Spermiogramm: Information & Spermiogramm-Spezialisten

05.09.2022
PD Dr. med. Melanie Henes
Medizinische Fachautorin

Unter einem Spermiogramm versteht man die Kontrolle verschiedener Parameter des männlichen Ejakulats. Durch einen Abgleich der Daten mit Normwerten lassen sich Aussagen zu seiner Zeugungsfähigkeit tredden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für die Erstellung eines Spermiogramms.

Empfohlene Spermiogramm-Spezialisten

Artikelübersicht

Was ist ein Spermiogramm?

Ein Spermiogramm ist das Ergebnis einer Untersuchung der männlichen Samenflüssigkeit (Ejakulat). Das Ejakulat wird auf verschiedene Normwerte überprüft, die von der World Health Organization (WHO) festgelegt wurden. Ziel ist, die Fruchtbarkeit des Mannes zu beurteilen.

Bei den Normwerten handelt es sich um weltweit gültige Richtwerte zur Beurteilung und Vergleichbarkeit der Qualität und Quantität der im Ejakulat enthaltenen Spermien.

Das Ejakulat wird dabei auf unterschiedliche Parameter untersucht. Dazu gehören zum Beispiel

  • das Volumen (Menge) und der PH-Wert des Ejakulats,
  • die Spermiendichte,
  • die Spermienmotilität (Beweglichkeit),
  • die Morphologie (äußere Form) und
  • die Vitalität (Lebendigkeit).

Ursachen für eine Zeugungsunfähigkeit des Mannes können etwa

  • eine unzureichende Qualität oder
  • eine zu geringe Spermienkonzentration

sein.

Wann wird ein Spermiogramm erstellt?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, ein Spermiogramm durchführen zu lassen. Oft ist es ein unerfüllter Kinderwunsch, der Paare dazu veranlasst, ihre Zeugungsfähigkeit zu überprüfen. Nach ein bis zwei Jahren, in denen sich keine Schwangerschaft einstellt, ist der Gang zum Arzt gerechtfertigt.

Die Ursache für eine ungewollte Kinderlosigkeit kann sowohl beim Mann als auch der Frau zu finden sein.

Das Spermiogramm gibt Aufschluss über eine eventuelle Unfruchtbarkeit des Mannes. Das betroffene Paar kann sich danach ggf. den Methoden der künstlichen Befruchtung, wie

zuwenden.

Künstliche Befruchtung
Mittels künstlicher Befruchtung ist oft doch noch eine Schwangerschaft möglich © koya979 | AdobeStock

Mittels Spermiogramm lässt sich auch der Erfolg einer durchgeführten Vasektomie (Sterilisation) kontrollieren. So erlangt der Mann absolute Sicherheit über die dauerhafte Unfruchtbarkeit und damit den Erfolg des Eingriffs.

Wie wird ein Spermiogramm erstellt?

Spermiogramme werden in der Regel von Experten für Reproduktionsmedizin und/oder Andrologen durchgeführt.

Für ein aussagekräftiges Spermiogramm darf der Mann drei Tage lang keinen Samenerguss haben. Im Anschluss gibt er mittels Masturbation eine Spermaprobe ab. Diese Karenzzeit schließt eine Einschränkung der Qualität durch eine zu kurze oder zu lange Abstinenz aus. Dadurch werden die Ergebnisse vergleichbar.

Die Abgabe des Ejakulats erfolgt unter keimfreien Bedingungen in einen sterilen Behälter. Der Patient kann die Samenprobe beim Experten vor Ort in dafür bereit gestellten Räumlichkeiten abgeben. Ist ihm das unangenehm, ist das auch zu Hause in der gewohnten Umgebung möglich. Die Probe muss danach aber schnell zum Experten gelangen. Sie sollte bei der Erstellung des Spermiogramms nicht älter als 30-60 Minuten sein.

Anschließend erfolgt eine makroskopische und mikroskopische Untersuchung. Am Ende der Untersuchung erfolgt der Vergleich der Samenqualität mit den zu Grunde liegenden Normwerten der WHO. Das ermöglicht verlässliche Aussagen zur Fruchtbarkeit des Patienten.

Was wird bei einem Spermiogramm untersucht?

Bei einem Spermiogramm wird zunächst eine makroskopische Untersuchung durchgeführt. Die Untersuchung der Samenflüssigkeit erfolgt dabei ohne das Mikroskop als Hilfsmittel. Untersucht werden unter anderem

  • Volumen,
  • Geruch,
  • Farbe,
  • Viskosität und
  • pH-Wert

des Ejakulats.

Danach schließt sich eine genauere Untersuchung unter dem Mikroskop an. Bei dieser mikroskopischen Untersuchung wird eine kleine Menge des Ejakulats unter standardisierten Bedingungen mittels Mikroskop ausgewertet.

Näher betrachtet werden unter anderem die

  • Gesamtanzahl,
  • Konzentration und
  • Beweglichkeit

der Spermien.

Sperm stained.JPG
Eingefärbte Spermaprobe unter dem Lichtmikroskop © Bobjgalindo - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Makroskopische Analyse der Samenflüssigkeit

Nachfolgende Merkmale werden bei der makroskopischen Untersuchung überprüft:

  • Verflüssigungszeit: Kurz nach dem Austritt aus den Samenwegen ist das Ejakulat zunächst zähflüssig. Es verflüssigt sich nach einer halben Stunde wieder. Findet diese Verflüssigung nicht statt, wird von einer Hyperviskositätsstörung gesprochen.
  • Volumen: Das Volumen sollte laut WHO bei mindestens 1,5 ml pro Ejakulation liegen. Eine zu geringe Spermamenge weist auf fehlendes Samenblasensekret hin. Das Samenblasensekret nimmt normalerweise ungefähr 2/3 der Samenflüssigkeit ein. Die Ursache für ein zu geringes Ejakulatvolumen können verschlossene Spritzkanäle aus den Samenbläschen sein.
  • Farbe: Gesundes Sperma hat eine weißlich trübe Färbung. Verfärbungen können unterschiedliche Ursachen haben: Gelblich weist auf eine Infektion hin. Rötlich auf vorhandene rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Bräunlich kann zum Beispiel auf Blutbeimengung hindeuten.
  • pH-Wert: Der pH-Wert der Samenflüssigkeit sollte laut WHO zwischen 7,2 und 8 liegen. Ist der Wert höher, so kann dies die Folge aus einer Infektion sein. Geringere Werte können sich aus einer Missbildung oder einem Verschluss des Samenleiters, der Samenblase oder des Nebenhodens ergeben.

Mikroskopische Analyse der Samenflüssigkeit

Im Rahmen der mikroskopischen Untersuchung wird

  • die Gesamtanzahl der Spermien pro Ejakulat,
  • die Konzentration der Spermien pro Milliliter des Ejakulats sowie
  • die Beweglichkeit (Motilität) und Lebendigkeit (Vitalität) überprüft.

Außerdem wird untersucht,

  • innerhalb welchem Zeitraum sich das Ejakulat verflüssigt und
  • wie die äußere Form (Morphologie) der Spermatozoen aussieht.

Eine Unfruchtbarkeit ist ausgeschlossen, wenn die Samenflüssigkeit folgende Normwerte erfüllt:

  • Die Spermaprobe sollte eine Gesamtanzahl von 39 Millionen Spermien haben.
  • Pro Milliliter sollte die Konzentration der Spermien bei 15 Millionen liegen.
  • Die Beweglichkeit der Spermien sollte bei mindestens 40 Prozent liegen (Totale Motilität).
  • 32 Prozent der Spermatozoen sollte schnell vorwärtsbeweglich sein (Progressive Motilität).
  • Die Vitalität der Samenzellen sollte bei mindestens 58 Prozent liegen.
  • Der Zeitraum bis zur Verflüssigung sollte bei 15 bis 30 Minuten liegen.

Bei allen genannten Werten handelt es sich um Mindestwerte.

Samenzellen weisen zudem normalerweise

  • einen ovalen Kopf,
  • ein kurzes Mittelstück und
  • ein Schwanzstück

auf. Ein krankhaftes Spermium weicht in seiner äußeren Form von dieser Norm ab. So kann es beispielweise sein, dass der Kopf zu klein ist und sich Schäden am Mittel- und Schwanzstück finden lassen.

Generell darf der Anteil an normal geformten Spermien nicht unter vier Prozent fallen.

Des Weiteren sollte die Samenflüssigkeit nach WHO weniger als eine Million Leukozyten (weiße Blutkörperchen) pro Milliliter enthalten. Leukozyten im Ejakulat können die Folge aus einer Entzündung der Samenleiter sein.

Auswertung eines Spermiogramms

Die Ergebnisse des Spermiogramms werden zur Fruchtbarkeitsbestimmung mit den beschriebenen Normwerten der WHO verglichen. Eine normale Fruchtbarkeit beziehungsweise Zeugungsfähigkeit setzt voraus, dass die Qualität der Samenflüssigkeit des Patienten diesen Werten entspricht. Ist das der Fall, ist damit die uneingeschränkte Zeugungsfähigkeit gewährleistet.

Eine Unfruchtbarkeit kann verschiedene Ursachen haben:

können Entzündungen der Samenwege verursacht haben oder deren Verschluss verursachen. Krampfadern am Hoden können zur Überwärmung des Hodens führen. Das führt zu einer dauerhaften Schädigung der Spermien.

Umwelteinflüsse wie

  • Rauchen,
  • erhöhter Alkoholkonsum und
  • Stress

wirken sich ebenfalls negativ auf die Spermienqualität aus.

Weist ein von der Norm abweichender Wert auf eine Unfruchtbarkeit hin, muss das noch nichts bedeuten. Nach etwa zwei Monaten wird eine erneute Analyse des Spermas durchgeführt. Damit lässt sich ein bestehender Verdacht auf eine eingeschränkte Fruchtbarkeit bestätigen oder ausräumen.

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