Kinder in den ersten Lebensjahren.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ventrikelseptumdefekt-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: Q21.0

Artikelübersicht

Ventrikelseptumdefekt – der angeborene Herzfehler

Zur Begriffserklärung: Der medizinische Ausdruck Ventrikel umfasst die beiden Herzkammern. Septum bezeichnet die Herzscheidewand. Der Begriff Defekt kennzeichnet einen Fehler, in diesem Fall das Loch in der Herzscheidewand.

Entsprechend der anatomischen Lage werden drei Defekte unterschieden:

  • Membranöser Ventrikelseptumdefekt: Häufigste Form von Defekten der Herzkammerscheidewand. Das Loch manifestiert sich im membranartigen oberen Teil der Scheidewand.
  • Perimembranöser Ventrikelseptumdefekt: Das Loch befindet sich im membranartigen und im muskulösen Anteil der Scheidewand.
  • Muskulärer Ventrikelseptumdefekt: Defekt im Herzmuskelanteil der Scheidewand. Er weist oftmals mehrere Löcher auf.

Die Hauptaufgabe des Herzens ist es, sauerstoffarmes Blut aus dem Körper durch die Lungen zu pumpen. Das Blut gelangt danach mit Sauerstoff angereichert wieder zurück zum Herzen. Von der linken Herzkammer aus wird es wieder in den Körperkreislauf gepumpt.

Der Druck in der linken Herzkammer ist höher als der Druck in der rechten Herzkammer, die für den Lungenkreislauf maßgeblich ist.

Ein Ventrikelseptumdefekt bedeutet, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Herzkammern gibt. Dadurch fließt das sauerstoffreiche Blut von der linken Herzkammer wieder in die rechte Herzkammer zurück. Dieses Blut wird dann gemeinsam mit dem sauerstoffarmen Blut aus dem Körperkreislauf in den Lungenkreislauf gepumpt.

Die Umkehr des Blutflusses ist auch unter dem medizinischen Fachbegriff Eisenmenger-Reaktion bekannt. Der Vorgang belastet das Lungengefäßsystem, die Herzkammern sowie das gesamte Herz stark.

Herz-Kreislaufsystem
Schematische Darstellung des menschlichen Kreislaufsystems © LuckySoul | AdobeStock

Symptome eines Ventrikelseptumdefektes

Das Ausmaß der Belastung ist von der Größe des Defektes in der Herzscheidewand abhängig. Ist das Loch sehr klein, kommt es in der Regel nicht zu Beschwerden.

Bei einer größeren Fehlbildung leiden die Säuglinge unter Atemnot und zu schnellem Atmen. Den Kindern fällt das Trinken als zusätzliche körperliche Belastung schwer und sie geraten dabei ins Schwitzen. Außerdem bleiben die Neugeborenen in ihrer allgemeinen Entwicklung zurück. Das äußert sich vor allem darin, dass sie kaum an Gewicht zunehmen.

Darüber hinaus besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, insbesondere der Atemwege. Unbehandelt verursacht der chronische Sauerstoffmangel

  • blau verfärbte Finger- und Zehenspitzen sowie
  • eine Blaufärbung der Zunge

bei den Kindern.

Ursachen für einen Ventrikelseptumdefekt

Der angeborene Herzfehler ist zumeist auf einen Defekt im Erbgut zurückzuführen. Durch eine Fehlentwicklung des Embryos verläuft das Wachstum der Herzkammern fehlerhaft.

Verantwortlich dafür kann eine Infektion im Verlauf der Schwangerschaft sein, wie zum Beispiel

  • Röteln oder
  • Viren der Herpes-Gruppe.

Als weitere Ursache kommen während der Schwangerschaft konsumierte schädigende Stoffe in Betracht, etwa

  • Medikamente oder
  • Alkohol.

In den meisten Fällen sind jedoch keine spezifischen Ursachen erkennbar.

Wie wird der Ventrikelseptumdefekt diagnostiziert?

Für die Diagnose stehen dem Kinderarzt oder dem Kinderkardiologen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Abhören: Mit Hilfe des Stethoskops werden Veränderungen der Herzgeräusche bereits bei Babys erkannt
  • Ultraschalluntersuchung: Eine spezielle Form des Ultraschalls, die Echokardiographie, stellt den Blutstrom des Herzens dar
  • EKG: Das EKG dient der Erfassung der Herzströme und der Belastung des Herzens
  • Röntgen: Röntgenbilder des Brustraums ermöglichen die Beurteilung der Herzgröße und der Lage des Herzens

Können diese Diagnosemethoden die Löcher nicht ausreichend genau nachweisen, sind weitere, noch präzisere Untersuchungen notwendig. Dazu gehören die Magnetresonanztomographie (MRT) sowie die Herzkatheteruntersuchung.

Um zu kontrollieren, wie viel Sauerstoff in das Blut gelangt, ist zudem eine Überwachung der Sauerstoffsättigung erforderlich.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Kleinere Ventrikelseptumdefekte verschließen sich in den ersten Lebensjahren oft von selbst. Falls der Defekt mittelgroße bis größere Ausmaße annimmt, ist eine Operation unumgänglich. Der Eingriff sollte dann so früh wie möglich erfolgen.

Das Kind sollte bis zur Operation keinen größeren körperlichen Belastungen ausgesetzt sein. Der Arzt kann bis dahin außerdem eine Therapie mit Medikamenten veranlassen. Sie erleichtert dem Herzen die Arbeit und mindert die Beschwerden des Kindes.

Die Operation kann nicht am schlagenden Herzen durchgeführt werden. Das Herz muss dafür stillgelegt werden. Daher wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Diese übernimmt für die Dauer der Operation die Funktion des Herzens. Sie reichert das Blut mit Sauerstoff an und pumpt es in den Körper.

Zunächst eröffnet der Chirurg den Brustkorb und den rechten Herzvorhof. Dann behandelt er das Loch in der Herzscheidewand durch die Herzklappe hindurch zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer.

Das Loch wird entweder vernäht oder mit einem aus Kunststoff bestehenden Flicken versehen. Bei kleineren Defekten kann das Loch mithilfe eines Katheters mit einem Schirmchen verschlossen werden. Das Schirmchen wird durch die Leistenvene bis zur entsprechenden Stelle im Herzen gebracht.

Nach der Operation wird der Patient auf einer Intensivstation überwacht.

Prognose nach der operativen Therapie

Dank der hochentwickelten Medizin kommt es heute kaum noch zu Komplikationen. Dem Kind geht es bereits wenige Tage nach der Operation besser. Es kann wieder normal atmen und holt nun auch Gewichtsdefizite schnell auf. Bei älteren Kindern kann in Abstimmung mit dem Arzt leichte sportliche Betätigung für den Verlauf der Genesung nützlich sein.

Im Laufe seines weiteren Lebens unterliegt das Kind keinen körperlichen Einschränkungen. Die OP ermölglicht eine normale

  • Lebensqualität,
  • Berufswahl oder
  • Schwangerschaft.

Die Lebenserwartung des Kindes unterscheidet sich nicht von der herzgesunder Menschen. Dennoch sind lebenslange Kontrolluntersuchungen der Herzfunktion, insbesondere der Herzkammern, notwendig.

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